Misshandlungen im Jahr der Revolution: Ehemalige StB-Männer stehen vor Gericht

In zwei Wochen wird hierzulande der Jahrestag der Samtenen Revolution begangen. Die Ereignisse, die vor 25 Jahren dem demokratischen Umsturz in der Tschechoslowakei vorausgingen, sind aber keineswegs eine Sache für die Geschichtsbücher. In Prag standen in diesen Tagen zwei Männer vor Gericht, die wenige Monate vor der Wende einen jungen Regimegegner misshandelt haben. David Kabzan sollte dem tschechoslowakischen Geheimdienst StB Beweismittel gegen den bekanntesten Oppositionellen Václav Havel liefern.

John Bok  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das Gericht sah es nun als erwiesen an, dass Petr Beran und Kamil Líbal während eines Verhörs im Jahr 1989 den damals 17-Jährigen Kabzan geschlagen haben. Die ehemaligen StB-Mitarbeiter erhielten am Donnerstag Bewährungstrafen von zwei beziehungsweise drei Jahren. Als Zeuge der Ereignisse sagte auch der frühere Dissident John Bok vor dem Prager Bezirksgericht aus:

„Auf Kabzans Rücken waren deutliche Spuren der Gewalt erkennbar. Sie haben ihn mit einem Knüppel geschlagen und außerdem auf einen Blechkasten eingetrommelt, um ihm Angst zu machen. Sie sagten, sie würden ihm einen Benzinkanister bringen. Dann könne er sich anzünden, wie Palach.“

Palach-Woche
Die StB-Männer wollten von Kabzan eine Falschaussage zur sogenannten Palach-Woche (Palachův týden) erpressen. Schon zu Beginn des Jahres, an dessen Ende die politische Wende stand, waren tausende Tschechen auf die Straße gegangen. Die Demonstranten gedachten der Selbstverbrennung des jungen Studenten Jan Palach im Januar 1969. Und sie kritisierten öffentlich das sozialistische Regime. 1400 Teilnehmer wurden festgenommen, auch internationale Medien berichteten über die gewaltsame Auflösung der Demonstrationen. Václav Havel wurde nach der Palach-Woche vor Gericht gestellt. Der Vorwurf: Er habe zu der nicht-genehmigten Demonstration aufgerufen.

Unter Gewaltanwendung gab der 17-jährige Kabzan schließlich zu, an der Demonstration teilgenommen zu haben – später wiederrief er diese Aussage jedoch. Weil einer der beiden Verurteilten sofort nach dem Richterspruch Berufung einlegte, ist das jetzige Urteil gegen die ehemaligen StB-Mitglieder noch nicht rechtskräftig. Der Angeklagte Petr Beran sagte vor Gericht, er habe lediglich Anordnungen der Politik befolgt. Seine strafrechtliche Verfolgung hält er für politisch motiviert. Der Fall geht nun in die nächste Instanz und wird vor dem Prager Stadtgericht erneut verhandelt.