Medien-Kampagne gegen Rassismus
Die Kontrollen der britischen Einwanderungsbehörde auf dem Prager Flughafen haben in den hiesigen Medien ein breites Echo hervorgerufen. Die Frage scheint daher gerechtfertigt, ob die Aufhebung der Kontrollen nicht auch zu einem guten Teil auf den Druck der Medien sowie von Teilen der Gesellschaft zurückzuführen sind. Ebenfalls mit Hilfe der Medien wird ab Freitag die Bürgervereinigung "Liga für ethnische Minderheiten" in einer republikweiten Fernseh-, Radio- und Plakatkampagne die tschechische Gesellschaft auf Rassismus und Intoleranz im Alltag aufmerksam machen. Silja Schultheis hat sich ein Bild von der Kampagne gemacht, als diese am Donnerstag vor Journalisten präsentiert wurde.
"Die Frau meines Freundes war krank. Sie brauchte eine Blutspende. Das war ein Problem, denn sie hat eine seltene Blutgruppe. Als ich von meinem Freund erfuhr, dass die Spenderin eine Roma war, dachte ich mir: Das ist ja was! Aber was eigentlich? Schließlich hat sie ein menschliches Leben gerettet."
So beginnt einer der beiden halbminütigen Radio-Spots der "Liga für ethnische Minderheiten", die ab dem 13. August einen Monat lang auf dem privaten Radiosender Europa 2 gesendet werden und Bestandteil des Projekts "Zusammenleben" sind. Obonete Ubam, Vorsitzender der "Liga für ethnische Minderheiten", erläuterte die Gründe für die Wahl des vorgestellten Spots:
"Wir haben versucht, uns in dem Spot auf Momente zu konzentrieren, die auf den ersten Blick normal aussehen, dabei aber sehr kontrovers sind. Im Fall der blutspendenden Roma war unser Ausgangsgedanke, dass es schwer ist, einen Menschen zu finden, der in einer kritischen Situation, in der das Leben eines seiner Familienangehörigen bedroht ist, eine Blutspende - von wem auch immer, also auch von einem Roma - ablehnen würde. In so einer Situation verlieren Rassismus oder wie immer geartete Vorurteile im Grunde ihren Sinn."
Parallel zu Europa 2 strahlt der private Fernseh-Sender TV Nova bis Ende August einen ähnlichen Spot aus und werden in Bussen und Straßenbahnen der zehn größten Städten der tschechischen Republik Plakate der "Liga für ethnische Minderheiten" ausgehängt. Auf ihnen werden ebenso wie in den Spots drei verschiedene Alltagssituationen im Zusammenleben von Roma und Tschechen dargestellt, die alle in die Frage münden: "Wir leben mit Euch - Warum stört Euch das?"
Auf die Frage, welche Wirkung er sich von der Kampagne verspricht, sagte Obonete Ubam:
"Ich denke, der größte Erfolg wäre für uns, wenn man in Prager, in böhmischen und in mährischen Kneipen beim Bier darüber sprechen würde, dass im Fernsehen ein Spot läuft, in dem Menschen auftreten, die im Fernsehen normalerweise nicht auftreten. Das wäre genau die Wirkung: das Auslösen einer öffentlichen Debatte. Wir machen uns keine Illusionen, dass sich während einer Kampagne von 30 Tagen das Denken der Bevölkerung auf radikale Weise verändert. Aber wir haben die Ambition, auf dieses Problem aufmerksam zu machen."
Begleitet wird die Medien-Kampagne von unterschiedlichen Benefizkonzerten in Orten mit besonders hoher Fremdenfeindlichkeit. Bleibt den Veranstaltern nur noch ein breites Echo zu wünschen.