Nachrichten Donnerstag, 15. April, 1999

KABINETT BILLIGT 784 MILLIONEN KRONEN FÜR HUMANITÄRE HILFE

Die tschechische Regierung will zur humanitären Hilfe für die Flüchtlinge aus der südserbischen Provinz Kosovo 784 Millionen Kronen bereitstellen. Dies gab Premier Milos Zeman unter Berufung auf einen Beschluss seines Kabinetts am Mittwoch vor dem tschechischen Abgeordnetenhauses bekannt.

PARLAMENT BEWILLIGT ENTSENDUNG EINES MILITÄRFELDLAZARETTS

Das tschechische Abgeordnetenhaus und der tschechische Senat haben am Mittwoch die Entsendung eines weiteren Feldlazaretts und die Bereitstellung eines militärischen Transportflugzeugs vom Typ AN-26 zur Unterstützung der humanitären Hilfe für die Kosovo-Flüchtlinge bewilligt. Die Abgeordneten und die Senatoren befürworteten damit den Regierungsvorschlag, der den Einsatz dieser militärischen Einheiten auáerhalb des Territoriums von Jugoslawien vorsieht. Für den Vorschlag stimmten 150 von 176 Abgeordneten und 65 von 69 anwesenden Senatoren, dagegen stimmten 22 Abgeordnete und vier Senatoren aus den Reihen der Kommunisten. Auf Vorschlag der ODS-Fraktion verabschiedete das Abgeordnetenhaus zudem den Beschluss "alle Schritte der NATO, die zur schnellstmöglichen Lösung der humanitären Katastrophe im Kosovo führen" zu unterstützen. Für den Beschluss, in dem au3erdem angeführt wird, dass das Abgeordnetenhaus "im Bewusstsein seiner aus der Mitgliedschaft der Tschechischen Republik in der NATO hervorgehenden Verpflichtungen und im Bewusstsein der Verantwortung, die daraus erfolge" handele, stimmten 89 von 174 anwesenden Abgeordneten.

Der erste Teil des tschechischen Militärfeldlazaretts, das heiát vier bis fünf Ärzte, 16 Mitglieder des Lazarett- Personals und ein Teil der Einrichtung, könnte zur Erfüllung seiner humanitären Aufgaben bereits innerhalb von 24 Stunden, nachdem das Abgeordnetenhaus und der Senat zugestimmt haben, auf den Balkan abreisen und im Rahmen der NATO-Operationen eingesetzt werden, gab der Befehlshaber des Generalstabes der Tschechischen Armee, Jiri Sedivy, am Mittwoch bekannt. "Nach den Verhandlungen von Experten direkt vor Ort und in Brüssel gilt es als sehr wahrscheinlich, dass das Lazarett auf dem albanischen Territorium errichtet wird und ein Bestandteil der NATO-Streitkräfte im Rahmen der Operation Allied Harbour sein wird," sagte dazu am Mittwoch der tschechische Aussenminister Jan Kavan. Das Lazarett wird in seiner Gesamtkapazität bis zu 100 Beschäftigte an Personal haben.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch war der restliche Teil der Ausrüstung für das erste von der Tschechischen Republik bereitgestellte Feldlazarett zur humanitären Hilfe für die aus ihrer Heimat vertriebenen Kosovo-Albaner in Tirana eingetroffen und von der Besatzung des Transportflugzeugs AN- 26 an die albanische Seite übergeben worden. Neben dem Lazarett verblieben drei tschechische Militarärzte in der albanischen Hauptstadt. Sie werden innerhalb der nächsten 14 Tage albanische Ärzte mit der Bedienung der Einrichtung vertraut machen, sagte dazu am Mittwoch der Sprecher des tschechischen Verteidigungsministeriums Miroslav Sindelár gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

VIER LKW MIT HILFSGÜTERN FÜR ALBANIEN VON PRAG GESTARTET

Vier Lastkraftwagen mit Lebensmitteln, Kleidung und sanitärem Bedarf zur humanitären Hilfe für die Kosovo-Flüchtlinge werden am Donnerstag von Prag aus nach Albanien starten. Die Sendung wurde aus den bei der TV-Stiftung "Menschen in Not" und der Tschechischen Katholischen Charitas eingegangenen finanziellen Mitteln zusammengestellt.

FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG AUCH DURCH ÖRTLICHE VERWALTUNGEN

Neben der staatlichen Unterstützung der humanitären Hilfe für die Kosovo-Flüchtlinge geben auch immer mehr örtliche Verwaltungen und Firmen ihre Unterstützung bekannt. So wird die Hauptstadt Prag drei Millionen Kronen an das Tschechische Rote Kreuz überweisen, die südmährische Metropole Brno eine Million Kronen auf das Konto der Stiftung "Mensch in Not" und die mährische Stadt Zlín 100.000 Kronen an die Bürgervereinigung Adra, mit der man schon einige humanitäre Aktionen erfolgreich durchführte.

KAVAN UND OSZE-KOMMISSAR VAN DER STOEL ZUR ROMA-FRAGE

Die Roma-Frage sei kein spezielles Problem der tschechischen Gesellschaft, sondern ein gesamteuropäisches, was ein breites Herangehen an diese Frage erfordere. Auf diesen Kontext einigten sich der tschechische Aussenminister Jan Kavan und der OSZE-Kommissar für Nationalitätenfragen, Max van der Stoel, während ihres Treffens am Mittwoch in Prag. Kavan informierte den OSZE-Kommissar dabei über die von der tschechischen Regierung eingeleiteten Schritte zur Verbesserung der Stellung der Roma in der Tschechischen Republik.

TSCHECHISCHE REGIERUNG BILLIGTE REVITALISIERUNGSPROGRAMM

Die tschechische Regierung hat auf ihrer Sitzung am Mittwoch in Prag das Revitalisierungsprogramm zur Gesundung der tschechischen Industrie verabschiedet. Es handelt sich dabei um ein für die Revitalisierungsagentur geschaffenes Aufgabenfeld in Verbindung mit der Restrukturialisierung maroder Unternehmen und Metoden zu deren Refinanzierung durch die Banken. Die Konzerne CKD Praha, Skoda Plzen, Tatra Koprivnice, ZPS Zlín und Chemapol haben zur Zeit die grö3ten Chancen, in das von der Regierung bewilligte Revitalisierungsprogramm aufgenommen zu werden, sagte Wirtschaftsminister Miroslav Grégr am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

TSCHECHISCHE NATIONALBANK MACHTE 1998 GROSSEN VERLUST

Die Tschechische Nationalbank hat das letzte Jahr mit einem Verlust von 50,7 Milliarden Kronen abgeschlossen, nachdem noch im Jahr 1997 ein Gewinn von 10,7 Milliarden Kronen zu Buche stand. Dies geht aus dem Jahresbericht über die wirtschaftlichen Ergebnisse der Nationalbank hervor.

INTERNATIONALE IMMOBILIENKONFERENZ IN PRAG

Mit der Frage eines funktionierenden Immobilienmarktes in den mittel- und osteuropäischen Ländern sowie in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion befassen sich ab Mittwoch in Prag Experten aus dem Bereich des Immobilienhandels und des Bankwesens. Im Gebäude von Radio Freies Europa begann dazu am Mittwoch eine zweitägige internationale Konferenz über die ökonomischen Möglichkeiten bei der Entwicklung des Immobilienmarktes in Europa.

TSCHECHISCHE BUCHAUSSTELLUNG IN WIEN

Das Tschechische Zentrum in Wien und der Verband tschechischer Buchhändler und Verleger veranstalten in der österreichischen Hauptstadt eine gro3e Buchausstellung. Die Ausstellung, die am 23. April, dem Welttag des Buches und unter der Schirmherrschaft des tschechischen Botschafters in Österreich, Jiri Grusa, stattfinden wird, zeigt u.a. die tschechisch- österreichischen Beziehungen in der Buchproduktion, einschlie3lich Übersetzungen österreichischer Autoren ins Tschechische, sowie in Tschechien herausgegebene Schul- und Kinderbücher in deutscher Sprache.

Und hier die Wettervorhersage:

Am Donnerstag beeinflusst eine Kaltfront von Westen her das Wetter in der Tschechischen Republik. Es wird bewölkt bis bedeckt sein, örtlich ist mit Regen oder Schauern zu rechnen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 10 und 14 Grad Celsius.

Die weiteren Aussichten: Am Freitag und am Samstag wird das Wetter in Tschechien weiterhin von einem Tiefdruckausläufer über Mitteleuropa beeinflusst. Am Freitag wird es vorwiegend bewölkt bis bedeckt sein mit einzelnen Regenschauern, am Samstag klart es etwas auf. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 7 und 3 Grad am Freitag und zwischen 4 und 0 Grad Celsius am Samstag, die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 7 und 15 Grad am Freitag und zwischen 9 und 13 Grad Celsius am Samstag.

Das waren die Meldungen.