Moldau-Aussichtspunkte in Südböhmen

Blick auf die Moldau von den Albert-Felsen

In drei Teilen stellt Radio Prag International mehrere Tipps für die schönsten Aussichtspunkte an der Moldau vor. Der erste Teil führt nach Südböhmen.

Die Moldau ist mit 430 Kilometern der längste Fluss, der nur in Tschechien fließt. Im Mittel- und Unterlauf, zwischen dem Lipno-Stausee und der Elbmündung, mäandert sie durch eine abwechslungsreiche Landschaft und bildet oft tiefe Täler. Durch den Bau der Moldau-Staustufen in den 1930er bis 1960er Jahren entstand eine beeindruckende Kombination aus steilen Hängen und einem breiten Strom. Im erhöhten Umland gibt es unzählige Orte, von denen aus man wunderbare Ausblicke auf die Moldau hat. Manche sind über einen markierten Weg erreichbar sind, und viele tragen einen eigenen Namen.

Ein „Meer“ wie auf dem Präsentierteller – der Stausee Lipno

Blick von Wittinghausen / Vítkův hrádek auf den Moldau-Stausee Lipno | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Das erste Gebiet entlang des Flusslaufs der Moldau vom Böhmerwald bis ins Tal der Elbe, in dem man Ausblicke auf den Fluss und auf Berggipfel genießen kann, ist das Umland des Stausees Lipno. Dieser größte tschechische Stausee wird manchmal auch „Südböhmisches Meer“ genannt. Und das nicht nur wegen seiner Größe und der Schiffe, die das Wasser durchfurchen und Wellen auslösen, sondern auch wegen der Yachthäfen und Sandstrände, die hier im Laufe der letzten Jahrzehnte entstanden sind.

Der größte Ort am Lipno-Stausee ist Oberplan / Horní Planá. Mit Ausnahme der Ferienzeit ist es hier zur Freude der Besucher überraschend still. Rund einen Kilometer von dem Platz in der Ortsmitte entfernt, der eher an einen Park erinnert, steht ein kleiner hölzerner Aussichtsturm mit Seeblick, und noch kürzer ist es bis zum Aussichtsturm auf der Anhöhe Gutwasser / Dobrá voda (862 m ü. M.), der 2021 eröffnet wurde.

Blick auf den Lipno-Stausee vom oberen Wandelgang des Aussichtsturms auf der Anhöhe Gutwasser / Dobrá voda bei Oberplan / Horní Planá | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Oberplan / Horní Planá ist die größte Gemeinde der Region, und das sowohl nach der Einwohnerzahl als auch nach der Fläche, bei der es den sechsten Platz in ganz Tschechien belegt. Mit seinen 127 km2 ist es größer als die Kreishauptstädte Liberec / Reichenberg, Hradec Králové / Königgrätz, Olomouc / Olmütz oder České Budějovice / Budweis.

Oberplan / Horní Planá hat einen Aussichtsturm in Karaffenform

Der Aussichtsturm auf der Anhöhe Gutwasser / Dobrá voda bei Oberplan / Horní Planá | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Zu diesem 36 Meter hohen Aussichtsturm mit einer Metallkonstruktion gelangt man auf einem blau markierten Weg. Dieser führt vom zentralen Platz an der Margarethenkirche hoch in einen kleinen Waldpark mit einem imposanten Denkmal für den hier geborenen Schriftsteller Adalbert Stifter. Gleich dahinter kann man auf den Stausee und das Dreisessel-Gebirge / Trojmezenská hornatina sehen. Nach ein paar Dutzend Schritten guckt hinter der Friedhofsmauer die Kirche Mariä Schmerzen hervor, und dahinter tauchen zwischen den Bäumen schon die Umrisse des Aussichtsturms auf. Er hat drei Wandelgänge, und vom oberen kann man bis zur Grenze sehen mit den Höhen des Böhmerwaldes / Šumava und des Gratzener Berglandes / Novohradské hory. Bei sehr günstiger Witterung tauchen im Südwesten sogar die Silhouetten der Alpengipfel auf. Doch am stärksten ist diese Landschaft selbstverständlich vom Lipno-Stausee geprägt.

