Liebe Staaten, alles Gute!

Foto: Europäische Kommission
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Beste Wünsche zum neuen Jahr haben Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, vermutlich in ausreichender Zahl erhalten. Nun neigt sich die erste Woche dieses Jahres bereits wieder ihrem Ende zu. Der weihnachtliche Rückzug ins Private, die verschlafene Woche danach, und schließlich die Silvesterlaune im Freundes- oder Familienkreis sind Vergangenheit. Seit Dienstag erscheinen die Zeitungen endlich wieder in schöner Regelmäßigkeit, die Berufswelt, das öffentliche Leben und auch die Politik melden sich zurück in den meist nicht mehr verkaterten Köpfen.

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Daher wollen wir gerade jetzt nicht aufhören mit dem Wünschen. Warum immer nur Glück und Gesundheit für Einzelne, bestenfalls mit dem Zusatz "und Deiner Familie"? Glück und Gesundheit haben sich schließlich auch unsere Staaten verdient - und die Beziehungen zwischen ihnen.

Was steht 2007 also an in den bilateralen Beziehungen? Das tschechisch-österreichische Verhältnis ist einmal mehr durch den Konflikt um das südböhmische Kernkraftwerk Temelin belastet. Wien erwägt immerhin eine Völkerrechtsklage gegen Tschechien wegen der angeblichen Nichteinhaltung des Melker Protokolls, in dem bestimmte Sicherheitsstandards festgelegt wurden. Den entsprechenden einstimmigen Beschluss des österreichischen Parlaments hat der tschechische Präsident Vaclav Klaus als "skandalös" bezeichnet. Im Vokabular der Diplomatie ein starkes Wort.

Die Beziehungen zwischen Prag und Berlin sind üblicherweise ein bisschen entkrampfter. Aber Deutschland hat im ersten Halbjahr 2007 den EU-Ratsvorsitz inne und steht deshalb unter besonderer Beobachtung, auch vonseiten Tschechiens. Vor der Wiederbelebung der EU-Verfassungsdebatte durch die deutsche Präsidentschaft wurde in Tschechien bereits gewarnt - und zwar von Vaclav Klaus, einem bekanten Kritiker der europäischen Integration.

Aber bei allen echten und konstruierten Nachbarschaftsproblemen, die es in Mitteleuropa gibt und wohl noch lange geben wird, darf auch einmal folgendes gesagt sein: Die tschechisch-deutschen und sogar die tschechisch-österreichischen Beziehungen sind viel besser als ihr Ruf. 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ein Grad an gegenseitigem Vertrauen erreicht, von dem die Menschen in den meisten Gegenden der Welt nur träumen können.

Ich wünsche Deutschland eine erfolgreiche Ratspräsidentschaft. Tschechien und Österreich wünsche ich eine baldige und erfolgreiche Regierungsbildung, damit auch die Diplomatie in stabilem Rahmen arbeiten kann. Den Einwohnern aller drei Länder wünsche ich viel Spaß und neue Freundschaften bei ihren Ausflügen über die gemeinsamen Grenzen. Ab 1. Januar nächsten Jahres brauchen Sie dazu nicht einmal mehr einen Pass.

Ihnen allen also viel Glück für das Jahr 2007. Und Ihrer Familie natürlich auch.