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Ein Jahr nach Blitzhochwasser: Stadt Chrastava erinnert sich an folgenschwere Zeit

Die Einwohner der nordböhmischen Stadt Chrastava / Kratzau haben am Sonntag der Ereignisse vom 7. August 2010 gedacht, als ein verheerendes Blitzhochwasser ihren Ort bis zur Unkenntlichkeit verwüstete. Die Schäden, die das schnell gestiegene Wasser in ihrem Städtchen anrichtete, beliefen sich auf 180 Millionen Kronen (ca. 7,5 Millionen Euro). Die Jahrtausendflut riss vier Brücken und sieben Stege über der Neiße und der Jeřice ein, sie zerstörte mehrere Häuser, die später niedergerissen werden mussten. Zum Symbol des katastrophalen Hochwassers wurde die 1907 im Sezessionsstil errichtete Stahlbrücke über der Jeřice, die ebenfalls zerschellte. Jetzt steht hier nur noch ein Pfeiler der Brücke, die zu den wertvollsten Denkmälern der Stadt gehörte. Der Wiederaufbau der Brücke, mit dem im nächsten Jahr begonnen werden soll, wird vermutlich rund 15 Millionen Kronen (ca. 620.000 Euro) kosten, sagte Bürgermeister Michael Canov.

Tschechischer Helsinki-Ausschuss verurteilt Polizeieinsatz im Böhmerwald

Der Tschechische Helsinki-Ausschuss (ČHV) hat einige der Übergriffe verurteilt, die die Polizei gegenüber Umweltaktivisten im Böhmerwald verübt hat. Die Aktivisten protestieren seit mehr als drei Wochen mit einer Blockade-Aktion gegen das Abholzen von Bergfichten, die vom Borkenkäfer befallen sind. Da die Bäume in einer Schutzzone des Nationalparks Böhmerwald stehen, sei der Kahlschlag unzulässig, behaupten die Umweltschützer. Die Rodung von bis zu 5000 Bäumen hat die Verwaltung des Nationalparks angeordnet, weil sie der Meinung ist, damit den weiteren Bergfichten-Bestand in einer Naturzone des Gebirges schützen zu können.

Die Vorsitzende des Tschechischen Helsinki-Ausschusses, Anna Šabatová, hat die Öko-Aktivisten während ihrer Blockade-Aktion in der abgelaufenen Woche besucht. Bei der Festnahme der Demonstranten habe sich die Polizei gegenüber einigen Aktivisten ziemlich grob verhalten, erklärte Šabatová. Der Ausschuss forderte die zuständigen Organe auf, ein derartiges Eingreifen zu unterlassen. Der Helsinki-Ausschuss ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte in Tschechien einsetzt.

Die Polizei hat sich erneut gegen die Behauptung verwahrt, dass ihre Einsätze brutal seien. Die Beschwerden zum Vorgehen der Polizisten im Böhmerwald werden von den zuständigen Polizei-Organen überprüft.

Trotz der Proteste haben 90 Holzfäller den Kahlschlag in der Naturzone am Samstag fortgesetzt. Täglich würden bis zu 350 Bergfichten abgeholzt. Insgesamt sind rund 5000 Bäume vom Borkenkäfer befallen, von denen bereits 3500 gerodet sein dürften, sagte Nationalpark-Sprecher Pavel Pechoušek am Samstag. Der Böhmerwald hat in dieser Naturzone einen Bestand von 130.000 Bäumen.

Facebook: Tschechische Extremisten missbrauchen Plattform für Verherrlichung von Gewalt

Nach dem Massaker in Norwegen ist im sozialen Online-Kontaktnetzwerk Facebook eine Reihe von Reaktionen tschechischer Extremisten aufgetaucht, die die brutalen Anschläge des Norwegers A. B. Breivik geradezu verherrlichen. Der umstrittenste Beitrag ist ein Artikel mit dem Titel „Obhajoba Anderse Breivika“ (Verteidigung von Anders Breivik), der im Internetserver White Media erschien und mit dem sich bereits die tschechische Polizei befasst. Nach Aussage des Direktors der Abteilung Sicherheitspolitik beim Innenministerium, Karel Bačkovský, sei die Suche und anschließende Fahndung nach den Autoren von Gewalt verherrlichenden Texten sehr kompliziert. Es könne nämlich auch passieren, dass man bei einer Facebook-Diskussion durchaus „unverschuldet“ mit dem Gesetz in Konflikt kommen könne. Zum Beispiel, wenn man sich bei einer Diskussion über ein bestimmtes Waschmaschinen-Modell zu beleidigenden oder rassistischen Äußerungen verleiten lässt, gab Bačkovský zu bedenken.

