Mittelböhmischer Kreis ersteigert Buchminiatur aus dem 15. Jahrhundert

Selten hat der Kauf eines Kunstwerkes ein derartiges Medieninteresse ausgelöst. Am Dienstag erwarb der mittelböhmische Kreis auf einer Auktion in London ein wertvolles Gemälde aus dem 15. Jahrhundert. Es soll das Prunkstück der Kreisgalerie in der Unesco-Weltkulturerbestadt Kutná hora / Kuttenberg werden. Der Kauf rief allerdings auch Kritik hervor.

Für 510.000 britische Pfund, etwa 560.000 Euro, hat der Mittelböhmische Kreis die gotische Miniatur beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s ersteigert. Inklusive aller Gebühren beläuft sich der Kaufpreis sogar auf fast 670.000 Euro. Geschaffen wurde das großformatige Temperagemälde auf Pergament gegen Ende des 15. Jahrhunderts für ein Kirchengesangsbuch. Es stellt den mittelalterlichen Silbererzabbau in Kutná hora dar, für den die Stadt damals weit über Böhmens Grenzen hinaus berühmt war. Jan Třeštík, der Direktor der mittelböhmischen Kreisgalerie, für die das Kunstwerk bestimmt ist, freut sich über das spektakuläre neue Exponat:

Jan Třeštík und David Rath
„Ich bin absolut davon überzeugt, dass das ein guter Kauf war. Es ist nicht nur eine gute Investition. Es kehrt nun ein Werk von hohem Wert für die ganze Nation nach Tschechien zurück. Ich bin sehr froh.“

Kunstexperten weisen allerdings darauf hin, dass das empfindliche Material des Gemäldes seine Ausstellung erheblich erschwert. Es dürfe höchstens drei Monate am Stück dem Licht ausgesetzt werden, hieß es. Kritik rief dabei, nicht nur in Expertenkreisen, der hohe Kaufpreis hervor, der mehr als fünfmal so hoch wie der Startpreis und fast doppelt so hoch wie der geschätzte Wert des Werkes ist. Der mittelböhmische Kreishauptmann David Rath, der persönlich zur Auktion nach London gereist war, verteidigt die Ausgabe:

„Besonders das Ende der Auktion war sehr dramatisch. Wir haben natürlich überlegt, ob wir wirklich noch höher bieten sollen, aber nur wenige Dinge sind langfristig eine solch gute Investition.“

Der Kunsthistoriker und Mittelalterexperte Jiří Fajt hat jedoch Zweifel. Zwar steht auch für ihn der hohe Stellenwert des Kunstwerkes außer Frage. Fajt kritisiert aber vor allem das unprofessionelle Vorgehen im Vorfeld der Auktion. Bereits am Tag vor der Auktion berichteten tschechische Medien über die Kaufabsicht des Mittelböhmischen Kreises.

„Auktionshäuser sind gewinnorientierte Unternehmen, die zu möglichst hohen Preisen verkaufen wollen. Ein in den Medien geäußertes Interesse an einem Kunstwerk, gerade von staatlichen Stellen, führt natürlich zu einer erhöhten Aufmerksamkeit, zu einem Konkurrenzkampf und einer deutlichen Preissteigerung“, so Kunsthistoriker Fajt.

Das Geschäft ist nun aber unter Dach und Fach. Kunstliebhaber werden voraussichtlich im Mai kommenden Jahres einen ersten Blick auf den größten Stolz der mittelböhmischen Galerie werfen können. Dann soll das neu geschaffene Museum nämlich seine Pforten öffnen.