Renaissancedichter, Glaskunst und historische Möbel: Die Feste Žumberk

Žumberk

Das Dorf Žumberk / Sonnberg liegt in Südböhmen, im Gratzener Gebirgsvorland. Eine der Dominanten des Ortes ist eine spätgotische Feste.

Etwa 30 Kilometer südöstlich von České Budějovice / Budweis liegt das Dorf Žumberk. Es gehört zur Gemeinde Žár / Sohors bei Nové Hrady / Gratzen. Wenn man mit dem Auto von Žár nach Žumberk kommt, fällt einem zuerst die gotische Kirche Johannes der Täufer auf dem Dorfplatz auf. Von der Kirche sind es zur Feste nur ein paar Schritte. In dem historischen Bau hat eine Zweigstelle des Südböhmischen Museums ihren Sitz. Zu besichtigen sind dort einige Dauerausstellungen. Roman Josefík ist der Kastellan von Žumberk. Der älteste Bau im Ort sei die Kirche der Enthauptung von Johannes dem Täufer auf dem Dorfplatz, erzählt er zu Beginn der Führung.

Sanierter Kirchturm mit einer Engelsskulptur | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Die Kirche wurde Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut – um das Jahr 1350. Diese Feste entstand etwas später und wurde Anfang des 17. Jahrhunderts im Renaissancestil umgebaut. Als Adelsresidenz diente sie nur bis 1620. Danach lebten dort Bauern. Im Erdgeschoss wird derzeit eine neue Dauerausstellung über die Geschichte des Ortes gezeigt. In der interaktiven Schau finden sich historische Fotografien sowie weitere Informationen.“

Im ersten Saal sind zudem historische Möbel aus verschiedenen Adelsresidenzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu sehen. In Žumberk lebten Josefík zufolge zuvor Angehörige niedrigeren böhmischen Adels, die im Dienst der Rosenberger waren. Einer davon war Jindřich Pouzar z Michnice (Heinrich Pausar von Michnitz).

Ausstellung  | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Jindřich Pouzar war ein bedeutender Höfling von Wilhelm von Rosenberg. Gemeinsam mit Peter Wok von Rosenberg war er Hauptmann des damaligen Kreises Bechyně. Mit Peter Wok hängt auch ein weiterer Besitzer der Feste zusammen, Theobald Hock. Peter Wok besaß Žumberk in den Jahren 1602 bis 1610, aber lebte hier wahrscheinlich nie. Ein Jahr vor seinem Tod schenkte er seinem Sekretär Theobald Hock die Feste Žumberk. Hock wurde später beschuldigt, das Testament von Peter Wok gefälscht zu haben. Er saß deswegen sogar im Gefängnis. Während des Dreißigjährigen Kriegs verschwand er spurlos. Theobald Hock war im Übrigen auch ein bedeutender Renaissancedichter. Und sein Bruder, Anastasius, war der Leibarzt von Peter Wok. Die Hocks stammten aus Zweibrücken in der Oberpfalz.“

Theobald Hocks Poesie wurde laut dem Kastellan auch ins Tschechische übersetzt. Am bekanntesten sei die Gedichtsammlung „Schönes Blumenfeld“.

Feste mit südwestlicher Bastion in Žumberk | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Rosenkränze und Schnupftabakgläser

Im Fokus einer weiteren neuen Dauerausstellung in der Feste Žumberk steht die Geschichte der Glasproduktion in der Region. Auf einer Landkarte sind viele Orte gekennzeichnet, an denen es früher Glashütten gab.

Žumberk von Süden aus | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Eine große Zahl von Glashütten gab es auch im Gratzener Gebirgsvorland. In Jiříkovo Údolí (Georgenthal, Anm. d. Red.) wurde das Hyalithglas produziert. Eine der ältesten Glashütten befand sich in Klažary (Glassern) das nur zwei Kilometer von Žumberk entfernt ist. In der Ausstellung zeigen wir nicht nur das Gratzener Glas, sondern auch Glasprodukte aus dem Böhmerwald. Zu sehen ist beispielsweise das Jugendstilglas aus Klášterský Mlýn (Klostermühle). Dieses Glas kann einem im Vergleich mit dem schwarzen Hyalithglas aus der hiesigen Region fast kitschig vorkommen. Nichtsdestoweniger wurde es jedoch sehr geschätzt, oft bei internationalen Ausstellungen gezeigt und mit Preisen bedacht.“

Gezeigt werden verschiedene Glasprodukte, darunter auch Perlen, aus denen Rosenkränze kreiert wurden, sowie Schnupftabakgläser. Die letzte Glashütte, die in der Gegend noch in den 1990er Jahren in Betrieb war, befand sich dem Kastellan zufolge in Hojná Voda / Heilbrunn. Dort wurden jedes Jahr im Herbst Glasmacherfeste veranstaltet. Zuletzt präsentierten dort Glasbläser aus Nordböhmen ihre Kunst. Diese seien jedoch immer mit mobilen Öfen zu den Feierlichkeiten gekommen, erzählt Josefík. Er macht zudem auf einige wertvolle Produkte aus dem Hyalithglas aufmerksam:

„Die schönsten Gegenstände aus dem Hyalithglas werden im dritten Ausstellungssaal gezeigt: ein Kerzenständer, ein Rosenkranz, ein Siegel und eine Kette. Die Sachen sind winzig und wirklich herrlich.“

