Auf den Spuren der Heiligen Zdislava: Die Basilika in Jablonné v Podještědí

Basilika des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava in Jablonné v Podještědí

Zu den am meisten besuchten Sakraldenkmälern in Nordböhmen gehört die Barockkirche des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava in Jablonné v Podještědí / Gabel. In diesem Jahr wurde die Basilika minor, wie der Ehrentitel der Kirche lautet, nach einer Instandsetzung wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Martina Schneibergová hat Jablonné besucht.

Basilika des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava in Jablonné v Podještědí | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Jablonné v Podještědí liegt am Fuße des Lausitzer Gebirges und gehört zu den ältesten Städten in Nordböhmen. Es befindet sich an einer alten Handelsstraße, die aus der Oberlausitz nach Prag führte. Das Städtchen, das heute knapp 4000 Einwohner hat, hieß bis 1901 auf Deutsch Gabel, später Deutsch Gabel. Jablonné ist von der Kreisstadt Liberec / Reichenberg sowohl mit dem Bus, als auch mit der Bahn gut zu erreichen. Von der Bushaltestelle in der Straße Zdislavy z Lemberka sind es nur ein paar Minuten zu Fuß zum Dominikanerkloster mit der Barockkirche. Die Basilika minor ist dem Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava geweiht. Die Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert, ihre Geschichte reicht jedoch viel weiter zurück.

1250 bereits gründete Zdislava z Lemberka an dem Ort das Kloster. Und die Dominikaner sind bis heute in Jablonné tätig. Der Dominikanerpater Pavel Maria Mayer ist Rektor der Basilika. Zdislava sei um 1240 nach Nordböhmen gekommen, nachdem sie Havel z Lemberka (Gallus von Lämberg) geheiratet habe, schildert Mayer gegenüber Radio Prag International:

Pavel Maria Mayer | Foto: Tomáš Mařas,  Tschechischer Rundfunk

„Zdislava und Havel ließen hier eine Kirche erbauen, die dem Heiligen Laurentius geweiht wurde. Neben der Kirche stifteten sie ein Kloster und luden die Dominikaner aus Prag nach Jablonné ein. Sie sollten helfen, Kultur und Bildung im nordböhmischen Grenzgebiet zu verbreiten. Zdislava starb in jungen Jahren bereits, sie wurde in der Gruft der damals gotischen Kirche bestattet. Viele Menschen begannen dann, zu ihrem Grab zu pilgern, weil sie wussten, dass sie Charisma hatte. Bekannt geworden war sie dadurch, dass sie sich um Kranke und Arme kümmerte. An ihrem Grab beteten die Menschen um Zdislavas Beistand. So entstand die Tradition von Pilgerfahrten zu Zdislavas Grab, die eigentlich ununterbrochen bis heute existiert.“

Im 17. Jahrhundert stieg die Zahl der Pilger laut Mayer so sehr an, dass die gotische Kirche nicht mehr groß genug war. Der Besitzer der Herrschaft, Graf František Antonín Berka z Dubé (1635-1706), beschloss daher, die alte Kirche abzureißen und über Zdislavas Grab eine neue, viel größere Wallfahrtskirche erbauen zu lassen. Damit beauftragte Berka einen renommierten Architekten.

Schädel der Heiligen Zdislava | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

„Johann Lucas von Hildebrandt war damals einer der bekanntesten Barockarchitekten. Er stammte aus Venedig, den Großteil seines Lebens verbrachte er jedoch in Wien. Er baute diese herrliche Kirche in Jablonné, die als bedeutendster Barockbau in Nordböhmen gilt.“

Ein Jahr nach Zdislavas Heiligsprechung, im Jahre 1996, wurde der Kirche der Ehrentitel Basilika minor verliehen.

