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Regierung Rusnok entscheidet nicht über Verkauf des Palais Lobkowicz an Deutschland
Die tschechische Übergangsregierung wird nicht über den Verkauf des Prager Palais Lobkowicz an den deutschen Staat entscheiden. Die Bundesrepublik möchte den derzeitigen Sitz der deutschen Botschaft in der tschechischen Hauptstadt erwerben. Am Donnerstag sagte der neue Außenminister Jan Kohout, der Fall des Palais Lobkowicz ruhe. Wie Kohout begründete, will das Kabinett von Premier Jiří Rusnok keine grundlegenden Entscheidungen über Staatseigentum treffen.
Vom Balkon des Palais Lobkowicz verkündete Außenminister Hans-Dietrich Genscher 1989 die Ausreise von Flüchtlingen aus der DDR. Wegen dieser geschichtlichen Bedeutung will Deutschland das Gebäude erwerben. Im Gegenzug hat der Bund ein Grundstück für einen neuen tschechischen Botschaftssitz in Berlin angeboten. Grundsätzlich hat die tschechische Regierung dem Tausch bereits zugestimmt. Laut der Presseagentur ČTK streiten beide Seiten aber noch über den Wert ihres jeweiligen Angebotes.
Premier Rusnok verfasst Regelwerk für Minister
Premier Jiří Rusnok soll eine Anleitung für seine Minister erstellt haben, in dieser seien Regeln für das Regieren und die zwischenmenschlichen Beziehungen festgelegt. Dies berichtete die Tageszeitung Hospodářské Noviny in ihrer Donnerstagsausgabe unter Berufung auf vertrauliche Quellen. Die Anleitung soll 15 Punkte umfassen, unter anderem die Unterordnung der eigenen Interessen unter die der Öffentlichkeit, den Respekt gegenüber der Freiheit und die Achtung des Rechts. Der Premier schreibt in dem Papier, Freude, Humor und Überblick sollten es ermöglichen, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und Frustration aus dem schwierigen Kampf zu überwinden. Die Minister finden die Anleitung angeblich gut. Finanzminister Jan Fischer erklärte, er sei positiv überrascht gewesen, als er das Papier auf seinem Schreibtisch gefunden habe.
Tschechische Republik richtet neue diplomatische Vertretungen ein
Das tschechische Außenministerium erweitert das Netz seiner diplomatischen Vertretungen. In nächster Zeit sollen Botschaften im Senegal und in Birma eröffnet werden. Es handelt sich aber um sehr kleine Vertretungen, im Senegal wird zum Beispiel lediglich ein tschechischer Diplomat innerhalb der österreichischen Botschaft arbeiten. Kurz vor der Eröffnung stehen auch Büros in Kolumbien und Kambodscha.
Diese diplomatischen Vertretungen, die nur aus einem oder zwei Diplomaten bestehen, sind das Ergebnis eines neuen Konzepts des Außenministeriums. Dadurch erhofft man sich, trotz Sparzwangs besser auf die wirtschaftliche Entwicklung und die tschechischen Exportinteressen reagieren zu können. Man wolle den diplomatischen Service so einrichten, dass er flexibler und schneller auf sich ergebende Möglichkeiten reagieren könne, erklärte der stellvertretende Außenminister Jiří Schneider. Im vorigen Jahr unterhielt die Tschechische Republik 120 Vertretungen auf der ganzen Welt.
Methanol-Skandal fordert insgesamt 47. Opfer
Im Skandal um Gift-Alkohol in Tschechien gibt es ein weiteres Todesopfer. Ein 59-jähriger Mann aus Südböhmen starb am Mittwoch nach dem Genuss von Schnaps wahrscheinlich älteren Datums. Die Obduktion des Toten ergab am Donnerstag, dass der Schnaps mit Methanol gepanscht war. Der Mann ist das 47. Opfer im Methanol-Skandal, die tödliche Affäre hatte im September vergangenen Jahres begonnen. Zeitweilig führte Tschechien darauf sogar ein Verkaufsverbot für jegliche Spirituosen ein.
Das jetzige Opfer hatte den Alkohol zu Hause getrunken. Als der Mann kurz darauf sein Augenlicht verlor und Krämpfe bekam, rief seine Frau den Rettungsdienst. Die Hilfe kam jedoch zu spät, der Mann starb noch im Krankenwagen.
Prag will Obdachlose aus öffentlichen Verkehrsmitteln verbannen
Die Prager Verkehrsbetriebe haben gemeinsam mit dem Magistrat beschlossen, eine Sondereinheit zu gründen, um Obdachlose aus den öffentlichen Verkehrsmitteln fernzuhalten. Die Einheit soll aus Streetworkern von Nichtregierungsorganisationen, Stadtpolizisten und Angestellten der Verkehrsbetriebe bestehen. Das sagte der Prager Oberbürgermeister Tomáš Hudeček am Donnerstag gegenüber Journalisten. Bisher ist allerdings noch nicht genau klar, wie die Stadt und die Verkehrsbetriebe die Obdachlosen dazu bringen wollen, die Verkehrsmittel zu verlassen. Eine Arbeitsgruppe soll nun erarbeiten, wie viele Kräfte nötig sind und wie sie konkret vorgehen sollen. Bisher rufen Stadtpolizisten, falls sie auf Obdachlose treffen, die sich in öffentlichen Verkehrsmitteln aufhalten, Streetworker zu Hilfe. Diese kümmern sich dann um die Personen.
Vor allem im Winter halten sich regelmäßig Obdachlose in den Prager Verkehrsmitteln auf, um sich vor der Kälte zu schützen. Probleme bereitet dabei die hygienische und gesundheitliche Verfassung der Personen. Teil des Programms soll deswegen sein, die Obdachlosen dazu zu bewegen, sich häufiger zu waschen und die Kleidung zu wechseln. Hudeček sagte, bereits 20 bis 30 Prozent weniger Obdachlose in den Straßenbahnen, Bussen und der Metro wäre ein großer Erfolg.
Bombendrohung: Prager Flughafen teilweise evakuiert
Wegen einer Bombendrohung auf einem Blatt Papier musste der Prager Václav-Havel-Flughafen am Donnerstagnachmittag teilweise evakuiert werden. Den Drohbrief hatte eine Stewardess beim Saubermachen an Bord eines Flugzeugs aus dem englischen Newcastle entdeckt. Experten durchsuchten danach das Flughafengelände, fanden allerdings keinen Sprengsatz. Die Fluggesellschaft wollte zudem das Flugzeug untersuchen lassen und strich den Rückflug. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, kommen als Verdächtige vor allem die Passagiere des Flugs aus Newcastle nach Prag in Frage. Die Besatzung des Flugzeuges habe angegeben, dass vor Abflug der Zettel noch nicht an Bord der Maschine gewesen sei.
Handelsinspektion: Händler auf Märkten im Grenzgebiet betrügen häufig
Ein Drittel der Händler auf den Märkten im tschechischen Grenzgebiet verkauft Markenfälschungen. Ein weiteres Drittel informiert die Kunden falsch über den Preis. Dies hat eine Kontrollaktion der tschechischen Handelsinspektion ergeben. Von Februar bis Mai wurden insgesamt 345 Händler geprüft. Die Ergebnisse der Untersuchungen seien für die Verbraucher nicht gerade ermutigend, sagte der Chef der Handelsinspektion, Vladimír Velčovský, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Prag. Dies gilt vor allem für die an Deutschland grenzenden Gebiete. In den Kreisen Plzeň / Pilsen und Karlovy Vary / Karlsbad wurden bei 98 Prozent der Händler Verstöße ermittelt. Insgesamt stellte die Handelsinspektion Markenfälschungen im Wert von rund 10 Millionen Kronen (400.000 Euro) sicher.
