Nachrichten Samstag, 05. Juni, 1999

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zum Programm von Radio Prag in deutscher Sprache. In der folgenden halben Stunde hören Sie im Anschluß an die Nachrichten wie gewohnt unseren Beitragsblock mit Berichten zum aktuellen Zeitgeschehen in der Tschechischen Republik. Danach senden wir eine neue Ausgabe unseres Verkehrsmagazins äMobil ans Zielô. Am Mikrophon begrSßt Sie Lothar Martin.

Zunächst die Nachrichten:

TSCHECHIEN BEGRÜSST FRIEDENSPLAN FÜR DAS KOSOVO

Der tschechische Aussenminister Jan Kavan hat am Donnerstag die Annahme des G 8-Friedensplanes fSr das Kosovo durch die jugoslawische Regierung unter Slobodan Milosevic begrSsst. Die Tschechische Republik teile laut Kavan die Meinung der NATO, dass die Bombardements erst dann eingestellt werden können, wenn die Serben die Resolution des UN- Sicherheitsrates angenommen haben, in der alle fSnf Bedingungen zur Beendigung des Krieges enthalten sein werden einschließlich des Abzugs der bewaffneten serbischen Streitkräfte aus dem Kosovo. Kavan zufolge werde sich die Tschechische Republik selbstverständlich am ökonomischen und politischen Wiederaufbau der Balkan-Region sowie an der Entsendung der KFOR-Friedenstruppe fSr das Kosovo beteiligen. Neben der Beteiligung tschechischer Firmen an der wirtschaftlichen Rekonstruktion in der sSdserbischen Provinz Kosovo sei die Tschechische Republik ebenso bereit zur Hilfe beim Aufbau von demokratischen Institutionen und Strukturen einer BSrgergesellschaft, äusserte sich Kavan diesbezSglich in der Freitagausgabe der Tageszeitung äMlada fronta Dnesô. Ähnlich erleichtert und zufrieden begrSssten weitere tschechische Politiker und Parteien die Entwicklung der letzten Stunden in Jugoslawien. Die größte Oppositionspartei des Landes, die Demokratische BSrgerpartei 'ODS), wSrdigt vor allem die Tatsache, dass zur Lösung der Krise in Jugoslawien die Verhandlungen Sber die weitere Eskalation des Konfliktes gesiegt haben. Der sozialdemokratische Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Abgeordnetenhaus, Lubomir Zaoralek, befSrchtet bei aller Freude jedoch, dass die Situation im Kosovo weit komplizierter und unruhiger sei als jene in Bosnien-Herzegovina.

DIENSTBIER FORDERT GLOBALE BALKAN-STRATEGIE

Der UNO-Sonderbeauftragte fSr Menschenrechte im ehemaligen Jugoslawien, Jiri Dienstbier, hat am Donnerstag in Genf davor gewarnt, dass der Frieden in der Balkan-Region ohne eine globale Strategie der internationalen Gemeinschaft ein sehr zerbrechlicher bleiben werde. Eine der Aufgaben in dieser Region sei es, nunmehr auch die Kosovo- Befreiungsarmee 'UCK) zu entwaffnen, betonte Dienstbier gegenSber der Nachrichtenagentur AFP.

KONZERT FÜR DIE KOSOVO-HILFE IN PRAG

Mehr als 1000 Menschen haben sich am Donnerstag zu einem charitativen Konzert fSr die Kosovo-Hilfe in Prag eingefunden. Während des zehnstSndigen Musikmarathons im Slavia-Eisstadion traten insgesamt 17 tschechische Gruppen und Interpreten auf. Der Konzerterlös in Höhe von rund 250.000 Kronen kommt den Kosovo-FlSchtlingen zugute. An der humanitären Aktion nahmen unter anderem die Präsidentengattin Dagmar Havlova, Aussenminister Jan Kavan und Umweltminister Milos Kuzvart teil.

MANÖVER COOPERATIVE GUARD 99 BEENDET

Im mährischen Vyskov wurde am Freitag die großangelegte BefehlsstabSbung Cooperative Guard 99 beendet. An dem Manöver, das seit dem 27. Mai zum größten Teil an Planungskarten und Computern abgehalten wurde, nahmen 2000 Soldaten aus den 18 Mitgliedsländern der NATO und aus 11 Staaten des Programmes Partnerschaft fSr den Frieden teil. Anlässlich des am Donnerstag stattgefundenen feierlichen Treffens von Repräsentanten der tschechischen Regierung mit Vertretern der NATO und der weiteren Teilnehmerstaaten am Manöver, haben rund 400 BSrger auf einer von den tschechischen Kommunisten organisierten Demonstration in Slavkov/Austerlitz gegen die NATO und ihre Militärschläge in Jugoslawien protestiert.

