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Neuer Termin: Gewerkschafter beschließen Ganztagsstreik für Donnerstag
Der landesweite Streik der Gewerkschaften gegen die Reformen der tschechischen Regierung findet am Donnerstag, dem 16. Juni statt. Der Streik wird die gesamten 24 Stunden über andauern. Darauf einigten sich die führenden Funktionäre der Koalition der Gewerkschaftsverbände bei ihren Beratungen am Sonntag. Die Verschiebung des Streiks um drei Tage wurde notwendig, weil das Prager Stadtgericht gegen den ursprünglichen Termin eine einstweilige Verfügung ausgesprochen hatte. Gegen diese Gerichtsentscheidung wollen die Gewerkschafter Berufung einlegen, auch wenn der Montag als Streiktermin vom Tisch ist. Falls nun auch gegen den Donnerstag eine einstweilige Verfügung erhoben werde, dann könne die Regierung auch gleich den Ausnahmezustand ausrufen, sagte der Chef der Eisenbahner-Gewerkschaften, Jaroslav Pejša, am Sonntag in einer Sendung des Tschechischen Fernsehens (ČT).
In derselben Fernsendung reagierte Finanzminister Miroslav Kalousek auf die Behauptung, dass die Gesellschaft derzeit in Befürworter der Regierung und Befürworter der Gewerkschaften entzweit sei. Eine eindeutige Mehrheit der Bevölkerung sympathisiere weder mit der Regierung noch den Gewerkschaften und sei auch nicht gespannt darauf, dass sie jemand als Geisel seiner Interessen benutzt. Die Regierung habe die Pflicht, die Bürger davor zu schützen und tue es auch, erwiderte Kalousek.
Verkehrsstreik hätte Schäden von 8,5 Millionen Euro nach sich gezogen
Das tschechische Verkehrsministerium hat die Ausfallschäden, die der ursprünglich für Montag terminierte Verkehrsstreik der Gewerkschaften verursacht hätte, auf mehr als 200 Millionen Kronen (ca. 8,5 Millionen Euro) hochgerechnet. Den größten Verlust hätte dabei die staatliche Schienennetz-Verwaltung (SŽDC) mit rund 120 Millionen Kronen (5 Millionen Euro) gemacht, erklärte am Sonntag Verkehrsminister Radek Šmerda. Bereits am Samstag hatte Ministerpräsident Petr Nečas gewarnt, dass man von den Gewerkschaften die komplette Schadenssumme gerichtlich einfordern werde, falls die Gewerkschaften ihren Streik am Montag wie angekündigt durchführen werden.
Das Prager Stadtgericht hatte am Freitag festgestellt, dass der Streik gesetzwidrig sei. Es hat daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen die Aktion verhängt. Das Gericht gab damit einer Klage des Finanzministeriums statt, das vermutet hatte, dass der Streik von den zentralen Gewerkschaftsverbänden nicht fristgemäß ausgerufen wurde. Zwischen der Ausrufung und Durchführung eines Streiks müssen drei Arbeitstage liegen, dass aber sei hier nicht der Fall, begründete das Stadtgericht seine Entscheidung. Wer die Entscheidung eines unabhängigen Gerichts nicht respektiere, der bewege sich außerhalb des Gesetzes, betonte Nečas.
Regierung will Verfassungsänderung: Bei Streiks soll Mindestmaß an Diensten garantiert sein
Die tschechische Regierung strebt binnen eines halben Jahres eine Verfassungsänderung zum Streikrecht an. Diese Änderung soll gewährleisten, dass künftig bei Streiks die Aufrechterhaltung eines Mindestmaßes an lebenswichtigen Dienstleistungen garantiert sein muss, erklärten Finanzminister Miroslav Kalousek und Justizminister Jiří Pospíšil am Sonntag unisono im Tschechischen Fernsehen (ČT). Die Gewerkschafter lehnen dieses Vorhaben ab, sie sehen darin den zielgerichteten Versuch der Regierung, ihre Reformen ohne größeren Widerspruch durchzusetzen. Der Chef der Vereinigung der selbständigen Gewerkschaften, Bohumír Dufek, wiederum betonte, dass das in der Verfassung verankerte Streikrecht im Ausland nicht reguliert werde. Sollte die Regierung das Streikrecht beschränken wollen, werde man im Abgeordnetenhaus erneut die Vertrauensfrage stellen, hat Sozialdemokratenchef Bohuslav Sobotka bereits am Samstag angekündigt.
