Mobil ans Ziel

Ahoj und Start frei zu einer neuen Ausgabe unseres Verkehrsmagazins "Mobil ans Ziel". Aus dem Prager Studio begrüßen Sie Martina Schneibergova und Lothar Martin.

Auch wenn vielerorts der erste Schnee noch nicht gefallen sein sollte, wir sind im Dezember, wo der Winter zumindest schon kräftig an die Türe klopft. Für alle Autofahrer verlangt das Fahren auf einer winterlichen Straße erhöhte Vorsicht und ein noch größeres Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit. Damit eine solche Fahrt nicht von vornherein zur Rutschpartie wird, muss der Winterdienst weitestgehend für Abhilfe sorgen. Deshalb werden wir uns im ersten Teil der heutigen Sendung damit befassen, wie sich der tschechische Winterdienst auf die bevorstehende kalte Jahreszeit vorbereitet hat. Ein weiteres Thema wird die Modernisierung der hiesigen Verkehrsinfrastruktur sein, die - Verkehrsplanern und Straßenbauern zufolge - durch das gegenwärtig im Prager Abgeordnetenhaus behandelte neue Gesetz über die Begutachtung des Einflusses von Bauten auf die Umwelt in zeitliche Verzögerung bzw. in generelle Beeinträchtigung gebracht werden dürfte.

Bevor wir uns jedoch diesen Themen zuwenden, haben wir vorab eine ganz aktuelle Information für Sie. Meldungen der Presseagenturen CTK und DPA zufolge bleibt der an der Europastraße E 55 gelegene, stark befahrene tschechisch-deutsche Grenzübergang Cinovec/Zinnwald vom 2. Dezember 12.00 Uhr bis zum 4. Dezember 00.00 Uhr komplett geschlossen. Grund für diese Maßnahme ist die für Montag, den 4. Dezember, geplante Eröffnung des neuen Grenzübergangs Cinovec/Altenberg für den Lastwagen-Verkehr. Um die Eröffnung fristgemäß vornehmen zu können, müssen an diesem Wochenende die letzten Anschlussarbeiten durchgeführt werden. Der gesamte Verkehr muss daher ab Freitag Mittag auf benachbarte Grenzübergänge ausweichen. Ab Montag wird über den neuen Grenzübergang Cinovec/Altenberg der gesamte Autoverkehr rollen, während der Übergang Cinovec/Zinnwald nur noch den Fußgängern und Radfahrern sowie der zwischen Teplice/Teplitz und Dresden regelmäßig verkehrenden regionalen Buslinie vorbehalten sein wird. Der Grenzübergang Cinovec/Zinnwald wurde jährlich von bis zu 7,5 Millionen Menschen in ca. 1,8 Millionen PKW´s, 250.000 LKW´s oder 70.000 Autobussen überquert.

Vor uns steht ein neuer Winter, gespielt wird jedoch das alte Lied. So in etwa lautet die Kurzformel zur bevorstehenden Situation auf den tschechischen Straßen, die auch im Winter 2000/2001 alles andere als optimal sein wird. Denn wie der Betriebsdirektor der tschechischen Straßen- und Autobahndirektion, Otakar Vacin, auf einer vor kurzem in Prag stattgefundenen Pressekonferenz verkündete, haben die Straßenbauer auch für das kommende Jahr nur eine relativ geringfügige Summe zum Erhalt und zur Ausbesserung der Fahrbahnen bekommen. Es ist mit 6,1 Milliarden Kronen (ca. 330 Millionen D-Mark) genau der gleiche Betrag wie in diesem Jahr. Doch wenn man bedenkt, dass im nahezu abgelaufenen Jahr rund 2,4 Milliarden Kronen allein für den Winterdienst aufgebracht werden mussten, dann - so Vacin - bleibt auch im kommenden Jahr nur Geld für die allernötigsten Reparaturen, sprich: für die Beseitigung der größten Löcher auf den Hauptverkehrsadern übrig.

Auch nach Ansicht des tschechischen Verkehrsministeriums wird sich der Zustand der Straßenverbindungen hierzulande im Jahr 2001 eher weiter verschlechtern als umgekehrt. Und das selbst nach der diesjährigen Einführung des sogenannten Verkehrsfonds. Doch wie der Mitarbeiter des Ministeriums, Frantisek Baroch, gegenüber der Presse mitteilte, werde sich erst in den weiteren Jahren daran etwas ändern, wenn der Fonds wesentlich mehr Geld abwerfen wird, als dies derzeit noch der Fall ist.

Und wie soll der Winterdienst für diese Saison konkret aussehen? Spätestens innerhalb von zwölf Stunden müssen alle Straßen in Tschechien befahrbar sein mit Ausnahme der 2300 Kilometer an untergeordneten Verkehrswegen, die im Winter nicht instand gehalten werden. Falls der Schneefall dauerhaft und langanhaltend ist, werden in erster Linie die insgesamt 9400 Kilometer an Autobahnen, Schnellstraßen und Straßen I. Ordnung des sich über knapp 55.000 Kilometer erstreckenden Fahrbahnnetzes in Böhmen und Mähren in einem befahrbaren Zustand gehalten. Zur Aufrechterhaltung der Befahrbarkeit werden auf rund 50 Prozent aller Straßen Splitt und Sand sowie auf nahezu 40 Prozent der Verkehrswege Salz gestreut. Lediglich in den oberen Bergregionen wird auf das Streuen verzichtet. Hier kommt in regelmäßigen Intervallen lediglich der Schneepflug zum Einsatz.

Für Verunsicherung, ja für einigen Wirbel hat unter den tschechischen Straßenbauern die Gesetzesnovelle über die Begutachtung des Einflusses von Bauten auf die Umwelt gesorgt, die gegenwärtig im Prager Abgeordnetenhaus behandelt wird und nach Vorstellung der Gesetzgeber zum 1. Juli 2001 in Kraft treten soll. Was die Straßenbauer an dieser Novelle auszusetzen haben, dazu befragten wir den Vizevorsitzenden der Vereinigung für Straßenbau, Borivoj Kacena:

Das Gesetz, so die Straßenbauer, enthalte insbesondere keinen Paragrafen, der sicher stelle, dass es nicht von Interessengruppen missbraucht werden könne. Dabei haben die Straßenbauer vor allem eine Gruppe im Auge: die Umweltaktivisten.

Diese Meinung rief natürlich Befremden beim hiesigen Umweltministerium hervor. Wie die Sprecherin des Ministeriums, Rita Gabrielova, gegenüber der Nachrichtenagentur CTK mitteilte, sollten sich die Kritiker der Novelle den Gesetzentwurf gründlicher durchlesen, um festzustellen, dass genau festgelegte Fristen und eine sehr detaillierte Vorgehensweise der Behörden bei der Begutachtung der durch Neubauten entstehenden Umwelteinflüsse gewährleistet sei.

Die Straßenbauer um Borivoj Kacena erwarten dennoch weitere zeitliche Verzögerungen bei der Realisierung von Verkehrsbauten bei Inkrafttreten der Novelle in ihrer jetzigen Form. Zum aktuellen Stand der Autobahn D 8 von Prag nach Dresden hatte Kacena Radio Prag gegenüber jedoch noch eine positive Nachricht parat: