Mit einem Schubkarren voll Glas von Nordböhmen nach Wien
530 Kilometer zu Fuß, als Gepäck einen Schubkarren voller Glas, bestimmt zum Verkauf. So hat sich Peter Rath, ein Glasmacher aus Österreich, auf den Weg gemacht. Vom nordböhmischen Kamenický Šenov / Steinschönau bis nach Wien führte seine außergewöhnlichen Reise. Im Österreichischen Kulturforum in Prag berichtete Peter Rath davon.
Im vergangenen Sommer begab er sich auf Wanderschaft. Und damit auf die Spuren seiner Vorfahren, die allesamt Glasmacher waren. Den Weg von Steinschönau nach Wien legten sie schon hunderte Jahre vor ihm zurück. Für den 69-jährigen Rath sollte die Wanderung der Abschluss seines 50 Jahre langen Berufslebens sein. Dass die Wahl des Startortes auf Steinschönau fiel, hatte nicht nur damit zu tun, dass Rath hier sein Glasatelier hatte. Denn Steinschönau sei historisch einer der wichtigsten Orte für Glaskunst und Glastradition in Mitteleuropa, erklärte Rath.
In seiner Jugend passionierter Bergsteiger, waren ihm die Strapazen des Wandersmanns wohl bekannt. Er ließ sich dennoch darauf ein:
„Der Anfang war das Schwierigste. Die ersten drei Tage, das habe ich gewusst, sind die schwierigsten wegen Fußleiden. Die Füße protestieren mit Blutblasen und Blutstau- vor allem in den Schuhen und das tut höllisch weh.“
Außerdem musste Rath noch den Schubkarren mit seinen Glaskunstwerken schieben. Das war kein normaler Schubkarren, sondern ein moderner Lastschubkarren, hergestellt aus Aluminiumbauteilen der Luftfahrt und ausgestattet mit Solarzellen. Auf der Wanderung ging nur ein einziges Glas zu Bruch und das mit Absicht.„Ich habe mir gesagt, wenn ein technisches Problem mit dem Schubkarren auftritt, dann werde ich ein Glas zerbrechen.“
Das technische Problem: Ein Radlagerbruch, kurz vor dem südböhmischen Neuhaus / Jindřichův Hradec. Peter Rath hatte Glück, er konnte seinen Schubkarren reparieren, und die Reise ging weiter. Sein schönstes Erlebnis:
„Das Erreichen des Donaustromes. Dieser Fluss hat mir so imponiert, und dann die Möglichkeit, bei 30, 32 Grad Celsius, schwer schwitzend, total erschöpft in diesen Fluss einzutauchen und zu schwimmen“.
Die Mühen haben sich gelohnt. Nach 25 Tagen erreichte Peter Rath Wien, seine Heimatstadt. Und tatsächlich ist es ihm gelungen, alle seine kunstvoll gefertigten Gläser auf der Reise zu verkaufen.