Masaryks deutscher Friedensapell

Tomáš Garrigue Masaryk (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
0:00
/
0:00

Der erste tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrigue Masaryk richtete sich 1932 mit einer Friedensbotschaft an deutsche Schulkinder.

Tomáš Garrigue Masaryk  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Liebe Schülerinnen und Schüler, gewiss hat man euch zu Hause und in der Schule erzählt, wie fürchterlich der Weltkrieg war. Viele Menschen sind gefallen – vielleicht trauern auch bei euch Familien über den Verlust eines teuren Angehörigen, der aus dem Kriege nicht mehr zurückgekehrt ist.“

Mit diesen Worten wendete sich der erste tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrigue Masaryk 1932 über den tschechoslowakischen Rundfunk an deutsche Schulkinder. Sie haben den Ersten Weltkrieg nicht miterlebt und kennen ihn nur aus Erzählungen. Masaryk möchte ihnen verständlich machen, dass glücklich sie sich schätzen können, in so friedlichen Zeiten aufwachsen zu dürfen.

Masaryk ist dies wichtig, denn Potenzial für neue Konflikte bestehen zu der Zeit weiterhin. Denn die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932 wirft ihren Schatten auch über die Tschechoslowakei. Damals waren in manchen sudetendeutschen Orten bis zu zwei Drittel der dort lebenden Menschen arbeitslos.

Arbeitslose am Rande Prags  (Foto: Public Domain)
Deshalb ermuntert Masaryk die Schüler, fleißig zu lernen, um ihre künftigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Außerdem fordert er sie auf, sich in diesen schweren Zeiten gegenseitig zur Seite zu stehen und jeden Menschen zu achten, der gewissenhaft seine Arbeit leistet.

Solch ein Miteinander kann sich aber nur in einer Welt des Friedens entwickeln. Deshalb richtet er am Ende seiner Rede noch einmal einen sehr eindringlichen Appell an seine junge Hörerschaft:

„Die Zeit darf nie wieder kommen, wo die Menschen zu hunderttausenden in den Schlachten dahinstarben, in den Spitälern kläglich zugrunde gingen und als Krüppel nach Hause zurückgekehrt sind. Versprechet mir, dass ihr jeden achten werdet, der ehrlich arbeitet und jedes Volk, welches aufrichtig für die Erhaltung des Friedens bemüht sein wird.“


Dieser Beitrag wurde am 25. November 2008 gesendet. Heute konnten Sie seine Wiederholung hören.