Sudetendeutscher Posselt: Präsident Klaus spricht wie vor dem Jahr 1989
Der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, hat am Sonntag die Reaktion des tschechischen Präsidenten Václav Klaus auf einen Aufruf der Sudetendeutschen erwidert. Nach Aussage von Posselt erinnerten ihn die Äußerungen von Klaus an die Zeit vor dem Jahr 1989. Klaus hatte den Sudetendeutschen „außergewöhnliche Insensibilität und Unbelehrbarkeit“ vorgeworfen. Der Grund: Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany, hatte Klaus am Samstag dazu aufgefordert, sich als Staatsoberhaupt für das den Sudetendeutschen in der Vergangenheit in der Tschechoslowakei zugefügte Unrecht zu entschuldigen. Klaus reagierte darauf mit den zitierten Worten, weil Pany seinen Aufruf ausgerechnet am Jahrestag der schrecklichen Tragödie von Lidice machte.
Die Streitigkeiten über die Verantwortung an den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs und allem, was mit ihm zusammenhänge, ließen sich nicht durch Entschuldigungen lösen. Und schon gar nicht durch Entschuldigungen von uns, die wir heute leben, 66 Jahre nach dem Ende des Krieges, sagte Klaus. Für ihn, so Posselt, sei es hingegen absolut unverständlich, wie Klaus mit seinen Äußerungen den Sudetendeutschen Tag in Augsburg derart attackieren könne. Das erinnere ihn an die Zeit vor 1989, bemerkte Posselt. In Anspielung an den Vergleich zum Massaker von Lidice verwies Posselt darauf, dass auch er das Andenken an die Opfer der nationalsozialistischen Vergeltungsaktion wahre. Als sichtbares Zeichen dafür habe er erst im vorigen Jahr einen Kranz an der Gedenkstätte in Lidice niedergelegt, erinnerte Posselt.
Vier Tote bei schwerem Verkehrsunfall in Südböhmen
Bei einem schweren Verkehrsunfall nahe der südböhmischen Stadt Hluboká nad Vltavou sind am frühen Sonntagmorgen vier Menschen getötet worden. In den Unfall verwickelt ist ein Polizeiauto der Marke Skoda Octavia, das mit einem Pkw Opel zusammenstieß. Nach dem Zusammenprall begann der Opel zu brennen. In dem Polizeiauto waren zwei Polizisten und ein Zivilist, der von den Beamten zu einer Alkohol-Ausnüchterungszelle nach České Budějovice / Budweis eskortiert wurde, sagte eine Polizeisprecherin.
Als eine der Hauptversionen für die Unfallursache gilt die Theorie, dass der Fahrer des Opels fälschlicherweise in die Gegenrichtung gefahren und dadurch mit dem Polizeiauto frontal zusammengeprallt ist. Die Identität des getöteten Opel-Fahrers wird noch ermittelt, ergänzte die Sprecherin.
Die südböhmische Polizei hat sich mit der Bitte an die Bevölkerung gewandt, ihr bei der Aufklärung des Unfalls zu helfen. Gesucht werden Unfallzeugen. Die Straße II. Ordnung, auf der sich der Unfall ereignete, wurde für mehrere Stunden gesperrt, der Verkehr wurde umgeleitet. Nähere Umstände zu dem Unglück sind noch nicht bekannt.
Konzert von Iron Maiden beendet Heavy Metal Festival Sonisphere
Mit einem Konzert der britischen Band Iron Maiden ist am Samstagabend in Prag das internationale Heavy Metal Festival Sonisphere zu Ende gegangen. Die populäre Hardrockgruppe spielte Songs von ihrem neuen Album The Final Frontier und ältere Hits. Das Konzert wurde von 25000 Zuschauern besucht.
