Muskulöser Doppeldecker: Skandal-Künstler Černý mit Installation in London

Foto: ČTK

David Černý ist wahrscheinlich Tschechiens bekanntester Gegenwartskünstler. Und ein umstrittener dazu. Mit seinem Werk „Entropa“ sorgte er 2009 für einen EU-weiten Skandal, als er Bulgarien als ein Land der Hocktoiletten darstellte. Am Montag hat er sein neuestes Projekt vorgestellt, den „London Booster“. Er ist sein Beitrag zum Auftritt der Tschechischen Republik in London anlässlich der Olympischen Sommerspiele.

David Černý mit dem „London Booster“  (Foto: ČTK)
„Der London Booster“ ist ein sechs Tonnen schwerer klassischer roter Londoner Doppeldeckerbus, der sich mit zwei kräftigen Armen effektvoll zu Liegestützen in die Höhe stemmt. Die Attraktion vor dem tschechischen Olympiahaus in London ist ein Werk des Aktionskünstlers David Černý. Er hat den Bus aus dem Jahr 1957 in den Niederlanden gekauft und ihm zwei menschlich geformte Arme gegeben, die elektrisch angetrieben werden. Damit macht der Bus nun pausenlos Liegestütze– unter großem Gestöhne. Sein Werk nimmt auch der Künstler nicht ganz ernst:

„London Booster“
„Ich habe eine kleine, witzige Statur geschaffen. Sie ist mein ambivalenter Blick auf den Sport und auf sportliche Aktivitäten. Ich selbst bin kein besonders großer Sportler, also habe ich mir daraus einen kleinen Spaß gemacht.“

Bekannt geworden ist Černý mit kontroversen und oft auch lustigen Werken. So malte er einen sowjetischen Panzer rosa an, ließ kleine Alien-Babys den Prager Fernsehturm erklettern und schuf das umstrittene Entropa-Kunstwerk zum tschechischen Vorsitz in der Europäischen Union. Sein Londoner Autobus gehört aber nicht in die Kategorie der umstrittenen Kunstwerke, auch wenn er dem Bus ein menschliches Gesäß verpasst hat.

Tschechisches Haus in Islington
Der Bus steht vor dem Tschechischen Haus im Londoner Stadtteil Islington und zieht viele Schaulustige an. Die Passanten sind sich aber nicht ganz sicher, was der Sinn des Werkes ist. Eine Fahrradfahrerin rät:

„Vielleicht sei es die Stärke Londons während der olympischen Spiele?“

Eine Attraktion ist der Bus auf jeden Fall. Und David Černý ist besonders mit dem Ort zufrieden, an dem sein außergewöhnlicher Sportwagen seine Übungen versieht:

František Kupka: Amorfa
„Der Bus ist hier wirklich gut platziert. Wir haben schon Wetten abgeschlossen, wer als erster einen Auffahrunfall produziert, ob es ein Mann oder eine Frau sein wird, denn der Bus wird hier regelmäßig üben.“

In den Fenstern des Busses wird ein gefeiertes Werk des tschechischen Malers František Kupka projiziert: Amorfa – die zweifarbige Fuge von 1912. Von diesem Bild hat sich auch das tschechische olympische Komitee inspirieren lassen. Die Trikots und Anzüge des tschechischen Olympiaaufgebots sind in einem ähnlichen Design gehalten.