Blick auf den Lipno-Stausee vom Weg auf die Anhöhe Gutwasser / Dobrá voda | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Der Aussichtsturm war nicht das erste Bauwerk für Touristen auf der Anhöhe Gutwasser / Dobrá voda, zuvor stand dort bereits ein Altan. Vor zehn Jahren entwarf dann der bekannte Architekt Martin Rajniš einen hölzernen Aussichtsturm. Doch wegen der Witterungsverhältnisse bevorzugte man eine Metallkonstruktion in Form einer Wasserkaraffe, eine Anspielung auf die Quelle sowie auf die Glasmacher von früher.

Adalbert-Stifter-Denkmal im Waldpark unter dem Aussichtsturm auf der Anhöhe Gutwasser / Dobrá voda | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Zum Kreuzweg und dem Aussichtspunkt Marterberg

Der Kreuzweg oberhalb von Friedberg / Frymburk | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Die Marktgemeinde Friedberg / Frymburk liegt knappe 20 Kilometer südöstlich von Oberplan / Horní Planá. Gleich dahinter, also nach der Brücke über die Lipno-Bucht, beginnt der Kreuzweg auf den Marterberg / Na Martě. Der Name hat nichts mit der Heiligen Martha zu tun, der Schwester des biblischen Lazarus, sondern mit der Kapelle Mariä Schmerzen hinter der letzten Station. Die Einheimischen nannten sie früher auch „Hohe Marter“. Die Granitkreuze mit den Darstellungen des Kreuzweges Christi stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts und wurden vor gut 20 Jahren restauriert. Ein Stück unter der Kapelle ist ein Rastplatz, von dem man eine Aussicht auf den Stausee und den Ort Friedberg / Frymburk hat, der auf der vom Wasser umgebenen Halbinsel und mit dem Turm der St.-Bartholomäus-Kirche ebenso gut ins Voralpengebiet passen würde.

Friedberg / Frymburk liegt auf einer vom Lipno-Stausee umspülten Halbinsel | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Vor dem Hügelland beginnt der Lipno-Lehrpfad, der über das Skigebiet Kramolin / Kramolín bis nach Lippen / Lipno nad Vltavou führt. Und eben in dieser Ortschaft beim Damm ist der nächste Aussichtspunkt.

Die Anlegstelle am weiten See

Das Kraftwerk unter dem Staudamm Lipno | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Der Ort hat dem See den Namen gegeben und ist ein beliebtes Urlaubsziel und Ausgangspunkt für Ausflüge zum Nord- und Südufer des Sees. Wenn man auf dem Damm entlangspaziert, ist der erstaunliche Kontrast zwischen dem riesigen Staubecken und dem Flüsschen, das unten am Kraftwerk vorbeifließt, zu sehen. Einen noch schöneren Blick als vom Damm hat man aber von der hölzernen Aussichtsplattform am Nordufer ein paar hundert Meter weiter.

Laufrad der ursprünglichen Francis-Turbine des Lipno-Kraftwerks | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Das Wasserkraftwerk Lipno I ist schon über 60 Jahre in Betrieb, und seine Francis-Turbinen befinden sich 200 Meter tief unter dem Terrain. Sie liefen mehr als ein halbes Jahrhundert, bevor sie ausgewechselt wurden. Eine der ursprünglichen Turbinen steht als Denkmal auf dem Parkplatz beim Damm.

Bei gutem Wetter lohnt es sich, einen kleinen Ausflug zu dem zwei Kilometer entfernten Bärenwänden / Medvědí stěny zu unternehmen, wo man zwischen den Felsen hindurch auf den See sehen kann.

