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Fraktionschef der tschechischen Sozialdemokraten erklärt Rücktritt
Sechs Monate vor den Parlamentswahlen in Tschechien ist der Fraktionschef der regierenden Sozialdemokraten (CSSD), Michal Kraus, wegen eines undurchsichtigen Afrika-Geschäfts zurückgetreten. Kraus hatte sich 2001 in Ghana aufgehalten, um dort über eine private Investition von umgerechnet 12,5 Millionen Euro ins Kakao-Geschäft zu verhandeln. Es habe sich dabei aber keineswegs um angebliche Bestechungsgelder aus Prag gehandelt, die "gewaschen" werden sollten, beteuerte Kraus am Donnerstag. Er habe nichts Ungesetzliches getan und mit seiner Reise nach Afrika, die er selbst bezahlt habe, lediglich einem bekannten Unternehmer helfen wollen. Allerdings wolle er seiner Partei im bevorstehenden Wahlkampf nicht schaden und lege deshalb ebenfalls sein Amt als Vorsitzender des Haushaltsausschusses nieder, betonte Kraus. Er bleibe aber Abgeordneter und wolle auch im Juni erneut kandidieren.
Tschechien dehnt Würdigung deutscher Antifaschisten auf Ungarn aus
Die tschechische Regierung hat eine im vergangenen Jahr ausgesprochene Würdigung deutscher Widerstandskämpfer auf Angehörige der ungarischen Minderheit ausgedehnt. Das teilte Ministerpräsident Jiri Paroubek dem ungarischen Staatspräsidenten Laszlo Solyom in einem am Donnerstag in Prag veröffentlichten Brief mit. Solyom, der sich gerade in der tschechischen Hauptstadt aufhielt, würdigte die humanitäre Geste als sehr bemerkenswert. Kritik kam hingegen vom tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus. Er halte von solchen Gesten nichts und verstehe zudem nicht, dass Paroubek den Brief nicht mit ihm abgesprochen habe, sagte Klaus. Die sozialliberale Regierung in Prag hatte sich im August 2005 erstmals bei der deutschen Minderheit für die bisher ausgebliebene Würdigung ihrer Widerstandskämpfer entschuldigt. Viele der meist sudetendeutschen Antifaschisten hatten die Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der allgemein deutschfeindlichen Atmosphäre verlassen. Klaus hatte bereits seinerzeit gesagt, der Beschluss sei "ein unverständlicher Fehler, der sich möglicherweise rächt". Lob kam hingegen vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).
Paroubek: Tschechien erwägt größere Erdgasabnahme aus Norwegen
Die Tschechische Republik könnte in Zukunft mehr Erdgas aus Norwegen beziehen, sagte der tschechische Premierminister Jiri Paroubek nach Besprechungen mit seinem Amtskollegen Jens Stoltenberg in Oslo. Im Moment beträgt die Erdgasmenge aus Norwegen zirka ein Viertel des Gesamtverbrauches in Tschechien, den Rest bezieht Tschechien aus Russland. Obwohl Tschechien mit Russland gute Verträge habe, werde man sich um einen höheren Erdgas-Import aus Norwegen bemühen, sagte Paroubek. Alternative Ressourcen wären bei neuerlichen Lieferausfällen von russischer Seite wichtig, wie sich erst kürzlich - bedingt durch einen Streit mit der Ukraine - gezeigt habe. Eine Erhöhung der Liefermengen aus Norwegen sei jedoch eine Frage von zehn bis zwanzig Jahren, sagte Paroubek.
Finanzministerium zahlt der Krankenkasse VZP Milliarden-Vorschuss
Der tschechische Finanzminister Bohuslav Sobotka hat am Donnerstag drei Milliarden Kronen (ca. 100 Millionen Euro) aus dem Staatshaushalt auf das Konto der hiesigen Allgemeinen Krankenkasse (VZP) überweisen lassen. Damit wurden der Krankenkasse die Versicherungsbeiträge für Kinder, Rentner und Arbeitslose im Voraus überwiesen. Die VZP will das Geld nun vor allem dazu nutzen, um die andauernden Zahlungsverspätungen an die Ärzte, die sich im Moment auf bis zu zwei Monaten belaufen, um einiges zu verkürzen. Verspätete Zahlungen der Krankenkasse sind der Grund für die Streikdrohungen der tschechischen Allgemeinmediziner und Kinderärzte. Die Zahnärzte bereiten diesbezüglich eine Protestkampagne vor. Das Defizit der Allgemeinen Krankenkasse beträgt zurzeit elf Milliarden Kronen (rund 380 Millionen Euro).