Im Mordfall Monyová will Polizei am Montag tatverdächtigen Ehemann vernehmen

Im Fall der ermordeten Frauenroman-Schreiberin Simona Monyová wird die tschechische Polizei vermutlich erst am Montag einen Schritt weiter kommen. Dann will sie den Ehemann der erfolgreichen tschechischen Autorin ins Verhör nehmen, der gegenwärtig mit schweren Stichverletzungen in einem Krankenhaus in Brno / Brünn liegt. Simona Monyová war am Donnerstag tot in ihrer Brünner Wohnung aufgefunden worden, der Tod soll am Tag zuvor gegen 22 Uhr durch Erstechen eingetreten sein. Die Polizei vermutet hinter der Mordtat ein Beziehungsdrama, da die Schriftstellerin mit ihrem Mann in einem ständigen Konflikt lebte. Die Polizei habe dafür mehrere Hinweise aus der Bevölkerung, entgegen anderslautender Meldungen aber habe die Autorin selbst die Polizei zuvor nie um Hilfe gebeten, sagte am Samstag eine Polizeisprecherin.

Simona Monyová hat in den zurückliegenden 20 Jahren einige Dutzend Romane herausgegeben, in der Öffentlichkeit war sie unter dem Kosenamen Viewegh im Rock bekannt. Den Verdacht, dass ihr Ehemann auch ihr Mörder sein könnte, hat die Polizei mittlerweile bestätigt. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, dann drohen ihm bis zu 18 Jahre Haft.

Öko-Studie: Prag liegt um das 34-fache über dem Grenzwert für Umweltbelastung

Tschechiens Städte haben ökologische Defizite und übersteigen den Grenzwert für eine nachhaltig progressive Entwicklung um ein Mehrfaches. Zu dieser Einschätzung gelangte die Bürgervereinigung TIMUR (Team-Initiative für nachhaltige Entwicklung in Ortschaften) in ihrer Bewertungsstudie „Ökologische Spur“. In dieser Studie werden verschiedene ökologische Kriterien wie Energieverbrauch einer Stadt, Dichte des Kraftfahrzeug-Verkehrs oder Erzeugung von die Umwelt belastenden Abfällen von einzelnen Städten aufgelistet und bewertet. Die dabei erfassten Daten werden in der Spezialeinheit „globale Hektar“ zusammengefasst und dann in das Verhältnis zu einer „erträglichen Biokapazität“ gesetzt. Die Biokapazität, die bei 0,3 Hektar liegt, stellt den Grenzwert dar, mit dem die Umwelt belastet werden darf.

In ihrer Auftaktstudie hat TIMUR bisher elf tschechische Städte bezüglich der dortigen Umweltbelastung untersucht. Am stärksten überstieg die Hauptstadt Prag den zulässigen Grenzwert, und zwar fast um das 34-fache. Am besten schnitten dagegen zwei Kleinstädte ab, das mittelböhmische Dobříš und das mährische Kopřivnice: dort wurde der Grenzwert nur um 2,4 Mal überschritten.

Mountainbike-EM: Tscheche Kulhavý verteidigt Titel im Cross Country

Der tschechische Mountainbiker Jaroslav Kulhavý hat seinen EM-Titel im Cross Country erfolgreich verteidigt. Bei der diesjährigen Europameisterschaft im slowakischen Dohňany verwies Kulhavý am Sonntag den zweifachen Olympiasieger Julien Absalon aus Frankreich und den Schweizer Florian Vogel auf die Ehrenplätze.