Škoda Plzeň liefert Straßenbahnen in die Slowakei
Der Maschinen- und Eisenbahnhersteller Škoda Pilzeň liefert 15 Straßenbahnen in die slowakische Hauptstadt Bratislava. Der Auftrag über die Lieferung der Modelle vom Typ 30T hat einen Wert von fast einer Milliarde Kronen (40 Millionen Euro). Teil des Vertrags ist auch eine Option über den Kauf von weiteren 15 Wagen sowie die Wartung der Schienenfahrzeuge über einen Zeitraum von 15 Jahren. Das erklärte der Generaldirektor des Unternehmens, Josef Bernard, am Donnerstag. Laut Bernard ist die Slowakei ein traditioneller und zuverlässiger Geschäftpartner. Das Unternehmen hat mit den Verkehrsbetrieben der slowakischen Hauptstadt bereits einen Vertrag über die Lieferung von 80 neuen Oberleitungsbussen im Wert von über eine Milliarde Kronen abgeschlossen.
Prag: „Stolperstein“ für Kafka-Freundin Milena Jesenská gelegt
Seit Donnerstag liegt in Prag ein so genannter Stolperstein für Franz Kafkas enge Freundin, die Journalistin und Übersetzerin Milena Jesenská. Mit diesen kleinen Gedenktafeln im Bürgersteig wird an das Schicksal von Menschen erinnert, die von den Nationalsozialisten ermordet oder deportiert wurden. Der Gedenkstein wurde in der Kouřimská-Straße 6 im Stadtteil Vinohrady gelegt. Jesenská starb 1944 im KZ Ravensbrück. Die Gestapo hatte sie 1939 verhaftet, weil sie an eine Widerstandsgruppe im Untergrund angeschlossen war.
In Prag gibt es bereits über 200 Stolpersteine. In den nächsten Tagen sollen dort und an anderen Orten in Tschechien weitere 89 hinzukommen. Das Projekt der Stolpersteine wurde vom deutschen Künstler Gunter Demnig initiiert. Prag war neben Köln die erste Stadt, in der im Jahr 2008 ein solcher Stein gelegt wurde. Weltweit bestehen bereits über 40.000 dieser kleinen Gedenktafeln.
Ostrau: World-Music-Festival „Colours of Ostrava“ startet
Am Donnerstagnachmittag hat im mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau das größte World-Music-Festival in Tschechien begonnen. Zu den „Colours of Ostrava“ erwarten die Veranstalter insgesamt 30.000 Besucher. Das Festival dauert vier Tage. Headliner sind unter anderem die isländische Band Sigur Ros und Jamie Cullum aus Großbritannien. Insgesamt treten bis Sonntag 106 Bands und Künstler auf, darunter auch 46 aus Tschechien.
Tour de France: Kreuziger fällt in Gesamtwertung zurück
Roman Kreuziger (Rennstall Saxo-Tinkoff) ist in der Gesamtwertung der diesjährigen Tour de France zurückgefallen. Bei der Königsetappe auf die Alpe d´Huez am Donnerstag rutschte der tschechische Radprofi um einen Platz auf Rang vier ab. Kreuziger wurde nur Zwölfter bei der Fahrt, die in Gap gestartet war und erstmals in der Tour-Geschichte gleich zweimal auf die Alpe d´Huez führte. Der Kolumbianer Nairo Quintana konnte mehr als zwei Minuten auf Kreuziger gutmachen und schob sich in der Gesamtwertung an ihm vorbei auf Rang drei. Roman Kreuziger liegt nun zwölf Sekunden hinter Quintana und 5:44 Minuten hinter dem führenden Briten Christopher Froome (Team Sky).
Im Zeitfahren am Mittwoch hatte sich Roman Kreuziger vorübergehend den dritten Rang hinter dem Führenden Christopher Froome und dem Zweitplatzierten Alberto Contador (ebenfalls Saxo-Tinkoff) erkämpft.
Das Wetter am Freitag, 19. Juli: schön und heiß
Am Freitag ist es in Tschechien meist wolkenlos oder heiter. Gegen Abend nimmt im Nordosten des Landes die Bewölkung zu. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 26 und 30 Grad Celsius, in Höhenlagen um 1000 Meter erreichen sie 22 Grad Celsius.