Meine Treffen mit Václav Havel

Vaclav Havel

Präsident Vaclav Havel verabschiedet sich heute aus seinem Amt als Staatspräsident. Hören Sie hierzu das folgende Feuilleton von Markéta Maurová.

"Auf ein Wiedertreffen in besseren Zeiten!" Woche für Woche, Sonntag für Sonntag haben wir in der ersten Hälfte der 90er Jahre dieses Lied im Radio gehört, dass die sog. "Gespräche aus Lány" einleitete. Die Siesta nach dem sonntäglichen Mittagessen gehörte damals in den meisten Familien diesen "Gesprächen", d.h. den Treffen mit Präsident Vaclav Havel. Jede Woche pflegte er sich damals dazu zu äußern, was ihn und seine Mitbürger interessierte, und stellte das Aktuellste davon in breitere Zusammenhänge. Das waren meine regelmäßigen Begegnungen mit Vaclav Havel, die Begegnungen im Äther.

Doch mein erstes Treffen mit ihm, genauer gesagt mit einem seiner Werke, ereignete sich wesentlich früher, ohne dass ich es geahnt hatte. Es war am 28. Oktober 1988, dem Staatsfeiertag und 70. Gründungstag der Tschechoslowakei. In Prag fand damals eine der ersten großen Demonstrationen gegen das kommunistische Regime statt, dem noch ein Jahr Leben übrig blieb. In äußerst angespannter Atmosphäre kamen am Abend Zuschauer im Peripherietheater Na Chmelnici zusammen, um die Prager Premiere einer Theaterrevue des beliebten Divadlo Na provazku ("Theaters Auf der Schnur") aus Brno zu sehen. Von draußen waren Sirenen von Polizeiwagen zu hören, die die Demonstranten in Polizeizellen transportierten und mitten in der Vorstellung passierte etwas: die Zuschauer begannen aufzustehen und auf einmal sang das gesamte Publikum die Nationalhymne. Ich war dabei, erst viele Monate später habe ich jedoch erfahren, dass es sich damals um mein erstes Treffen mit Vaclav Havel handelte. Gerade er war der anonyme Autor des Stückes, das seine Theaterfreunde aufführten. Im Publikum hat ihn Olga Havlova vertreten, ihr Mann saß damals noch im Gefängnis.

Weniger dramatisch, aber umso netter war mein Treffen mit dem Dramatiker Havel etwa zehn Jahre später. Ich besuchte die Premiere seines "Gartenfests" im "Theater Am Geländer". Und wer ist am Ende aus einem Schrank auf die Bühne getreten, um den Beifall entgegenzunehmen? Der Autor selbst, mit seinen so typischen kleinen Verbeugungen und einem verlegen-bescheidenen Lächeln.

Die Präsidentenzeit Vaclav Havels ist mit dem heutigen Tag Vergangenheit. Es bleibt zu hoffen, dass seine Rolle in unserer Gesellschaft weiterhin bedeutend bleibt, dass damit die Begegnungen mit dem Menschen Vaclav Havel nicht zu Ende gehen, sondern im Gegenteil, dass für solche Treffen gerade nun die "besseren Zeiten" beginnen.