Blumen- und Tiermotive auf den Möbeln

In den weiteren Räumlichkeiten der Feste befindet sich eine Dauerausstellung von bemalten Volksmöbeln aus Südböhmen. Das erste Zimmer ist wie eine Bauernstube im 19. Jahrhundert eingerichtet. Es fehle nur ein Ofen, der in der Regel gegenüber der sogenannten „heiligen Ecke“ gestanden habe, merkt Roman Josefík an:

„Heilige Ecke"  | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Die heilige Ecke bestand aus einem Tisch und Stühlen und Bänken. Benannt wurde die Ecke nach deren Ausschmückung mit Hinterglasmalereien. Die Glasbilder wurden vor allem bei den Wallfahrten verkauft. Die Betten waren damals verhältnismäßig kurz. Die Leute waren kleiner als heutzutage. Zudem haben sie im Schlaf fast gesessen, was mit einem mittelalterlichen Aberglauben zusammenhängt. Kinder schliefen meistens auf den Bänken. Die einfachen Schränke wurden mit Ochsenblut bestrichen, das als Konservierungsmittel diente.“

Bunt bemalte Bauernmöbel aus dem Böhmerwald sind in den weiteren Räumlichkeiten zu sehen. Fast alle Möbelstücke sind mit Blumen- und Tiermotiven verziert. Roman Josefík:

Ausstellung  | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Diese Möbel stammen aus der Umgebung von Prachatice (Prachatitz), Vimperk (Winterberg) und Volary (Wallern). Die Möbelstücke aus Volary sind mit Tiermotiven verziert. Die Tierdarstellungen sind den Malern im Vergleich mit den Blumenmotiven nicht so gut gelungen. Die verzierten Möbel, die hier gezeigt werden, konnten sich nur wohlhabende Bauern und Müller leisten. Weitere Exponate stammen aus Doudleby (Teindles), also fast aus unserer Gegend. Die Truhen und Schränke wurden mit Blumenstraußmotiven reichlich verziert. Am schönsten ist wahrscheinlich der Schrank, der aus Lišov (Lischau) stammt. Der Ort ist durch die Möbelherstellung bekannt geworden. Auf dem Schrank befinden sich nicht nur Blumen- und Tiermotive, sondern auch Bilder von Menschen und Landschaften. Das war damals ungewöhnlich.“

Gezeigt werden nicht nur Möbel vom Lande, sondern auch aus bürgerlichen Haushalten. Einige der Exponate stammen dem Kastellan zufolge aus Oberösterreich, andere wiederum aus dem südböhmischen Grenzgebiet.

„Auf dem Schrank, der aus der Umgebung von Prachatice stammt, ist sogar Napoleon Bonaparte abgebildet. Zudem finden sich hier auch Porträts von Maria Theresia und ihrem Mann Franz Stephan von Lothringen. Es ist interessant, dass diese Porträts nicht gemalt worden sind, sondern dass es sich um eine Art Abziehbilder handelt. Der Stahlstich wurde auf den Schrank geklebt und anschließend wurde das Bild zu Ende gemalt.“

Ausstellung  | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Dichter Hocks Arbeitszimmer

Während der Führung durch die Feste werden die Dauerausstellungen über die Glasmacherkunst und die bemalten Volksmöbel sowie eine Schau über namhafte Persönlichkeiten des Gratzener Berglands gezeigt. Roman Josefík macht noch auf eine weitere Ausstellung aufmerksam:

Bastion C | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Zu sehen ist hier noch eine Dauerausstellung über verschwundene Handwerke in der Gegend von Trhové Sviny (Schweinitz). Diese wurde in der ehemaligen Kutschenhalle installiert. In einer der Bastionen der Feste wird zudem eine Schau über die Beamten der Rosenberger Zeitepoche gezeigt. Die Bastion selbst sieht herrlich aus. Theobald Hock hatte dort wahrscheinlich sein Arbeitszimmer. Bestimmt befand sich dort seine Bibliothek. Dies geht aus dem Verzeichnis seines Eigentums hervor. Im Raum ist die Originaldecke mit Fresken erhalten geblieben. Von den Rosenberger Beamten war Jakub Krčín z Jelčan a Sedlčan am wichtigsten. Er war ein wichtiger Deichbauer und Verwalter der Herren von Rosenberg. In der Schau wird zudem das Schicksal von Jan Ledenický erzählt. Er war Verwalter der Besitztümer der Familie Rosenberg in Prag. Der Beamte hat Peter Wok so viel Eigentum veruntreut, dass ihn Wok 1599 in Český Krumlov (Krumau) gnadenlos erhängen ließ.“

Roman Josefík zeigt während der Führung auch einen Festsaal. Dort habe es in den letzten Jahren Blumenausstellungen gegeben, sagt der Kastellan. Aber nicht nur das:

„Wir haben hier in der Vergangenheit auch internationale Konferenzen der Numismatiker und Archäologen veranstaltet. Während der langen Nacht der Museen gibt es hier Konzerte. Zudem finden hier Hochzeiten statt, wenn draußen schlechtes Wetter ist.“

Feste | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Die Feste Žumberk ist von Mai bis September täglich außer Montag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Im April und im Oktober ist sie nur am Samstag und Sonntag von 9 bis 17 Uhr zugänglich.

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