Nachrichten Dienstag, 13. April, 1999

Kavan - Brüssel

Die Tschechische Republik identifiziert sich mit der Erklärung zur Kosovo-Krise, die am Montag in Brüssel von den Aussenministern der Nato-Staaten verabschiedet wurde. Dies erklärte der tschechische Aussenminister Jan Kavan. Er erinnerte daran, dass das tschechische Kabinett über den Text am Wochenende zweimal diskutiert habe.

Havel - Kosovo

Der tschechische Staatspräsident Václav Havel hat sich am Montag Abend im öffentlich-rechtlichen tschechischen Fernsehen zur Situation im Kosovo und zur Position der Tschechischen Republik in diesem Konflikt geäussert. Die Haltungen einiger tschechischer Politiker zur Lage im Kosovo gefährden nach Havels Meinung die künftige Erweiterung der Nato. Die Nato zweifele - so Havel - nach den Erfahrungen mit den widersprüchlichen Erklärungen aus der Tschechischen Republik daran, ob weitere Mitglieder in die Allianz aufgenommen werden sollten. Dies erklärte der Staatspräsident unmittelbar nach seinen Gesprächen mit der US-Aussenministerin Madeleine Albright und mit dem tschechischen Aussenminister Jan Kavan über die Resultate der Tagung des Nato-Rates in Brüssel. Vor der eventuellen Entsendung von Bodentruppen der Nato nach Jugoslawien wäre - so Havel - eine Diskussion zwischen allen Nato-Mitgliedsstaaten notwendig. Wenn die Allianz jedoch einen Beschluss fassen wird, muss sich die Tschechische Republik damit solidarisch zeigen, sagte der Staatspräsident. Die Kosovo-Krise wird seiner Meinung nach mit Sicherheit die Stationierung von Friedenstruppen erfordern.

Kavan - Feldlazarett

Die Tschechische Republik wird aller Voraussicht nach der Nato ein Feldlazarett anbieten, und zwar im Rahmen der Operation, bei der die Nato 8.000 Soldaten nach Albanien entsendet, um Hilfe für die Zehntausende von Kosovo-Flüchtlingen sicherzustellen. Darüber informierte der tschechische Aussenminister Jan Kavan auf einer Sondersitzung der Aussenminister der Nato-Mitgliedsstaaten in Brüssel. Über die Entsendung des Feldlazaretts muss das tschechische Parlament entscheiden.

Albright - Gespräch

Die US-Aussenministerin Madeleine Albright hat am Montag gegenüber dem Tschechischen Fernsehen erklärt, dass sich die Tschechische Republik auf der Sondersitzung der Aussenminister der Nato-Staaten in Brüssel als ein ordentliches Nato-Mitglied verhielt. Sie betonte zugleich die Wichtigkeit des tschechischen Standpunktes für die künftige Nato-Erweiterung.

Zeman - Hilfe

Premier Milos Zeman ist für die Erhöhung des Haushaltsdefizits um eine Milliarde Kronen, die das Kabinett zur humanitären Hilfe für die Kosovo-Flüchtlinge nutzen will. Im Gespräch für den privaten Rundfunksender Frekvence 1 stellte der Premier fest, dies sei eine der Möglichkeiten, über die die Regierung diskutiere.

Regierung - Kosovo-Flüchtlinge

Die tschechische Regierung hat auf ihrer Sondersitzung am Sonntag Abend beschlossen, dass eine Gruppe von Ministern bis spätestens Mittwoch einen detaillierten, finanziellen Entwurf über die humanitäre Hilfe für die Kosovo-Flüchtlinge vorzulegen hat. Dies erklärte Aussenminister Jan Kavan im Anschluss an die Sondersitzung.

Kosovo-Flüchtlinge - Lager

Die 2.000 Kosovo-Flüchtlinge, denen die Tschechische Republik eine vorübergehende Zuflucht auf ihrem Gebiet anbieten will, sollten nach Meinung des Vizeinnenministers Jaroslav Kopriva nicht in einem einzigen Flüchtlingslager untergebracht werden. Kopriva hielt gegenüber der Nachrichtenagentur CTK fest, dass das Innenministerium vorschlägt, ein Netz von humanitären Zentren für die Kosovo-Flüchtlinge in der ganzen Republik zu errichten. Regierungssprecher Libor Roucek erklärte jedoch nach der Sondersitzung am Sonntag, eine Variante stelle für das Kabinett die Errichtung eines einzigen Flüchtlingslagers für 2.000 Menschen dar. Kopriva betonte, es sei aus materieller Sicht sowie aus der Sicht der zwischenmenschlichen Beziehungen sehr kompliziert, eine Einrichtung für 2000 Menschen zu errichten und zu betreiben.

