Lesen, diskutieren, signieren: Prager Buchmesse hat eröffnet

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Seit Donnerstag steht allen Lesern wieder die „Welt der Bücher“ offen. Svět knihy heißt die größte tschechische Buchmesse. Ausgerichtet wird sie im Industriepalast im Prager Stadtteil Holešovice. Das Gastland in diesem Jahr ist Ägypten. Daneben präsentiert sich auch deutschsprachige Literatur in den Messehallen, ein Schwerpunkt liegt außerdem auf Kinder- und Jugendliteratur. Eva Vondálová ist Leiterin der Bibliothek des Prager Goethe-Instituts und gibt einen Ausblick auf die bevorstehenden Messetage.

Eva Vondálová  (Foto: Archiv des Goethe-Instituts)
Frau Vondálová, Sie sind gerade mittendrin, denn auch das Goethe-Institut präsentiert sich seit Jahren auf der Prager Buchmesse. In den nächsten Tagen kann man Sie vermutlich rund um die Uhr dort antreffen…

„Genau. Wir sind mit Kollegen hier am Stand und präsentieren die Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt. Und außerdem auch die Autoren aus der Reihe ‚Das Buch‘, die am Freitag und Samstag auf der Buchmesse lesen.“

Gastland ist in diesem Jahr Ägypten, daneben gibt es aber noch weitere Hauptthemen der Buchmesse. Welche sind das in diesem Jahr?

„Ein großes Thema ist die literarische Diaspora. Das heißt, es geht um Tschechen, die im Ausland leben, aber weiterhin tschechisch schreiben oder sich für Tschechien einsetzten. So kommt unter vielen anderen Patrik Ouředník, der seit langem nicht mehr in Prag zu sehen war. Außerdem haben wir einen spannenden Schwerpunkt zur Kinder- und Jugendliteratur. Dazu gibt es auf der Messe eine Ausstellung der internationalen Jugendbibliothek München. Sie stellt Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendliteratur aus 60 Ländern vor. Es sind 200 Bücher, die Kollektion heißt ‚The White Ravens’. Auch einen Vortrag zu den Auswahlkriterien steht auf dem Programm. Dass diese Bibliothek hier vertreten ist, ist wirklich sehr schön. Es ist eine ganz besondere Einrichtung, die sich in Deutschland wie auch international für Kinder- und Jugendliteratur einsetzt. Wir hatten schon gemeinsame Projekte, und es ist toll, dass die Bibliothek nun in diesem großen Rahmen hier vorgestellt wird.“

Stand des Goethe-Instituts  (Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Außerdem haben Sie deutschsprachige Autoren eingeladen, also, ganz wichtig, nicht nur deutsche Autoren, sondern aus allen deutschsprachigen Ländern. Da kommen am Freitag gleich drei recht bekannte Autoren aus der Schweiz, aus Deutschland und aus Österreich. Können Sie uns die drei vorstellen und auch sagen, welche Bücher sie im Gepäck haben?

„Die Autoren lesen im Rahmen der Veranstaltung ‚Das Buch‘, die wir gemeinsam mit österreichischen und schweizerischen Kollegen vorbereiten. Am Freitag kommt Charles Lewinsky, der die Übersetzung seines Romans ‚Gerron‘ vorstellt. Dann Thomas Brussig, der seit längerer Zeit in diesem Frühjahr einen neuen Roman vorlegt, er heißt ‚Das gibts in keinem Russenfilm‘. Zum dritten tritt am Freitag Michael Stavarič auf und stellt die Übersetzung seines Romans ‚Königreich der Schatten‘ vor. Die Autoren lesen, diskutieren und sind für Signierstunden auch am Stand des Goethe-Instituts anzutreffen.“

Stefanie de Velasco  (Foto: Amrei-Marie,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Und am Samstag geht es weiter, vielleicht mit nicht ganz so bekannten, aber nicht weniger interessanten Autoren, die aus unterschiedlichen Genres kommen…

„Genau, da haben wir versucht, mehr auf das junge Publikum zu zielen, und haben auch Autoren und Geschichten ausgesucht, die Jugendliche in den Vordergrund stellen. Das ist zum einen Alice Gabatuhler, eine Schweizer Autorin. Sie kommt mit dem bereits prämierten Buch ‚No way out‘. Das ist ein Thriller, es geht um junge Menschen in Grenzsituationen. Er ist sehr spannend, genauso der Roman der deutschen Autorin Stefanie de Velasco. Sie liest aus ihrem Roman ‚Tigermilch‘. Das Buch ist bereits auf Tschechisch erschienen und wurde auch für den deutschen Jugendbuchpreis nominiert. Die Geschichte spielt in Berlin im Migranten-Milieu. Es geht sehr stark um gespannte Beziehungen und Gewalt, gerade auch aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe. Zuletzt kommt Markus Köhle. Das ist einer der bekanntesten österreichischen Slam-Poeten. Er wird am Samstag sein Programm zeigen.“


Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Die Buchmesse ‚Svět knihy‘ läuft in Prag bis zum Sonntag. Tagestickets kosten am Freitag und Samstag 100 Kronen (ca. 3,60 Euro), für Studierende nur die Hälfte. Am Sonntag zahlen alle Gäste nur 50 Kronen (1,80 Euro). Alle weiteren Informationen im Internet unter www.svetknihy.cz, sowie zur deutschsprachigen Veranstaltungsreihe unter www.dasbuch.cz

Autor: Annette Kraus
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