Mit Kafka ins Kino

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Franz Kafka war ein leidenschaftlicher Kino-Gänger. Und in dieser Woche tut er es erneut: „Kafka geht ins Kino“. Noch bis zum 14. August zeigen das „Zentrum Franz Kafky“ und das Kino „Lucerna“ in Prag internationale Filme über den geheimnisvollen Schriftsteller oder Filme, die er selbst gesehen hat. Und speziell junge Leute können dabei Einiges lernen – nicht nur über Kafka.

Michael Havas  (Foto: Barbora Kmentová)
Von einem kleinen Städtchen in die Großstadt. Das diesjährige „River Film Fest“ aus Písek präsentiert jetzt die besten seiner 170 Filme noch einmal. Und zwar in Prag. Warum, das erklärt einer der Veranstalter des Festes Michael Havas.

„Man hat die Gewohnheit in Tschechien, wo es sehr viele Filmfestivals gibt, diese noch ein bisschen auszudehnen, vielleicht weil die Leute hier etwas sesshaft sind. Und Leute, die nicht in Písek waren, haben so die Gelegenheit, die besten Filme nochmal in Prag zu sehen.“

Das Besondere an den Filmen: Viele von ihnen haben einen direkten oder indirekten Bezug zum Schriftsteller Franz Kafka. Daher auch der Titel: „S kafkou do kina“ – „Kafka geht ins Kino“. Und wie stand Kafka selbst zum Kino?

Franz Kafka
„Man hat eigentlich sehen können, wie Kafka fasziniert war von dieser Technologie, aber irgendwie keine eindeutige Meinung hatte zur Bedeutung von Filmen. Für ihn waren sie zu bewegt. Er war eher eingestimmt auf ruhige Fotos, in die er sich vertiefen konnte.“

Franz Kafkas Werke sind größtenteils schwere Kost. So sehen sich seine Protagonisten oft einem Albtraum undurchsichtiger Mächte ausgeliefert. Dass Franz Kafka außerhalb seiner Erzählungen jedoch ein lebensfroher und lustiger Kerl war, wissen die Wenigsten.

„Wir möchten Kafka irgendwie befreien von seiner dunklen Gestalt, dass er irgendwie so eine Bürde für junge Leute ist, weil wir wissen, dass er eigentlich ein ganz witziger Mensch war. Und wir möchten diesen Mythos irgendwie auflockern. Das ist wahrscheinlich die tragende Idee. Aber natürlich: Kino ist Kino. Und wir möchten Leute immer mit einem Thema anlocken und gleichzeitig mit tieferen Gedanken etwas Unterhaltung anbieten.“

Das erklärt auch, warum sich – trotz des Titels „Kafka geht ins Kino“ – nicht alle Filme um den Erzählkünstler Kafka drehen. Er sei zwar wichtig, aber hinter der Veranstaltung steckt ein tieferer Sinn, wie Michael Havas erklärt.

„Wir versuchen immer, unser Publikum, besonders junge Leute, darauf aufmerksam zu machen und daran zu erinnern, dass Literatur ein Teil des Films ist, Musik ein Teil des Films ist und Theater auch ein Teil des Films ist. Unser Ziel ist, die Leute zwischen 16 und 25, die zu uns kommen, zu sensibilisieren, damit sie einen schlechten Film von einem guten unterscheiden können.“

Noch bis Samstag läuft täglich jeweils um 17, 19 und 21 Uhr einer der 40 „Best-of“-Filme aus Písek in Prag. Eine Filmübersicht finden Sie zum Beispiel unter www.lucerna.cz/kino.php

Autor: Vivian Hömke
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