Humanitäre Hilfe

Der tschechische Hilfsgüterkonvoi, der von der Stiftung "Menschen in Not", von der Tschechischen katholischen Charitas und der Firma SPT Telecom entsendet wurde, ist am Montag nachmittag im albanischen Hafen Dürres angelangt. Die Hilfsgüter sind vor allem für das Flüchtlingslager im nordalbanischen Kukes bestimmt.

Zantovský - International Herald Tribune

Die Tschechische Republik trat der Nato nicht nur aus dem Grund ihrer eigenen Sicherheit bei, sondern auch deswegen, um sich an den Risiken zu beteiligen. Dies erklärte der Vorsitzende des Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Michael Zantovský, im Gespräch für die Montagsausgabe der Tageszeitung International Herald Tribune. Das Interview trägt den Titel "Die Tschechen überwinden ihr Zögern, was die Luftangriffe anbelangt". Würde die Nato Bodentruppen entsenden wollen, wird es nach Meinung von Zantovský in der Tschechischen Republik eine stürmische Diskussion geben. In Tschechien sei - so der Senator - nach der Verfassung die Zustimmung des Parlaments notwendig, um Armeetruppen ins Ausland entsenden zu können. Der Senator brachte weiter die Meinung zum Ausdruck, es wäre für die tschechische Regierung unhaltbar, sich rauszuhalten.

Nato - Konferenz

Die Rolle der Nato bei der Bewahrung der Sicherheit in Europa im nächsten Jahrtausend ist das Thema der Konferenz, die aus Anlass der Nato-Erweiterung am Freitag in Prag von dem Bürgerinstitut veranstaltet wird. An der Konferenz werden u.a. der Berater von Nato-Generalsekretär Solana, Christopher Donelly, oder der ehemalige tschechische Minister ohne Portefeuille, Pavel Bratinka, teilnehmen.

Zukunftsfonds

Rund 170 Projekte, die finanzielle Förderung beantragt haben, sind vom Verwaltungsrat des tschechisch-deutschen Zukunftsfonds beurteilt worden. Darunter sind Projekte zum bilateralen Jugendaustausch, zur Rekonstruktion historischer Objekte oder Bildungsveranstaltungen. Im Rahmen des bereits gestarteten, sog. Sozialprojekts des Fonds sollen in diesem Jahr cca 12 Millionen Mark an tschechische Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung ausgezahlt werden.

Schriftstellerfestival

33 Dichter und Schriftsteller aus 13 Ländern werden an dem 9. Prager Schriftstellerfestival teilnehmen, das mit einer Diskussion über die Bedeutung des Nobelpreises am Montag Vormittag im Theater "Divadlo v Celetné" eröffnet wurde. Am Nachmittag wurde das Programm des sog. Schwedischen Tages des Festivals mit einer Autorenlesung fortgesetzt, an der die schwedischen Autoren Eva Runefelt, Niklas Radström und Katarina Frostenson teilnahmen. Am Abend fand im Rahmen des Festivals ein Treffen mit dem namhaften schwedischen Dramatiker Per Olov Enquist und mit den britischen Autoren Harold Pinter und Antonia Fraser statt.

Turnovský - Auszeichnung

Mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse wurde am Montag der Dirigent Martin Turnovský ausgezeichnet. Dieser namhafte Musiker stammt aus Böhmen und hat seit 1975 die österreichische Staatsbürgerschaft. Turnovský studierte an der Prager Akademie der musischen Künste bei dem weltberühmten Dirigenten Karel Ancerl. In den 60er Jahren leitete er das Sinfonieorchester des Pilsner Rundfunks und war Chefdirigent der Dresdner Staatsoper. Zur selben Zeit wirkte er in der Tschechischen Philharmonie. Nach 1968 emigrierte Turnovský nach Österreich. In den 70er Jahren war er in der Norwegischen Staatsoper in Oslo und in der Oper in Bonn tätig.

Eishockey-Finale

Die Mannschaften von HC Slovnaft Vsetín und HC ZPS Barum Zlín spielen ab Montag im Finale um die tschechische Eishockeymeisterschaft 1998/99. Sowohl Titelverteidiger Vsetín als auch Zlín hatten sich in den hochklassigen Halbfinals mit 3:2 Siegen gegen Sparta Prag, bzw. Zelezárny Trinec durchgesetzt. Nach 1995 kommt es somit zu einer Neuauflage des Duells der beiden mährischen Erzrivalen. Seinerzeit hatte Vsetín mit 3:1 Siegen die Oberhand behalten.

Zum Abschluss der Wetterbericht:

Am Dienstag wird es in Tschechien bewölkt bis bedeckt sein. Es wird mit Regenschauern gerechnet. Die Nachttemperaturen sinken auf 7 bis 13 Grad Celsius, die Tageshöchsttemperaturen erreichen 9 bis 13 Grad Celsius.

Soweit die Nachrichten, weiter geht es mit Andrea Kopelentová.