Rassismus-Debatte: Wut und Lob für Lidl wegen schwarzem Model
Schöne, meist schlanke und hochgewachsene Menschen präsentieren auch in den Werbeprospekten von Lidl die aktuellste Ware. Ein Model der deutschen Supermarktkette sorgte aber jüngst für einen Sturm in den sozialen Netzwerken in Tschechien. Der Grund: Der junge Mann ist schwarz.
„Guten Tag, ich habe da eine Frage: Warum tauchen in Ihren Werbeprospekten für unsere Tschechische Republik ständig Models negroiden Typs auf? Danke für eine klärende Antwort.“
Tatsächlich antwortete die Social-Media-Abteilung des Unternehmens prompt auf die Frage, Zitat:„Guten Tag Bohuslava, wir sind im Europa des 21. Jahrhunderts, in dem Menschen verschiedenster Rassen zusammenleben. Da auch Lidl in zahlreichen Ländern Europas zu finden ist, sehen wir keine Unterschiede zwischen den Menschen. Je mehr man nämlich in der Welt unterwegs ist, desto toleranter ist man gegenüber anderen. Gerade deshalb kommen unsere Models auch aus allen Gegenden der Erde.“
Was aber folgte, war eine beispiellose Welle rassistischer Rückmeldungen auf den Social-Media-Profilen des Einzelhändlers. Menschen aus ganz Tschechien beschwerten sich teils rüde über die Abbildung von Schwarzen und die angebliche Propagierung von Multikulti. Noch immer gelte, dass die Tschechen hier zu Hause seien, war unter anderem zu lesen.Lidl ist zwar nach eigener Aussage einiges gewohnt in diese Richtung. Dennoch sei man von einem derartigen Schwall an grenzwertigen Aussagen überrascht gewesen, wie die Pressestelle des Unternehmens aus Neckarsulm gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks mitteilte. Die Werbematerialien werden zum Großteil zentral für Europa konzipiert, man könne darum nicht immer Rücksicht nehmen auf die Befindlichkeiten einzelner Länder, Zitat:
„Den Reaktionen einiger Bürger auf unserem Facebook-Profil stimmen wir selbstverständlich nicht zu. Unsere Prospekte dienen voll und ganz dem Vertrieb unserer Waren, und eine jegliche Bevorteilung einer bestimmten Rasse lehnen wir ab.“Mittlerweile hat sich auch die hohe Politik in die Causa eingeschaltet. Lidl dafür zu kritisieren, dass es einen schwarzen Mann in der Werbung hätte, sei „völlig daneben“, twitterte Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten). Und auch der frischgebackene Menschenrechtsminister Jan Chvojka (Sozialdemokraten) stellte sich auf Twitter hinter den Discounter. Er spielt dabei direkt an auf den von dem schwarzen Adonis beworben Artikel, Zitat:
„Ich habe mich dazu entschlossen, mir bei Lidl einen neuen Trainingsanzug zu kaufen. Normalerweise lese ich keine Werbeprospekte, dieser hat mich aber begeistert.“Und nein, nicht alle Tschechen sind automatisch Rassisten und Xenophobe. Eine überwältigende Mehrheit der Posts auf Facebook zeigte sich solidarisch mit Lidl und dem Model. Manche reagierten auch mit Ironie, Zitat:
„In Ihrem Werbeprospekt habe ich gelesen, dass sie dunkles Brot, schwarzen Tee und arabischen Kaffee verkaufen! Jeder anständige Tscheche weiß aber, dass es nur helles Brot, weißen Tee und weißen Kaffee geben kann. Unternehmen Sie bitte etwas dagegen, ansonsten kauft kein Patriot mehr bei Ihnen ein. Und dann könnten ja Speckwürste, Knödel und Bier zu Ladenhütern werden.“