Asylanträge in Tschechien: Zweitgrößte Zahl unter neuen EU-Mitgliedern
Im ersten Halbjahr 2005 haben 1804 Personen in Tschechien Asyl beantragt. Nach Polen liegt Tschechien damit bei der Anzahl der eingereichten Asylanträge unter den EU-Neulingen an zweiter Stelle, gefolgt von der Slowakei. Dies geht aus einer Statistik des Amtes für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) hervor. Die Anzahl der in Tschechien lebenden Ausländer steigt. 1993 lebten hier 78.000 Ausländer, elf Jahre später waren es bereits 250.000. Die meisten kamen aus der Ukraine, aus der Slowakei sowie aus Vietnam. Unter den alten EU-Mitgliedern wurden die meisten Asylanträge in der ersten Hälfte 2005 in Frankreich (27.420), in Großbritannien (15.450) und in Deutschland (13.322) gestellt. Die Statistik weist damit einen rückläufigen Trend aus.
Tschechische Rechtsextreme sorgen mit geplanter Ehrung für Empörung
In Tschechien hat der Plan einer rechtsextremen Partei, an der Stelle eines früheren Roma-Lagers ein "Mahnmal für tschechische Patrioten" zu errichten, für Empörung gesorgt. Mit der Initiative nahe der Stadt Lety (Südböhmen) wolle man darauf hinweisen, dass es im Zweiten Weltkrieg keine nennenswerten Opfer unter den Roma gegeben habe, sagte ein Sprecher der "Narodni strana" (Nationalpartei / NS) am Donnerstag. Politiker demokratischer Parteien und Vertreter der Roma-Minderheit lehnten den Plan umgehend als "puren Rassismus" ab. Es müsse alles getan werden, um das "Mahnmal" zu verhindern, sagte ein Bürgerrechtler in Prag. Schätzungen zufolge sind während des Zweiten Weltkriegs allein in Lety mehr als 300 Roma ums Leben gekommen. Der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, setzt sich derzeit ebenso wie der deutsche Europaparlaments-Abgeordnete Milan Horacek (Grüne) für das Schaffen eines würdigen Gedenkorts bei Lety ein.
Zehn neue Grenzübergänge in Tschechien geplant
Die Tschechische Republik wird voraussichtlich bis Oktober 2007 zehn neue Grenzübergänge öffnen. Das hat die tschechische Regierung am Mittwoch in Prag entschieden. Die Grenzübergänge sollen nach Informationen des Innenministeriums noch bis zum Beitritt Tschechiens zum Schengener Raum in Betrieb aufgenommen werden, und der ist für Oktober 2007 vorgesehen. Bis dahin sollen drei Flussübergänge, vier Übergänge für den Zugverkehr sowie drei kleine Übergänge für den Straßenverkehr geöffnet werden. Die Erweiterung soll aus Europäischen Strukturfonds finanziert werden.
Software-Störung stoppt Schnellzug Pendolino drei Mal in einer Woche
Der von den Tschechischen Eisenbahnen (CD) seit Dezember 2005 im fahrplanmäßigen Streckenverkehr eingesetzte Hochgeschwindigkeitszug Pendolino wurde innerhalb dieser Woche schon zum dritten Mal durch einen technischen Defekt gestoppt. Am Donnerstag beendeten gleich zwei dieser Züge ihre Fahrt von Prag nach Ostrava / Ostrau bzw. in die Gegenrichtung vorzeitig. Die verärgerten Fahrgäste mussten in Ersatzzüge umsteigen. Die technischen Probleme würden durch Störungen in der komplizierten Software des Zuges hervorgerufen, teilte Ales Ondruj von der CD-Presseabteilung mit.
Hyundai-Werk: Bei Entscheidung Pro Tschechien wird Nosovice Standort
Wenn sich der südkoreanische Pkw-Hersteller Hyundai dafür entscheiden sollte, sein europäisches Projekt in Tschechien zu tätigen, dann wird die neue Produktionsstätte des siebgrößten Automobilunternehmens der Welt im nordmährischen Nosovice bei Frydek-Mistek entstehen. Das teilte die Nachrichtenagentur CTK am Donnerstag unter Berufung auf den Vorsitzenden des Mährisch-Schlesischen Landkreises, Pavel Drobil, mit. Drobil weilt derzeit zu den finalen Verhandlungen einer tschechischen Regierungsdelegation mit den Südkoreanern in Soul. In einer oder sogar den beiden anderen Standorten, die von tschechischen Seite angeboten worden, könnten sich eventuell die Sublieferanten von Hyundai ansiedeln, sagte Drobil.
