Mobil ans Ziel
Ahoi und Start frei zu einer neuen Ausgabe unseres Verkehrsmagazins "Mobil ans Ziel". Am Mikrofon begrüßt Lothar Martin.
Am kommenden Mittwoch feiert der Prager Busverkehr ein kleines Jubiläum. Denn am 21. Juni 1925, also vor genau 75 Jahren, nahm die erste regelmäßige Buslinie ihren Betrieb in der tschechischen Hauptstadt auf. Es war die Linie A, die seinerzeit zwischen den Ostprager Stadtteilen Vrsovice und Zabehlice verkehrte. Sicher, der erste Omnibus rollte bereits am 7. März 1908 durch die Straßen der Moldaumetropole, doch es kam zu keinem regelmäßigen Linienverkehr. Im Gegenteil! Aufgrund vielschichtiger Probleme, darunter der Unfall des Autobusses der französischen Marke Aries am 4. Dezember 1908, wurde der Busverkehr schon anderthalb Jahre später, am 17. November 1909, wieder eingestellt. Daher begeht man den Tag der Sonnenwende seit 75 Jahren als den eigentlichen Beginn des Busverkehrs in der heutigen Millionenstadt.
Im Zeitraum des letzten Dreivierteljahrhunderts hat sich natürlich auch im Prager Busverkehr sehr vieles geändert. Waren es im ersten Jahr, also 1925, lediglich zwei Linien, die tagsüber regelmäßig zum Einsatz kamen, so waren es 1930 - also nur fünf Jahre später - bereits deren 13. Am 9. Mai 1974, als die erste Strecke der Prager Metro feierlich eingeweiht wurde, verkehrten nicht weniger als 97 Tageslinien durch die Goldene Stadt. Darüber hinaus wurden acht Nachtlinien, sieben Ausflugslinien und zwei Schulbusse betrieben. Gegenwärtig, wo auch der Transport in die regionalen Vororte mit in den Integrierten Prager Verkehr (PID) eingebettet ist, sorgen täglich rund um die Uhr 266 Buslinien dafür, dass das erhöhte Verkehrsaufkommen bewältigt wird.
Wie bereits erwähnt, hat sich seit Mai 1974 jedoch die Metro als Haupttransportmittel im Prager Stadtverkehr herauskristallisiert. Seitdem haben die Busse mehr und mehr die Funktion des Metro- und Straßenbahn ergänzenden Transportmittels erhalten. Besonders in den städtischen Randgebieten und in den regionalen Vororten werden sie nunmehr hauptsächlich als Zubringer für die umweltfreundliche, zeit- und nervensparende Metro eingesetzt. Doch auch die Prager Metro ist schon etwas in die Jahre gekommen, hat inzwischen auch schon ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel. Und gerade darin legt das derzeit große Problem. Die ersten Wagenzüge russischer Bauart haben nämlich ihre 25jährige Betriebsdauer schon erreicht und sollten seit 1998 bereits durch neue Wagenzüge des tschechisch-deutsch-italienischen Konsortiums CKD Dopravni systemy - Siemens - AD Trans ausgewechselt werden. Doch diese Firma befindet sich momentan im Konkurs und kann die Betriebskosten für die Erfüllung des Auftrages von 22 Metrozügen á fünf Waggons nicht aufbringen.
Die augenblickliche Situation schilderte uns der Technische Direktor der Prager Verkehrsbetriebe, Tomás Jílek, wie folgt:
"Also, eigentlich mussten im Jahr 1998 die Wagenzüge russischer Bauart vom Typ ECS aus dem Verkehr gezogen werden, die zwar visuell den gegenwärtig eingesetzten Wagenzügen sehr ähnlich sind, aber leistungsmäßig und von den Parametern her für den auf den drei Metrotrassen projektierten Intervallverkehr, den Anforderungen schon längst nicht mehr entsprechen. Diese insgesamt 75 Waggons von Typ ECS sollten natürlich durch die 110 bestellten neuen Waggons ersetzt werden, wobei in der Mehrdifferenz bereits die Ausdehnung des Prager Metronetzes mit berücksichtigt wurde. Doch leider hat die Zulieferfirma den Vertrag aus den bekannten Gründen nicht eingehalten, so dass weder im Herbst 1998 die ersten und im Verlauf des Jahres 1999 die restlichen der bestellten 22 neuen Wagenzüge auf den drei Metrotrassen in Betrieb genommen werden konnten. Vielmehr konnten die Fahrgäste bisher nur einen neuen Wagenzug wahrnehmen, der auf der Trasse C den Probelauf und die für die Abnahme erforderlichen Kilometer bewältigte. Die Realität sieht allerdings so aus, dass insgesamt fünf Wagenzüge vom Auftragnehmer fertiggestellt werden konnten, an denen derzeit die aus dem Probedurchlauf resultierenden letzten Abänderungen und Verbesserungen vorgenommen werden. Die Abnahme wird aller Voraussicht nach Ende Juni/Anfang Juli erfolgen. Daher bin ich durchaus optimistisch, dass alle fünf Wagenzüge schon im Herbst zum regelmäßigen Einsatz kommen werden."
Das wird auch allerhöchste Eisenbahn, wollen die Prager Verkehrsbetriebe auch nach der ruhigeren Urlaubszeit den gegenwärtigen Fahrtentakt aufrechterhalten. Aufgrund des Engpasses im Wagenpark hatte man diesen unlängst für die allmorgenliche Verkehrsspitze um fünf Sekunden auf der Trasse C und um elf Sekunden auf der Trasse A verlängert. Doch angesichts des im September in der tschechischen Hauptstadt stattfindenden Gipfels des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank kann man sich keine weiteren Verzögerungen im Stadtverkehr leisten. Demnach wird dem Einsatz der fünf neuen Wagenzüge nicht nur bei den Prager Verkehrsbetrieben mit Ungeduld entgegen gesehen.
Wir verlassen nun jedoch die Metrogleise und heben gleich in die Lüfte ab.
Bei der Internationalen Luftfahrt-Ausstellung, kurz: ILA 2000, die am Pfingstmontag auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld zu Ende ging, waren unter den 941 Ausstellern aus 38 Ländern auch acht Firmen aus der Tschechischen Republik vertreten. Unser freier Mitarbeiter Julius Eschka nutzte dabei die Gelegenheit, mit Ing. Ladislav Sáral vom tschechischen Wirtschaftsministerium ein Gespräch über die hiesige Luftfahrtindustrie zu führen. Ing. Sáral erläuterte:
Und mit diesen Ausführungen sind wir auch schon wieder am Ende unseres heutigen Verkehrsmagazins angelangt. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und verabschiede mich hiermit vom Mikrofon - Ihr Lothar Martin.