TSCHECHIEN ÜBERGAB PROGRAMM ZUR EU-INTEGRATION

Die Tschechische Republik hat am Donnerstag in Prag der Europäischen Kommission das Nationale Programm Sber die Vorbereitung zum Beitritt in die EU Sbergeben. Dieses Dokument, welches im Mai nach vorhergehender Konsultation mit BrSssel von der tschechischen Regierung gebilligt wurde, dient als Grundlage fSr die im Herbst erwartete Bewertung Sber den Stand der EU-Integrationsvorbereitungen Tschechiens. Nach dem Treffen mit dem Chefunterhändler fSr den EU-Beitritt Tschechiens, Pavel Telicka, sagte die Leiterin der Kommission fSr die EU-Erweiterung, Catherine Day, gegenSber der Presse, sie sei erfreut dieses Dokument erhalten zu haben. Ein Thema ihrer Gespräche mit Telicka war unter anderem auch die Betrachtung, wie in Tschechien die EU-Gelder genutzt werden, die beispielsweise im Phare-Programm zur VerfSgung gestellt werden. Telicka räumte dabei ein, dass die Gelder kSnftig nach genaueren Kriterien verteilt werden mSssten.

FREIHEITSPLATZ IN KÖNIGGRÄTZ SYMBOLISCH UMBENANNT

Der Freiheitsplatz in Hradec Kralove/Königgrätz ist am Donnerstag von den Mitgliedern der Organisation Amnesty International und den Königgrätzer Stadtherren symbolisch fSr 24 Stunden in äPlatz des himmlischen Friedensô umbenannt worden. Mit dieser Aktion gedachten die Königgrätzer des 10. Jahrestages des Massakers auf dem gleichnamigen Platz im chinesischen Peking.

ZEMAN SAGT WIRTSCHAFTSWACHSTUM VORAUS

Im ersten Quartal dieses Jahres habe die tschechische Wirtschaft ihre Talsohle bereits durchschritten und in den folgenden Jahren werde ihr ökonomisches Wachstum an Fahrt aufnehmen. Dies sagte der tschechische Premier Milos Zeman auf einer Pressekonferenz nach seinem Treffen mit Gewerkschaftsvertretern am Freitag in Prag. äJetzt zeigen sich die ersten Signale der wirtschaftlichen Belebung und bis zum Jahresende sollte u wie von der Regierung vorausgesagt - der RSckgang des Bruttoinlandproduktes gestoppt sein,ô sagte Zeman. Die Vertreter der Böhmisch-Mährischen Konföderation der Gewerkschaftsverbände wiederum kritisierten Premier Zeman wegen der unzureichenden Tätigkeit der Regierung sowie der Ministerien fSr Finanzen und Industrie und Handel bei der Lösung der tschechischen Wirtschaftskrise. Dies sagte Gewerkschaftschef Richard Falbr vor Journalisten nach dem Treffen der Gewerkschafter mit dem Ministerpräsidenten.

TSCHECHIEN STOPPT AGRARIMPORTE AUS BELGIEN

Das Staatliche Veterinärsamt der Tschechischen Republik 'SVS) hat mit GSltigkeit vom 4. Juni bis auf Widerruf jeglichen Import von Rind- und Schweinefleisch, Fett und Knochenmarkmehl aus Belgien untersagt. Dies teilte der Direktor des Amtes, Antonin Kozak, am Freitag gegenSber der Nachrichtenagentur CTK mit. Ebenfalls am Freitag hat die Umweltorganisation Greenpace die tschechische Regierung aufgefordert, sich fSr die Aussonderung des krebserregenden Dioxins aus der Umwelt einzusetzen. äDas Verhalten der verantwortlichen tschechischen Organe zur Problematik des toxischen Dioxins ist einfach unannehmbar,ô sagte dazu am Freitag der Greenpace- Aktivist Cestmir Hrdinka gegenSber CTK.

FESTIVAL äPRAGER FRÜHLINGô BEENDET

Mit Beethovens 9. Symphonie und der darin enthaltenen Ode an die Freude von Friedrich Schiller ist am Donnerstag abend traditionell das dreiwöchige Programm des Internationalen Musikfestivals Prager FrShling beendet worden. Das Abschlusskonzert des 54. Festivals im ausverkauften Smetana-Saal, gespielt von den Bamberger Symphonikern und dem Prager Philharmonischen Orchester, wurde von Ingo Metzmacher dirigiert.

Und hier die Wettervorhersage:

Am Samstag wird das Wetter in der Tschechischen Republik von einem unmerklichen Hochdruckgebiet beeinflusst. Es wird Sberwiegend heiter sein, im Westteil des Landes ist mit vermehrter Bewölkung sowie vereinzelt auch mit Schauern und Gewittern zu rechnen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 19 und 23 Grad Celsius. Die weiteren Aussichten: Am Sonntag und Montag keine wesentlichen Wetterveränderungen. Es bleibt größtenteils bewölkt bis heiter, örtlich treten Schauer oder Gewitter auf. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 14 und 10 Grad, die Tageshöchstwerte liegen zwischen 21 und 25 Grad am Sonntag sowie zwischen 19 und 23 Grad Celsius am Montag.

Das waren die Meldungen. Durch unser weiteres Programm begleitet sie nun Marcela Pozarek.