Tschechische Währung fällt nach Rekordwert im Kurs zu Euro und Dollar
Die tschechische Währung hat nach ihrem neuen Rekordkurs vom Mittwoch tags darauf wieder etwas an Wert verloren und wurde zum Geschäftsschluss mit dem Wechselkurs von 28,80 Kronen je Euro gehandelt. Auch gegenüber der US-Währung wurde ein Kursabfall auf 23,94 Kronen je US-Dollar notiert. Für diese dennoch starken Kurse seien u. a. die langfristigen guten Ergebnisse in Wirtschaft und Außenhandel mitverantwortlich. Außerdem trage die Spekulation, dass Hyundai sein europäisches Autowerk in Tschechien errichten werde, zu dieser Kursentwicklung bei, hieß es.
Kommunistische Zensur war für Vaclav Havel Stil bildend
Der tschechische Dramatiker und frühere Regimegegner Vaclav Havel hat für seine geschliffene Rhetorik die Zensur in der kommunistischen Tschechoslowakei mitverantwortlich gemacht. "Die Gefängnisleitung leitete nur jene Briefe von mir weiter, deren Inhalt sie nicht verstand. So lernte ich mit den Jahren, mich immer komplizierter auszudrücken", sagte der 69-jährige Ex-Präsident am Mittwochabend bei einer Diskussion in Prag. Dabei kündigte er auch an, voraussichtlich im Mai erstmals seit vielen Jahren wieder ein Buch veröffentlichen zu wollen. Das mit Spannung erwartete Werk soll Reflexionen über seine Zeit als Staatsoberhaupt (1989-2003) beinhalten. Für seine Theaterstücke war Havel vor der politischen Wende von 1989 mehrfach ausgezeichnet worden.
Neues Verkehrszeichen soll Straßenprostitution in Böhmen regulieren
Rote Lippen auf weißem Grund sollen als neues Verkehrszeichen in Tschechien den ausufernden Straßenstrich im Grenzgebiet zu Deutschland beschränken helfen. Das rautenförmige Schild mit dem eindeutigen Symbol werde künftig in Böhmen das behördlich genehmigte Einsatzgebiet von Prostituierten kennzeichnen, berichtete die Zeitung "Mlada fronta Dnes" in ihrer Donnerstagausgabe. "Das Zeichen ist international absolut unmissverständlich", lobte der Bürgermeister der Grenzstadt As / Asch, Dalibor Blazek, die Initiative. Seine Amtskollegin im benachbarten Dubi / Eichwald, Ilona Smitkova, will das Schild nicht aufstellen. "Wir werden doch nicht noch Werbung für Prostitution machen", sagte sie der Zeitung.
Witterungsverhältnisse in Tschechien verursachten Millionenschäden
Schäden von mehreren 100 Millionen Kronen haben die starken Schneefälle, Nachtfröste und Winde der zurückliegenden Tage in den tschechischen Wäldern verursacht. Insbesondere der schwere und vereiste Schnee hat dazu geführt, dass über 1,35 Millionen Kubikmeter Holz gebrochen wurden, sagte die Sprecherin des staatlichen Forstunternehmens Lesy Cesky republiky (LCR), Alexandra Krizkova, am Donnerstag der Nachrichtenagentur CTK. Diese Menge entspricht knapp einem Fünftel des jährlich abgeschlagenen Holzbestandes, ergänzte Krizkova.
Das Wetter in Tschechien: Am Wochenende wieder Ski und Rodel gut
Schneehöhen von 60 bis 135 Zentimetern bieten auch am bevorstehenden Wochenende wieder sehr gute Bedingungen zum Wintersport in den tschechischen Mittelgebirgen. Insbesondere das Riesen- und das Adlergebirge melden hervorragende Voraussetzungen für Skilauf und -abfahrt. Da sich die Tageshöchsttemperaturen nach dem Abklingen der starken Nachtfröste inzwischen wieder um den Gefrierpunkt bewegen werden, besteht landesweit erneut Gefahr von überfrierender Nässe und Glatteisbildung.