Basilika Minor des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Wohltäterin und Wunderheilerin

Wie verbreitete sich im 13. Jahrhundert allerdings der Ruf von Zdislava? Pavel Maria Mayer:

Statue der Heiligen Zdislava auf dem Dominikanerplatz | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

„Damals gab es keine Medien, doch von Haus zu Haus verbreitete sich die Erzählung über Zdislava, die sehr liebenswürdig und nett gewesen sei. Sie brachte Armen das Essen, bot Menschen, die vor den Mongolen geflüchtet waren, Unterkunft. Vor allem aber nutzte sie ihre Begabung und heilte Kranke. Für die Kranken errichtete sie in Jablonné ein Spital. Der Chronist Dalimil beschrieb im 14. Jahrhundert Zdislavas Heilungen. Sie habe Blinde und viele Gelähmte und Aussätzige geheilt, schrieb er. In Dalimils Chronik wird zudem die Auferweckung von fünf Toten erwähnt. Aus den historischen Quellen geht hervor, dass auch Menschen aus dem Ausland, wie wir es heute bezeichnen würden, nach Jablonné pilgerten. Da die Stadt an der Handelsstraße Zittau-Prag lag, machten zweifelsohne viele Händler hier Station.“

Obwohl Zdislava schon zu Lebzeiten als große Wohltäterin galt, dauerte es mehrere Jahrhunderte lang, bis sie selig- und später heiliggesprochen wurde. Dazu kam es erst im 20. Jahrhundert. Pavel Maria Mayer:

Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

„Schon Anfang des 18. Jahrhunderts wurde damit gerechnet, dass Zdislava heiliggesprochen wird. Darum sind an der Fassade der Barockkirche zwei Patrone zu sehen: Links ist der heilige Laurentius und rechts eben Zdislava, die damals noch keine Heilige war. Graf Berka z Dubé und der damalige Bischof von Leitmeritz bemühten sich um Zdislavas Heiligsprechung. Dazu kam es damals jedoch nicht. Vielleicht war einer der Gründe, dass Johannes Nepomuk 1729 heiliggesprochen wurde. Vermutlich gab es damals keinen Willen, einen weiteren Vertreter aus Böhmen heiligzusprechen. Also wurde Zdislava erst Anfang des 20. Jahrhunderts seliggesprochen, und Papst Johannes Paul II. sprach sie dann am 21. Mai 1995 in Olmütz heilig.“

Graf Berka z Dubé initiierte und finanzierte den Bau der Wallfahrtskirche. Zudem holte er den namhaften Architekten Johann Lucas von Hildebrandt aus Wien nach Jablonné. Berka starb jedoch schon 1706 und hatte keine männlichen Nachkommen. Laut Pavel Maria Mayer war daher eine bestimmte Zeit lang unklar, wer sich um den Bau kümmern werde. Erst 30 Jahre nach der Grundsteinlegung wurde der Sakralbau fertig. Damals gehörte Jablonné der Familie Pachta von Rájov (Reihofen). Geweiht wurde die Kirche am 4. August 1729.

„Wir bereiten uns auf das 300. Jubiläum der Basilika vor, das in fünf Jahren begangen wird. Im selben Jahr wird das 300. Jubiläum der Heiligsprechung von Johannes Nepomuk gefeiert. Das Interieur der Kirche wurde inzwischen restauriert, aber wir möchten noch das Äußere des Sakralbaus besser in Stand setzen, damit die Basilika im Jubiläumsjahr wirklich schön ist.“

Kloster der Dominikaner

Von Anfang an kümmerten sich die Dominikaner um die ursprüngliche gotische Laurentiuskirche sowie später um die Barockkirche. Allerdings habe es in der Geschichte auch Phasen gegeben, in denen der Orden aus religionspolitischen Gründen nicht in Jablonné sein konnte, erzählt der Rektor der Basilika:

Basilika des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava in Jablonné v Podještědí | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

