Naďa Urbánková: Best of zum Geburtstag

Naďa Urbánková, foto: Milan Kopecký, ČRo

Eine große Feier plant Naďa Urbánková nicht zu ihrem 80. Geburtstag. Die Legende des tschechischen Pop und Country schenkt sich zum runden Jahrestag lieber eine Best-of-Platte mit den 71 größten Hits ihrer Karriere.

Naďa Urbánková | Foto: Matěj Kopecký,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Naďa Urbánková im Oscar-Film „Liebe nach Fahrplan“
Den Höhepunkt ihrer Laufbahn feierte Naďa Urbánková in den 1970er und 80er Jahren. Den Weg auf die großen Bühnen fand die Stimme aus Nová Paka in Ostböhmen über das damals sehr beliebte Prager Theater Semafor. Dort kam sie unter die Fittiche des Texter- und Komponisten Duos Jiří Šlitr und Jiří Suchý. Schnell fand sie ihren festen Platz als Filmmusikerin und Schauspielerin, das vor allem dank ihres verführerischen Aussehens und ihrer reizvollen Stimme. Ihr Debut auf der Leinwand feierte Naďa Urbánková im Musical „Kdyby tisíc klarinetů“, wo sie neben Größen des tschechoslowakischen Showbusiness wie Karel Gott, Waldemar Matuška, Hana Hegerová a Eva Pilarová strahlen durfte.

Die Rolle ihres Lebens bekam Naďa Urbánková im Jahr 1966. Damals kam der Regisseur Jiří Menzel auf sie zu und bot ihr die Rolle der Partisanin Vikotoria Freie im Oscar-Film „Liebe nach Fahrplan“ an. Der italienische Produzent Carlo Ponti war von Urbánková so bezaubert, dass er in der legendären Liebesszene auf dem Kanapee des Bahnvorstehers noch mehr Erotik sehen wollte. Für die Tschechoslowaken war das dann doch zu viel, weshalb nur eine entschärfte Version in die Kinos kam. Schon drei Jahre später stand Urbánková erneut für Jiří Menzel vor der Kamera, und zwar in der Hrabal-Verfilmung „Lerchen am Faden“. Der Film brillierte zwar bei der Berlinale, verschwand aber dann im Giftschrank der tschechoslowakischen Zensoren. Er ging nämlich zu offen um mit der bleiernen Zeit der 1950er Jahre. „Fast alle meine Filme waren verboten, zwei davon landeten im Tresor, weil darin der Emigrant Honza Tříska mitgespielt hat“, erinnerte sich Urbanková einmal

Die Brille als Markenzeichen

Naďa Urbánková  (Foto: Milan Vágner / Supraphon)
Naďa Urbánková machte ihre Sehschwäche zu ihrem Markenzeichen und wurde zur Stilikone was extravagante Brillen betraf. In einer Zeit, in der Brillen bei Frauen als Makel galten, trug die Sängerin ihre als selbstbewusstes Modeaccessoire. Dabei war es im Sozialismus unglaublich schwer, an interessante Modelle zu kommen. „Ich hatte in Prag meinen Optiker, der mich immer mit Gestellen aus dem Ausland versorgte“, erzählte Urbánková vor kurzem in einem Interview. Mittlerweile hat sie zuhause eine stattliche Brillen-Sammlung und trägt viele alte Stücke auch heute noch. Eigentlich braucht der Star aber keine Sehhilfe mehr, denn vor einigen Jahren hat sie sich einer Augen-OP unterzogen.

Runder Geburtstag auf der Bühne

Die fünfmalige Siegerin in der Musik-Abstimmung „Goldene Nachtigall“ hat noch lange nicht vor in Rente zu gehen. Ganz im Gegenteil scheint ihre Stimme mit zunehmendem Alter sogar immer besser zu werden. Dabei hat sie in ihrem Leben viele schwere Zeiten durchgemacht, einschließlich einer schweren Krankheit. Derzeit lebt sie aber zufrieden in Želiv / Seelau auf der böhmisch-mährischen Höhe in einer Wohnung gleich neben dem Kloster der Kleinstadt. Die Sängerin moderiert noch im Regionalstudio des Tschechischen Rundfunks in Jihlava / Iglau und steht ab und zu als Stimme der Band Bokomara auf der Bühne.

Zum 80. Geburtstag von Naďa Urbánková ist nun ein Best of unter dem Titel „Golden Collection“ erschienen. Im Juni stand sie mit ihren größten Hits auch in Prag, Ostrava / Ostrau und Brno / Brünn auf den Brettern.