Marie von Ebner-Eschenbach in Wort und Bild – eine Plakatausstellung für eine fast vergessene Autorin

Marie von Ebner-Eschenbach

„Marie von Ebner-Eschenbach in Wort und Bild“ – eine Ausstellung, die den Alltag durchbricht. Sie beschreibt das Leben und Wirken von Marie von Ebner-Eschenbach. Am 9. September wurde sie festlich eröffnet.

Marie von Ebner-Eschenbach
Auf dem Platz der Republik wurden die Passanten am 9. September für kurze Zeit aus ihrem Alltag gerissen. Direkt an der Tramhaltestelle in der Straße Na Poříčí spielte ein Musiker auf seiner Heligonka, einer Art Akkardeon, alte tschechische Schlager. Hinter ihm wurden Plakate angeklebt und Oldřich Lomecký (Top 09), der Bürgermeister des ersten Prager Stadtbezirks, hielt eine Rede. Was ist da wohl passiert? Die Initiatorin, Zuzana sowie ihr Mann der Autor und Dichter Eugen Brikcius eröffneten eine Ausstellung und gehen von verstaubten Galerieräumen auf die offene Straße. Zuzana Brikcius erzählt:

„Unsere Plakatausstellung heißt ‚Maria von Ebner-Eschenbach in Wort und Bild‘. Deswegen befinden sich auf den Plakaten sehr viele Fotos aus ihrer Zeit und Bilder aus ihren Büchern. Aber es gibt in unserer Ausstellung auch eine kleine Kostprobe ihrer Literatur, weil sie in ihrer Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts, in Österreich-Ungarn und in Tschechien sehr berühmt war. Einer der Gründe, warum ich sie präsentieren wollte, war, dass sie sich zusammen mit ihrer Freundin und Schriftstellerin Bertha von Suttner sehr gegen Antisemitismus engagiert hatte.“

Zuzana Brikcius  (Foto: ČT24)
Noch heute ist Maria von Ebner-Eschenbach eine vielgelesene Autorin in Österreich und bildet mit anderen wichtigen Autoren die Pflichtlektüre in den Schulen. Doch in Tschechien wird sie kaum mehr gekannt, so berichtet Zuzana Brikcius. Dies soll nun mit der Plakatausstellung anders werden. Vor allem, weil Maria von Ebner-Eschenbach noch viel mit ihrer Heimat verbindet.

„Maria von Ebner-Eschenbach hat deutsch geschrieben. Sie hat sich aber sehr gut in Mähren orientiert, weil sie die Hälfte ihres Lebens dort verbracht hatte. Auch nach ihrer Heirat mit dem Grafen von Ebner-Eschenbach hat sich dies nicht geändert. Ebenso wurden in Prag ihre Stücke gezeigt und auf die Bühne gebracht. Sie hat dann aber selber sehr schnell erkannt, dass sie keine begnadete Dramatikerin ist. Sie hat sich dann schnell dem Gesellschafts- und dem psychologischen Roman gewidmet. Bis heute haben ihre Werke nichts an ihrer Aktualität verloren. Auch ihre Aphorismen könnten von heute stammen. Man könnte nie erahnen, dass diese Sprüche über 100 Jahre alt sind.“

Foto: Juliane Bloch
Ihre Aphorismen sind im Original geblieben und bieten zu den tschechischen Textpassagen und den kleinen Auszügen ihrer Biografie eine willkommene Abwechslung. So können tschechische und deutsche Fußgänger einen Einblick in das Leben und Wirken von Maria von Ebner-Eschenbach erhalten. Insgesamt gibt es vier Standorte der Plakate. Diese befinden sich nicht nur auf dem Platz der Republik, sondern auch in der Straße Klárov unter der Prager Burg und entlang der Straße U lužického semináře. Damit wird auch an vergangene Fotoausstellungen geknüpft, wie die über Franz Kafka. Dennoch:

„In den letzten Jahren hat sich nichts Wesentliches verändert. Wir wollen immer Musik dabei haben. Zudem bieten wir noch etwas Wein. Wir versuchen auch Menschen dafür zu begeistern, die keinen Bezug mit der Literatur haben. Aber auch das Kulturpublikum soll sich davon angesprochen fühlen.“

Vor allem aber sei es wichtig, dass die Leute sich davon angesprochen fühlen, so Zuzana Brikcius.


Die Plakatausstellung läuft noch bis 19. September. Wer es nicht nach Prag schafft in der Zeit, kann die Ausstellung auch im Internet besichtigen unter: http://www.hornacek.cz/eschenbach

Autor: Juliane Bloch
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