„Dies gilt nicht nur für die Hussitenzeit. Damals handelte es sich eher um kürzere Zeitabschnitte, in denen die Dominikaner gezwungen waren, sich in Sicherheit zu bringen. Wenn die Lebensgefahr vorbei war, kehrten sie aber wieder zurück. Unter Kaiser Josef II. wurde das Kloster aber 1788 aufgelöst, und dann dauerte es 150 Jahre lang, bis die Dominikaner nach Jablonné wieder zurückkehren konnten. Während ihrer Abwesenheit gab es hier jedoch eine Pfarrei, die im Rahmen der Diözese betreut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die deutschsprachigen Bewohner vertrieben worden waren, wandte sich der damalige Bischof von Leitmeritz, Anton Alois Weber, an den Provinzial der Dominikaner und forderte die Ordensbrüder zur Rückkehr nach Jablonné auf. Sie sollten sich um den Wallfahrtsort kümmern. Das Angebot akzeptierten sie damals mit Dankbarkeit. In den Jahren 1945 bis 1950 gelang es ihnen, einige Pläne in die Tat umzusetzen. Dann wurden sie jedoch von den Kommunisten aus dem Kloster vertrieben und in Internierungslager und Gefängnisse geschickt. 1968 durften einige der Ordensbrüder wieder ins Kloster zurückkehren.“

In der Zeit der sogenannten „Normalisierung“ in den 1970er Jahren wurde ihnen jedoch verboten, als Priester zu arbeiten. Zwei der Ordensbrüder waren bis 1989 in einer Fabrik in Jablonné beschäftigt.

Basilika des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava in Jablonné v Podještědí | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Rosenkranzaltar mit Albertus Magnus und Thomas von Aquin

Basilika des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava in Jablonné v Podještědí | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Während der ersten Etappe der Restaurierung der Barockkirche wurden unter anderem die Möbel, die Orgel und die Turmuhr repariert. Der Großteil der Ausstattung sei neueren Datums, erzählt der Rektor der Basilika:

„Die Basilika wurde 1788 durch einen Brand stark beschädigt. Aus der Zeit vor dem Brand sind nur zwei Altäre erhalten geblieben. Der eine ist der Altar des heiligen Kreuzes. Dieser wurde noch vor der Weihe der Kirche im Jahre 1729 gebaut. An dem Altar ist ein Porträt des letzten böhmischen Königs, des seligen Karl I. von Österreich, zu sehen. Der zweite und wertvollste Altar in der Kirche stammt von 1732. Es ist der Rosenkranzaltar. Die Plastik in der Mitte stellt die Jungfrau Maria dar, die dem heiligen Dominikus einen Rosenkranz reicht. Die Plastiken an den beiden Seiten des Altars sind zwei bekannte Persönlichkeiten des Dominikanerordens: der Naturwissenschaftler, Theologe und Philosoph Albertus Magnus sowie sein Schüler, Thomas von Aquin, der der bedeutendste Philosoph und Theologe des Mittelalters war. In diesem Jahr wurde sein 750. Todestag begangen.“

Basilika des Heiligen Laurentius und der Heiligen Zdislava in Jablonné v Podještědí | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Die erste Etappe der Restaurierungsarbeiten in der Basilika wurde im Frühjahr beendet. Seitdem sei die Wallfahrtskirche in der Saison täglich außer montags geöffnet, erwähnt Pavel Maria Mayer.

„Von Oktober bis April ist sie am Donnerstag, Freitag und Samstag von 9 bis 16 Uhr zugänglich. Führungen finden in dieser Zeit des Jahres nur am Wochenende statt. Von Mai bis Ende September gibt es jeden Tag außer montags Führungen. Bei der Hauptwallfahrt ist die Kirche bei den beiden feierlichen Gottesdiensten voll. Nächstes Jahr findet die Hauptwallfahrt am 31. Mai statt. Nach der zwei Jahre dauernden Renovierung der Kirche hat sich die Zahl der Besucher im Vergleich mit der Zeit zuvor fast verdoppelt.“

Im Wallfahrtsort gebe es mittlerweile auch eine Übernachtungsmöglichkeit, merkt Mayer an:

„Direkt im Kloster wurde ein Flügel in ein Pilgerhaus der Heiligen Zdislava umgestaltet. Dort stehen den Besuchern sechs Zimmer mit Zubehör zur Verfügung. Ich kann sagen, dass die Pilger die Unterkunft viel und gern nutzen.“

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