Bei weitem nicht so erfolgreich aus tschechischer Sicht verlief dieselbe Konkurrenz bei den Frauen. Hier kam die beste tschechische Teilnehmerin, Tereza Huříková erst als Zwanzigste des Pelotons ins Ziel. Neue Europameisterin wurde die Norwegerin Gunn-Rita Dahle-Flesjaar.

Tennis: Štěpánek und Peschkeová in den Finals von Washington und Carlsbad

Der tschechische Tennisspieler Radek Štěpánek steht im Einzel-Finale des ATP-Turniers in Washington. Im Halbfinale beherrschte Štěpánek am Samstag (Ortszeit) den US-Amerikaner Donald Young ziemlich klar und gewann das Match in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:3. Im Endspiel am Sonntag trifft er nun auf den Sieger der Begegnung zwischen dem Franzosen Gael Monfils und dem Amerikaner John Isner. Durch den Sieg über Young hat der 32-jährige Štěpánek erstmals seit Januar vergangenen Jahres wieder das Finale eines ATP-Turniers erreicht. Gemeinsam mit dem Deutschen Tommy Haas spielt Štěpánek zudem im Halbfinale des Herren-Doppel.

Im Damen-Doppel wiederum steht die Tschechin Květa Peschkeová vor ihrem dritten Turniergewinn in Folge. Nach den Triumphen in Eastbourne und in Wimbledon ist sie jetzt mit ihrer slowenischen Partnerin Katarina Srebotnik auch in das Finale des WTA-Turniers im amerikanischen Carlsbad vorgedrungen. Nach einem dreistündigen Krimi bezwang das Duo am Samstag (Ortszeit) die Italienerinnen Sara Errania und Roberta Vinci in drei Sätzen mit 3:6, 6:4 und 10:7. Peschkeová und Srebotnik haben damit ihren 13. Doppelsieg in Folge gelandet. Im Finale am Sonntag könnte die Tschechin Lucie Hradecká eine ihrer Gegnerinnen sein. Zusammen mit der Russin Vera Duschewina kämpft sie im zweiten Semifinale um die Endspielteilnahme.

Fußball-Liga: Meister Pilsen nach 1:2 in Prag weiter ohne Sieg

Auch nach dem zweiten Fußball-Spieltag der tschechischen Gambrinus Liga wartet Meister Viktoria Pilsen weiter auf den ersten Saisonsieg. Am Sonntag unterlagen die Westböhmen beim Prager Traditionsclub Bohemians 1905 mit 1:2. Zum Saisonauftakt vor einer Woche war der Titelverteidiger mit einem 2:2 gegen Liberec gestartet. Gegner Bohemians 1905 hingegen gehört nach zwei Siegen zum verlustpunktfreien Spitzentrio, das vom neuen Tabellenführer aus Hradec Králové angeführt wird. Mit einem Heimsieg im Sonntagabendspiel gegen Jablonec hat allerdings auch Vizemeister Sparta Prag die Chance, zu diesem Trio aufzuschließen.

Im Abschiedsspiel für die tschechische Top-Schiedsrichterin Dagmar Damková landete Pokalsieger Mladá Boleslav am Sonntagnachmittag einen knappen 1:0-Heimsieg über den 1. FC Slovácko. Damková hängt ihre aktive Karriere an den Nagel, weil sie ab sofort als Mitglied in der Schiedsrichterkommission der Uefa tätig sein wird.

Außerdem spielten: Dukla Prag – Budweis 4:2, Teplice – Hradec Králové 0:3, Žižkov – Příbram 1:2, Liberec – Slavia Prag 2:1, Olmütz – Ostrau 3:0.

Das Wetter am Montag: stark bewölkt, Regen, bis 22 Grad

Am Montag ist es in Tschechien überwiegend bedeckt bis bewölkt, oft Regen oder Schauer, vereinzelt auch Gewitter. Die Tageshöchsttemperaturen liegen nur noch bei 18 bis 22 Grad Celsius, in Lagen über 1000 Meter bei maximal 14 Grad Celsius. Das feuchte Wetter hält voraussichtlich bis zur Wochenmitte an, erst ab Freitag stellen sich endlich wieder Sonne, Trockenheit und sommerliche Temperaturen ein, verkünden die Meteorologen.