Nationalmuseum zeigt Venus, Keltenkopf und Meteoriten

Venus von Věstonice

Das Museumswesen ist hierzulande 200 Jahre alt. Aus diesem Anlass beteiligen sich die drei größten tschechischen Museen, das Schlesische Landesmuseum in Opava / Troppau, das Mährische Museum in Brno / Brünn und das Prager Nationalmuseum an einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe. Diese Reihe läuft bis 2018. In ihrem Rahmen wurde in diesem Jahr eine Wanderausstellung zusammengestellt, die nur drei besonders wertvolle Exponate zeigt, je eins aus jedem der drei Museen. Seit Montag ist die Ausstellung im Prager Nationalmuseum zu sehen

Am Montag wurden die Exponate mit bewaffneter Begleitung aus dem Schlesischen Landesmuseum in Opava / Troppau nach Prag gebracht. Dies weckte die wohl verdiente Aufmerksamkeit der Medien. Vor dem neuen Gebäude des Nationalmuseums drängten sich Fotografen und Reporter. Die drei Exponate gehören zu den bedeutendsten archäologischen Funden auf dem Gebiet Tschechiens. Normalerweise wird jedes davon in einem anderen Museum aufbewahrt. Jetzt haben die Besucher des Nationalmuseums in Prag die einzigartige Möglichkeit, die drei Schmuckstücke des tschechischen Museumswesens zum ersten Mal in der Geschichte an einem Ort zu sehen. Im Rahmen einer Wanderausstellung wurden sie bereit im Schlesischen Landesmuseum in Opava gezeigt. In diesen Tagen ist die Wanderausstellung in Prag zu sehen. Am bekanntesten ist zweifelsohne die kleine Statue der Venus von Věstonice. Museumsdirektor Michal Lukeš:

Karel Absolon
„Die Venus von Věstonice ist eine Art mährische Ikone. Seitdem sie 1925 vom Archäologen Karel Absolon gefunden wurde, ist viel über sie geschrieben worden. Die Venus ist bedeutend älter als die anderen Gegenstände. Aber die drei Exponate sollen nicht miteinander konkurrieren. Die Wanderausstellung setzt auf die einzigartige Verbindung von drei ungewöhnlichen Gegenständen. Es geht nicht darum, ob einer wertvoller ist als der andere.“

Die Venus von Věstonice ist eine elf Zentimeter hohe Frauenfigur aus gebranntem Ton, ihr Alter wird auf 25.000 bis 29.000 Jahre geschätzt. Die Figur wurde 1925 in Dolní Věstonice / Unterwisternitz in Südmähren gefunden. Sie gehört zu den weltweit ältesten Kunstgegenständen dieser Art. Die Keramikfigur sowie weitere drei Exponate sind im Hauptsaal des neuen Gebäudes des Nationalmuseums zu sehen. Für die Ausstellung wurden drei Vitrinen hergestellt, die mit schwarzem Samt ausgelegt sind. Die Venus wird in einer Schachtel ausgestellt, in der sie vor fast 90 Jahren gefunden wurde. Auch die neugierigsten Besucher können ein beachtenswertes Detail an der Figur aus der Altsteinzeit nicht erkennen. Dazu Martin Oliva vom Mährischen Museum in Brno / Brünn:

Venus von Věstonice
„Das Detail wurde in einem Artikel beschrieben, der im Almanach des Museums in den 1960er Jahren veröffentlicht wurde. Einer der Experten, der dabei war, als die Statue gefunden wurde, schrieb dort, dass sich auf der linken Rückseite der Venusfigur ein kleiner Fingerabdruck befindet. Dies stimmt wirklich, wir haben den Abdruck auf Mikrofotografien veröffentlicht. Ein etwa zehnjähriges Kind hat wohl damals die noch weiche, frisch geformte Statue berührt.“

Das zweite Exponat ist in Prag sozusagen zu Hause, denn es stammt aus den Sammlungen des Nationalmuseums. Der Steinkopf von Mšecké Žehrovice wurde 1943 gefunden. Es handelt sich um die einzige figurale Darstellung eines Kelten weltweit. Museumsdirektor Michal Lukeš:

Steinkopf von Mšecké Žehrovice  (Foto: Kristýna Maková)
„Der Steinkopf ist ein wenig rätselhaft. Denn wir wissen nicht, ob es sich nur um eine Büste handelt oder ob er Teil einer Statue war. Es ist interessant, dass der Steinkopf eine Ausbuchtung an der Unterlippe hat, als ob er eine Zigarette im Mund hätte. Die Archäologen und Historiker zerbrechen sich den Kopf darüber, wozu dieses Grübchen dienen sollte.“

Das dritte Exponat der Wanderausstellung sind die sogenannte Meteoriten von Kylešovice. Diese werden im Schlesischen Museum in Opava aufbewahrt. Dessen Direktor Antonín Šimčík:

Meteoriten von Kylešovice  (Foto: Kristýna Maková)
„Die Meteoriten wurden bei der Arbeit in einer Sandgrube im Opavas Stadtteil Kylešovice gefunden, und zwar bei der Erforschung einer altsteinzeitlichen Siedlung aus der Zeit vor etwa 18.000 Jahren. Es handelt sich um Stücke eines Himmelskörpers, die die damaligen Bewohner eingesammelt haben müssen. Zweifelsohne handelt es sich um die älteste Sammlung von Meteoriten auf der Welt.“

Wozu die Bewohner die Meteoriten nutzten oder ob sie diese nur aus dem Grund eingesammelt haben, weil sie gesehen haben, wie sie vom Himmel auf die Erde fielen, ist unklar. Nationalmuseums-Leiter Michal Lukeš ist jedenfalls davon überzeugt, dass die drei Exponate für die Besucher attraktiv sind:

Michal Lukeš  (links). Foto: Kristýna Maková
„Ich hoffe, dass die Ausstellung unser Sommerprogramm angenehm erweitert. Als die Venus von Věstonice 2007 im Rahmen der Ausstellung ´Die Mammutjäger´ bei uns ausgestellt wurde, haben sie rund 600.000 Menschen gesehen. Mit einem so großen Interesse rechnen wir jetzt nicht, aber wir lassen uns überraschen.“

Die drei wichtigsten archäologischen Exponate sind im Nationalmuseum in Prag noch bis zum 27. August zu sehen. Danach wandert die Ausstellung ins südmährische Brno / Brünn weiter.