Hasskommentare gegen Erstklässler
Das Foto einer multiethnischen Klasse aus Teplice hat zu rassistischen Reaktionen im Netz geführt. Die Polizei ermittelt.
Es sind rund eintausend Reaktionen, die sich auf Facebook angesammelt haben. Viele Kommentare sind rassistisch oder auch rechtsextrem, teils rufen sie zu Gewalt auf. Alle beziehen sie sich auf ein Foto von Erstklässlern einer Grundschule aus dem nordböhmischen Teplice / Teplitz. Die Aufnahme war in der Regionalzeitung Teplický deník erschienen und dann gepostet worden. In der betreffenden Klasse sind einige Kinder aus Familien der Roma-Minderheit oder auch vietnamesischer und arabischer Herkunft. Die Eltern sind geschockt über den Vorfall:
„Da ist eine Linie überschritten worden. Das sind alles kleine Kinder, solche Reaktionen haben sie doch nicht verdient. Ich finde, die Hautfarbe sollte egal sein“, so die Mutter eines der Kinder.
Und eine andere Mutter sagt, sie habe um ihre Kinder gefürchtet, als sie die Kommentare las.
Schulleiterin Marcela Prokůpková schweigt mittlerweile gegenüber den Medien. Sie wolle nicht noch mehr Aufruhr verursachen, teilte sie mit. Zuvor hatte sie noch angekündigt, Anzeige zu erstatten gegen die Kommentatoren. Bildungsminister Stanislav Štěch (unabhängig) hat ihr und ihrem Team jedoch Hilfe angeboten. Und auf den Webseiten seines Ressorts schreibt Štěch:
„Angriffe auf kleine Kinder und Schulen zeugen von äußerster Feigheit und dürfen nicht geduldet werden.“Die Regionalzeitungen aus dem Medienhaus Deník drucken schon seit vielen Jahren die Fotos neu eingeschulter Kinder ab. Roman Gallo koordiniert die Redaktionen in dem Verlag. Im Tschechischen Fernsehen sagte er am Montag:
„Wir haben schon rund 30.000 Kinder abgebildet, darunter waren auch ethnisch gemischte Klassen. Aber niemals hat es solche Reaktionen gegeben. Was nun in Teplice passiert ist, belastet uns sehr.“
In den vergangenen Tagen haben tschechische Politiker unterschiedlicher Couleur die Hasskommentare verurteilt. Bis auf die die Abgeordnete Tereza Hyťhová von der rechtsradikalen Parlamentspartei SPD. Sie glaubt, dass die ausländischen Eltern nicht arbeiten und Sozialabgaben schmarotzen würden. Auch herrschten in dem Stadtteil ghettoartige Zustände, behauptet Hyťhová.
Dem widerspricht aber der Bürgerdemokrat Hynek Hanza, er ist stellvertretender Oberbürgermeister von Teplice:
„Beim Stadtteil Prosetice handelt es sich um eine klassische Plattenbausiedlung. Hier hat sich die Struktur der Bewohner in den vergangenen Jahren unterschiedlich gewandelt, von Roma zu Vietnamesen und heute auch arabischen Mitbürgern.“
Diese arabischstämmigen Bewohner sind im Übrigen häufig Ärzte, die schon seit vielen Jahren oder zwei Jahrzehnten in Tschechien leben. Von den 22 Schülerinnen und Schülern der Klasse auf dem Foto haben daher die meisten die tschechische Staatsbürgerschaft.
Die Frage ist nun, welche Konsequenzen der Fall haben wird. Die Polizei hat nämlich bereits Ermittlungen aufgenommen. Daniel Vítek ist Sprecher der Polizei in Teplice:
„Auf Grundlage der Informationen aus den Medien prüfen wir, ob einige Kommentare zu dem veröffentlichten Klassenfoto nicht gesetzwidrig sind.“