Nachrichten Dienstag, 26. Mai, 1998

Radio Prag - Nachrichten - 26.05.98 - 14 Uhr

Präsident Havel zeigt sich der Öffentlichkeit

Der tschechische Präsident Vaclav Havel, der sich seit zwei Wochen zur Genesung auf Schlo3 Lany unweit von Prag aufhält, zeigt sich heute erstmals wieder der Öffentlichkeit. Auf Ersuchen der tschechischen Medien, die ihren Zuschauern oder Lesern über dessen Genesungsverlauf informieren wollen, wird er sich während eines Spazierganges im Schlo3park den Objektiven der Kameramänner und Fotoreporter stellen. Bis zu seiner Rückkehr nach Prag wird er die notwendigsten Angelegenheiten weiterhin in Lany regeln. So unterschrieb der Präsident am Montag drei Gesetzesnovellen und ein Gesetz, während er den Entwurf zum Gesetz über Lotterien an das Abgeordnetenhaus zur Bearbeitung zurückgab mit der Begründung, es gebe ausländischen Gesellschaften keinerlei Möglichkeit, sich an Verbraucherwettbewerben mit Lotteriecharakter zu beteiligen.

Klaus zum Steuersystem

Der Vorsitzende der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) Vaclav Klaus hat heute erklärt, das einheimische Steuersystem sei unübersichtlich und erfordere eine radikale Reform. Auf einer Wirtschaftskonferenz mit dem Titel "Die tschechische Wirtschaft an der Schwelle zum 21. Jahrhundert" erinnerte der tschechische Ex- Premier daran, da3 seine Partei - die ODS - in ihrem Wahlprogramm den Entwurf zur Einführung einer einzigen einheitlichen Steuer für alle Einkommensarten vorlege. Die ODS rechne - so Klaus - mit einem Steuersatz von rund 20% sowohl für physische als auch für juristische Personen. Eine Novellierung des Steuersystems bezeichnete Klaus als nicht mehr sinnvoll. Das Steuersystem müsse - so der ODS-Chef - entweder stabilisiert oder vollständig und radikal geändert werden.

Tschechische Bischöfe in Brüssel

Eine Delegation böhmischer und mährischer katholischer Bischöfe mit Kardinal Miloslav Vlk an der Spitze weilt seit Montag zu einem zweitägigen Informationsbesuch in Brüssel. Dabei treffen sie zu Gesprächen mit Vertretern der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments zusammen, um sich mit dem Integrationsproze3 in die europäischen Strukturen, den die Tschechische Republik durch den Beitritt in die EU und die NATO vollziehen will, vertraut zu machen. Wie der Sprecher der Tschechischen Bischofskonferenz Daniel Herman diesbezüglich gegenüber der Nachrichtenagentur CTK äu3erte, sei dieser Integrationsproze3 nicht nur eine politische und ökonomische Angelegenheit, sondern Europa suche in ihm auch seinen Geist bzw. seine christlichen Wurzeln.

Tschechisch-deutscher Zukunftsfonds

Mehr als die Hälfte der tschechischen Bürger, konkret 52,5 Prozent, halten die Existenz des Tschechisch-deutschen Zukunftsfonds für einen Erfolg der tschechischen Diplomatie. Für mehr als eine Viertel der Bürger, und zwar 28,2 Prozent, ist der Fonds, der Anfang dieses Jahres gebildet wurde zur Schaffung von Projekten, die den tschechischen Opfern des Nazismus zugute kommen sollen, dagegen kein gro3er Erfolg. Dies geht aus einer gestern veröffentlichten Umfrage der Agentur Sofres-Factum hervor, derzufolge sich insbesondere Anhänger der konservativen Parteien ODS und Freiheitsunion für den Fonds aussprachen, während er hauptsächlich bei den Sympathisanten der Republikaner auf Ablehnung stie3.

UNESCO-Konferenz in Kromeriz

Mit dem internationalen Recht der Bürger, Völker und nationalen Minderheiten in der Vergangenheit und Gegenwart befa3t sich die siebente Konferenz des regionalen UNESCO-Klubs, die seit Montag im Sitzungssaal des Erzbischöflichen Schlosses von Kromeriz stattfindet. Das zweitägige Treffen, das aus Anla3 der historischen Tagung des österreichischen Reichstages vor 150 Jahren in Kromeriz/Kremsier in der südmährischen Bezirksstadt veranstaltet wird, widmet sich vor allem den Beziehungen der Völker und nationalen Minderheiten untereinander sowie der Politik der Staaten Mitteleuropas bei der Durchsetzung der Menschenrechtsdeklaration.

Petition gegen Goldgräber

36 Bürgermeister der tschechischen Städte und Gemeinden haben den Bürgermeister von Kasperske Hory/Bergreichenstein, Frantisek Stibal, in seinem Kampf gegen die kanadische Bergbaufirma TXT und ihr Abbauprojekt im Böhmerwald unterstützt. Die Bürgermeister schlossen sich damit der Petition gegen die geologischen Untersuchungen und eine eventuelle Goldförderung im Böhmerwald an, die seit April von der Bewegung Regenbogen organisiert wird. Die Kritiker des Abbauprojekts verweisen auf dessen Risiken und die negativen Folgen für die Landschaft.

Krystinka aus Klinik entlassen

Die sechsjährige Krystinka aus Pelhrimov, die sich Ende April einer Lungentransplantation hatte unterziehen müssen, ist heute aus der Klinik für Allgemeinmedizin in Wien nach Hause entlassen worden. Die kommenden Monate wird sich die junge Patientin im 14- Tage-Rhythmus zu Kontrolluntersuchungen in der Wiener Klinik einfinden müssen.

Tschechische Ärzte waren Anfang des Jahres zu der Überzeugung gelangt, da3 das Leben der kleinen Krystinka nur durch eine Lungentransplantation gerettet werden könne. Eine solche Operation kann bislang jedoch nicht in tschechischen Krankenhäusern durchgeführt werden. Die Operationskosten hatten Krystinas Eltern durch eine private Spendenaktion aufgetrieben.

Präsentation von Radio Prag

Eine gemeinsame Präsentation von Radio Prag und der Prager Zeitung findet heute um 15 Uhr im Presseclub in Bonn statt. Zu der Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft der tschechischen Botschaft in Bonn stattfindet, wurden Vertreter der politischen und wirtschaftlichen Kreise eingeladen.

Und abschlie3end die Wettervorhersage für morgen:

Am Mittwoch wird es wieder wärmer. Die warme Luft strömt von Südwesten her über das Gebiet der Tschechischen Republik und lä3t dabei die Tageshöchsttemperaturen auf 20 bis 24 Grad Celsius ansteigen. In Höhenlagen über 1000 Meter erreicht das Thermometer Werte bis zu 15 Grad Celsius, die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 11 und 7 Grad. Im Tagesverlauf ist es teils heiter, teils bewölkt und nur vereinzelt treten Schauer oder Gewitter auf. Die weiteren Aussichten: Auch am Donnerstag und Freitag hält die Erwärmung an.

Das waren die Meldungen. Durch unser weiteres Programm begleitet Sie nun meine Kollegin Jitka Mladkova.

FLUGZEUGSABSTURZ

Ein Flugzeug ist heute morgen bei der südmährischen Gemeinde Slapanice abgestürzt. Bei dem Unfall sind zwei Schweizer Bürger ums Leben gekommen. Die Absturzursachen werden derzeit von der südmährischen Polizei untersucht.