Vor 74 Jahren wurden tschechische Eishockeyweltmeister Opfer des kommunistischen Regimes

Bei einem Gedenkakt in Prag wurde am Mittwoch an die tschechoslowakischen Eishockey-Nationalspieler erinnert, die vor 74 Jahren Opfer des kommunistischen Regimes wurden.

Der Vorsitzende des Senats, Miloš Vystrčil (Bürgerdemokraten), und Senator Jiří Růžička (parteilos) legten am Mittwoch Blumen an einer Gedenktafel in der Straße Pštrossova nieder. Sie ist an jenem Ort installiert, wo die Eishockeyweltmeister von 1947 und 1949 vor 74 Jahren vom kommunistischen Geheimdienst StB verhaftet wurden. Im folgenden politischen Prozess wurden die Sportler wegen Hochverrats und Spionage verurteilt.

Senatspräsident Vystrčil bezeichnete das Schicksal der zu Unrecht verurteilten Spieler als wichtig und belehrend. Senator Růžička betonte, es sei notwendig, auf die Verbrechen des Kommunismus aufmerksam zu machen. Am Gedenkakt nahm auch Gustav Bubník teil. Er ist Sohn eines der verurteilten Spieler und merkte an, aus heutiger Sicht sei es unbegreiflich, dass das kommunistische Regime die Spieler kurz vor der Verteidigung des Weltmeistertitels wegsperrte. Die Geschichte seines Vaters und dessen Mitspieler aus dem Nationalteam soll laut Bubník von Regisseur Jan Hřebejk verfilmt werden. Der Streifen könnte demnach in den nächsten zwei Jahren entstehen.

Politischer Prozess

Foto: Hana Slavická,  Radio Prague International

Der kommunistische Geheimdienst verhaftete am 13. März 1950 insgesamt neun Eishockeyweltmeister im damaligen Prager Restaurant U Herclíků. Anschließend wurden noch zwei weitere Nationalspieler und der Restaurantbesitzer und ehemalige Eishockeycrack Mojmír Ujčík festgenommen. Torwart Bohumil Modrý warf man vor, der Anführer zu sein. Ihm wurden Kontakte zu ausländischen Spionen vorgeworfen sowie die Absicht zu emigrieren, dabei hatte er am Treffen im Restaurant gar nicht teilgenommen. Und im Unterschied zu den anderen Spielern war er gar nicht für die anstehende WM in London nominiert worden.

Zwangsarbeit in den Urangruben von Jáchymov

Josef Haslinger: Jáchymov | Foto: Hana Slavická,  Radio Prague International

Das Nationalteam hatte eigentlich am 11. März 1950 nach Großbritannien fliegen sollen. Der damalige Minister für Informationen, Václav Kopecký, verhinderte dies jedoch. Denn die kommunistische Führung befürchtete, dass die Spieler emigrieren könnten. Die enttäuschten Sportler trafen zwei Tage später im Restaurant U Herclíků zusammen und kritisierten das kommunistische Regime. Die Spieler wurden jedoch bespitzelt und gleich verhaftet. Im Oktober 1950 ergingen die Urteile. Die höchsten Haftstrafen bekamen Modrý (15 Jahre), Bubník (14 Jahre), Stanislav Konopásek (zwölf Jahre), Václav Roziňák und Vladimír Kobranov (beide zehn Jahre). 1968 wurden sie alle vom Obersten Gerichtshof rehabilitiert. Modrý starb jedoch schon 1963 im Alter von 46 Jahren an den Folgen der Zwangsarbeit in den Urangruben. Sein Schicksal hat der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger in seinem Roman „Jáchymov“ beschrieben.