Fußball: Tschechiens U21-Team gewinnt zum EM-Auftakt gegen die Ukraine
Die tschechische Fußball-Nachwuchsauswahl hat ihr Auftaktspiel bei der Endrunde zur diesjährigen U21-Europameisterschaft gewonnen. Im dänischen Viborg bezwang sie am Sonntag vor 4500 Zuschauern die Mannschaft der Ukraine mit 2:1. Doppelter Torschütze für die tschechische Elf war Kapitän Bořek Dočkal. In ihrem nächsten Spiel der Gruppe B treffen die Schützlinge von Auswahltrainer Jakub Dovalil nun am Mittwoch auf das spanische Team.
Wildwasser-Kanu-EM: Tschechien holt zweimal Gold und zweimal Bronze
Von der Kanu-Europameisterschaft im Wildwasser-Slalom im spanischen La Seu de Urgell kommen die tschechischen Kanuten mit vier Medaillen nach Hause. Zwei Goldmedaillen wurden am Samstag in zwei Mannschaftswettbewerben errungen – in den Disziplinen Kajak-Einer der Frauen und Canadier-Zweier der Männer. Am Sonntag kam noch einmal Bronze im Teamwettbewerb Canadier-Einer der Männer hinzu. In den Einzelkonkurrenzen schaffte lediglich Jiří Prskavec den Sprung auf das Podest. Am Sonntag gewann der erst 18-Jährige die Bronzemedaille im Kajak-Einer. In der gleichen Disziplin der Damen belegte Kateřina Kurdějová tags zuvor den sechsten Platz. Die zweifache Olympiasiegerin Štěpánka Hilgertová war bereits im Viertelfinale ausgeschieden.
Tennis: Šafářová unterliegt Wozniacki im Finale von Kopenhagen
Die tschechische Tennisspielerin Lucie Šafářová hatte im Finale des WTA-Turniers in Kopenhagen gegen Lokalmatadorin Caroline Wozniacki keine Chance. Nach rund 80 Minuten unterlag Šafářová der Weltranglisten-Ersten nach zwei Sätzen mit 1:6 und 4:6. Für Šafářová liegt damit der letzte Sieg bei einem WTA-Turnier weiter fast drei Jahre zurück – im August 2008 gewann sie das Turnier in Forest Hills. In dieser Saison stand sie das zweite Mal im Finale; ihr erstes Endspiel bestritt sie im Februar in Kuala Lumpur.
Handball: Tschechiens Männerteam nach Sieg über Niederlande für EM-Endrunde qualifiziert
Durch einen klaren 38:26-Heimsieg über die Niederlande am Samstag in Prag hat sich die tschechische Handball-Nationalmannschaft der Männer für die Endrunde der Europameisterschaft 2012 in Serbien qualifiziert. In der sechsten Qualifikationsgruppe belegte Tschechien hinter Gruppensieger Norwegen aber nur den zweiten Platz und muss daher für die Endrunde mit schweren Gegnern rechnen. Erfolgreichster Werfer im Team von Auswahltrainer Martin Lipták war gegen die Holländer einmal nicht der weltbeste Handballer der Gegenwart, Filip Jícha, sondern sein Mannschaftskollege Pavel Horák mit sechs Treffern. Auf Vereinsebene spielt Horák für den deutschen Bundesligisten Frisch Auf Göppingen.
Motorsport: Abraham wird Siebter beim MotoGP-Rennen in Silverstone
Der tschechische Motorradrennfahrer Karel Abraham hat beim Großen Preis von Großbritannien einen sehr guten siebten Platz in der Klasse MotoGP belegt. Im Regenrennen von Silverstone fuhr der Australier Casey Stoner mit sicherem Vorsprung als Erster über die Ziellinie und baute damit seine Führung in der WM-Gesamtwertung nach sechs Läufen weiter aus. Abraham ist Zehnter des WM-Klassements, auf Stoner hat er einen Rückstand von 83 Punkten.
Das Wetter am Montag: heiter, örtlich Schauer, bis 24 Grad
Am Montag ist es in Tschechien überwiegend heiter. Im Tagesverlauf nimmt die Bewölkung von Westen her zu, am Nachmittag örtlich Regen oder Schauer. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 20 bis 24 Grad Celsius.