Mehr Frauen in die Politik – Tschechien diskutiert eine Quotenregelung
In der tschechischen Politik sind Frauen in der Minderheit. Etwa 80 Prozent der politischen Posten nehmen Männer ein. In einer internationalen Rangliste von insgesamt 144 Ländern bedeutet das für Tschechien Platz 60 – gemeinsam mit Eritrea und Usbekistan. Die Mitte-Links-Regierung hierzulande plant nun eine Frauenquote von 30 Prozent.
Vertreter der Oppositionsparteien äußerten sich hingegen ablehnend. Daniel Korte von Top 09 sprach gegenüber dem Internetportal Echo24 von „totalem Blödsinn“. Die konservative Politikerin und ehemalige Verteidigungsministerin Karolína Peake zeigte sich im Tschechischen Rundfunk ebenfalls skeptisch:
„Ich bin nicht völlig gegen eine Quote, ich bin froh, dass nun über Quoten gesprochen wird, aber im Gesetz verankert möchte ich sie nicht haben. Der Grund ist, dass ich im Wesentlichen liberal denke und der Meinung bin, dass die Menschen ihr Glück und ihren Erfolg selbst suchen müssen und sich nicht in ‚social engineering‘ flüchten sollten.“Hinter der Novelle stehen die Sozialdemokraten, und parteiintern sind sie schon einen Schritt vorausgegangen. Vergangene Woche wurde das Ergebnis eines Mitgliederentscheids bekanntgegeben. Knapp die Hälfte der Sozialdemokraten hatte für eine Frauenquote von 40 Prozent votiert. Am Wochenende äußerte sich Premier Bohuslav Sobotka im Tschechischen Rundfunk zum Ergebnis des Mitgliederentscheids:
„Ich bin Sozialdemokrat, und darum möchte ich gleiche Bedingungen und gleiche Rechte für alle durchsetzen. Mir scheint, dass Frauen in mehrerlei Hinsicht im öffentlichen Leben eingeschränkt sind. Zudem ist es ein schrecklicher Fehler, dass Frauen auf der Ebene der Entscheidungsträger so schlecht vertreten sind, und die Sozialdemokraten haben gemäß den letzten Wahlergebnissen nur wenige Posten mit Frauen besetzt. Das sollte sich meiner Meinung nach ändern. Daher bin ich angenehm überrascht, dass auch die Mehrheit derer, die am Referendum teilgenommen haben, diese Meinung teilt.“ Innerhalb der ČSSD (Sozialdemokraten) gilt die 40-Prozent-Quote ab Januar 2015 für die Kandidatenliste von Parlaments- und Regionalwahlen. Sollten Parlament und Präsident zustimmen, könnten die parteiübergreifenden 30 Prozent ab Mai kommenden Jahres in Kraft treten. Auf kommunaler und europäischer Ebene ist bislang keine Quote geplant.