Rassismus-Jahresbericht: Negative Wahrnehmung von Roma in Tschechien
Die öffentliche Wahrnehmung von Roma hat sich in Tschechien im vergangenen Jahr verschlechtert. Dies geht aus dem Bericht des tschechischen Helsinki-Ausschusses hervor, die Nichtregierungsorganisation stellte diesen am Donnerstag in Prag vor.
Die Öffentlichkeit in Tschechien wirft den Behörden vor, allgemein nur unzureichend auf die erwähnten Probleme zu reagieren. Einige kurzfristige Lösungen der Behörden seien allerdings erfolgreich gewesen, heißt es im Bericht. Als dringlichstes Problem sehen die Autoren des Berichts, dass Roma-Kinder von der allgemeinen Schulbildung ausgegrenzt und auf Sonderschulen abgeschoben werden. Linda Janků vom tschechischen Helsinki-Ausschuss dazu:
„Dies spiegelt sich auch in weiteren Bereichen wider. Das niedrige Bildungsniveau bei Roma führt zu hoher Arbeitslosigkeit in dieser Bevölkerungsgruppe und Anstellungen in weniger qualifizierten Positionen. Das führt wiederum zu weiteren negativen Trends wie etwa, dass Roma an die Ränder von Städten und Gemeinden gedrängt werden.“Auch andere internationale Organisationen kritisieren in diesem Punkt die Tschechische Republik. Sie setze das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zur Schulbildung von Roma-Kindern nicht ausreichend um, lautet der Vorwurf. Das Konzept einer inklusiven Schulbildung von Roma wurde bereits im Jahr 2010 präsentiert; die Lage habe sich aber bis heute nicht verbessert, heißt es.
Das Europäische Netzwerk gegen Rassismus spricht in seinem jüngsten Bericht auch von einer „harten Zeit für Muslime“ in der EU. Auch in Tschechien hat das Helsinki-Komitee eine latente Islamophobie festegestellt. Dennoch führe sie nicht zu größeren politischen und sozialen Konflikten. Laut Linda Janků geht die negative Einstellung gegenüber Muslimen in der tschechischen Gesellschaft auf eine negativ gefärbte Berichterstattung über den Islam und die Muslime in tschechischen Medien zurück. Aber nicht nur das ist das Problem:
„Dazu beigetragen haben auch gelegentliche islamophobe Aussagen einiger Politiker, eingeschlossen des neu gewählten Staatspräsidenten.“Auf lokaler Ebene gebe es negative Reaktionen der Öffentlichkeit auf Aktivitäten der moslemischen Gemeinde, wie etwa den Bau einer Moschee, ergänzt Janků.