Aussichtspunkt am Nordufer des Stausees bei Lippen / Lipno nad Vltavou | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Auf zur höchstgelegenen Burg Tschechiens

Wittinghausen / Vítkův hrádek, Foto: Miloš Turek, Radio Prague International

Wittinghausen / Vítkův hrádek | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Hat man erst die vielen Holzstufen bis zum oberen Rundgang der Ruine Wittinghausen / Vítkův hrádek erklommen, sorgt die Aussicht auf das Gebiet, das Jahrzehnte lang im bewachten Grenzstreifen am Eisernen Vorhang lag, für ein besonderes Erlebnis. Die Grenznähe macht sich auch heute bemerkbar, im Handy erscheint die Nachricht „Willkommen in Österreich“. Man muss Eintritt zahlen, doch es wäre schade, den Abstecher nicht zu machen, denn in den Wäldern ringsum hat man nur ab und zu einen Ausblick auf den Stausee.

Wittinghausen / Vítkův hrádek | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Die von den Wittigonen / Vítkovci erbaute gotische Burg liegt in 1036 m Seehöhe und ist damit das höchste Bauwerk dieser Art in Tschechien. Trotz des Alters von 700 Jahren wirkt sie monumental, hat sie doch auch als Grenzfestung gedient. Die gleiche Rolle, obgleich in einem etwas anderen Kontext, spielte sie in der kommunistischen Zeit, in der dort Truppen stationiert waren.

Statue des Ritters Witiko / Vítek vor der Burg Wittinghausen / Vítkův hrádek | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

In der Burg ist eine kleine Kammer mit einer Königsstatue, die an den Aufenthalt Wenzels IV. / Václav IV. auf dem Wittigstein / Vítkův kámen erinnert. Die Rosenberger hielten ihn dort gefangen. Auch der Schriftsteller Adalbert Stifter beschäftigte sich eingehend mit dieser Burg, auf der er die Handlung seines historischen Romans Witiko / Vítek zum Teil spielen lässt.

Städte in den Flussbiegungen der Moldau

Český Krumlov | Foto: Magdalena Hrozínková,  Radio Prague International

Von der Ortschaft Lippen / Lipno ist es nur ein Sprung bis nach Rosenberg / Rožmberk nad Vltavou. Mit knapp 400 Einwohnern ist Rosenberg eine der kleinsten Gemeinden mit Stadtstatus. Der Großteil der Stadt liegt in einer Flussbiegung, was deutlich wird, wenn man von oben auf sie runterblickt. Das kann man vom Tor der Unteren Burg / Dolní hrad, vom gotischen Rundturm Jakobínka im Bereich der Oberen Burg / Horní hrad oder beim Gang vom Torso des Viadukts hinüber zur Burg. Eine ähnliche Lage hat auch die Innenstadt von Böhmisch Krumau / Český Krumlov weiter im Norden.

Blick von der Burg auf Rosenberg / Rožmberk in der Moldau-Biegung | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Für einen Fußmarsch eignet sich die Tour zu den Aussichtspunkten beim Lipno-Stausee wenig. Radfahrer, denen die 50 Kilometer lange Strecke durch eine hügelige Landschaft nichts ausmacht, können sie jedoch sehr wohl genießen. Wer sich fürs Auto entscheidet, kann maximal ein paar hundert Meter entfernt von den einzelnen Aussichtspunkten gebührenfrei parken. Und auf dem Heimweg empfiehlt sich ein Zwischenstopp im malerischen Rosenberg / Rožmberk nad Vltavou oder in Krumau / Český Krumlov.

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Parkplätze

  • Horní Planá / Oberplan – Parkplatz vor dem Supermarkt COOP im unteren Teil des Marktplatzes;
  • Friedberg / Frymburk – Parkplatz beim Restaurant Leyla und beim Skigebiet Friedberg;
  • Lippen / Lipno nad Vltavou – Parkplatz beim Südende des Staudammes;
  • Wittinghausen / Vítkův hrádek – Parkplatz vor der Fronleichnamskapelle / kaple Božího těla in St. Thomas / Svatý Tomáš.
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