Neue Dauerausstellung zur Geschichte der Roma in der Tschechoslowakei
Vorurteile über die Roma gibt es in Tschechien viele, Informationen über ihre Geschichte und Kultur hingegen sind nur sehr spärlich gesät. Das beginnt damit, dass es über die Zahl der hier lebenden Roma nur äußerst unterschiedliche Schätzungen gibt. Mit einer neuen Dauerausstellung zum Leben der Roma in der Tschechoslowakei will das Brünner Museum für Roma-Kultur ein wenig zur Aufklärung beitragen.
sagt Eva Davidova, eine der Ausstellungskuratorinnen. Der erste Teil der Ausstellung, der seit Anfang Dezember zu sehen ist, dokumentiert die Geschichte der Roma in der Nachkriegs-Tschechoslowakei, erläutert die Direktorin des Brünner Roma-Museums, Jana Horvathova:
"Es handelt sich um zwei Säle: der größere befasst sich mit der Situation der Roma zwischen 1945-1989. Und hier haben wir bewusst eine Zweiteilung vorgenommen: zum einen wird dargestellt, wie der Staat in dieser Zeit mit den Roma umgegangen ist, und zum anderen bieten wir dem Besucher einen Blick in die Roma-Gemeinden, welche Traditionen nach dem Krieg überlebt haben und dem Assimilations-Druck der Kommunisten standgehalten haben. Im zweiten Saal sind lauter Artikel zur Roma-Thematik ausgestellt, die seit der Samtenen Revolution bis zum Jahr 2000 in der tschechischen Presse erschienen sind." In spätestens zwei Jahren soll die Ausstellung um ein weiteres Kapitel ergänzt werden: um den Holocaust an den Sinti und Roma im Protektorat Böhmen und Mähren. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Anne Frank Haus in Amsterdam. Sein Direktor, Hans Westra, begreift die Brünner Ausstellung als Inspiration:"Die holländische Regierung hat sich entschlossen, ihre Energie nicht nur auf den Massenmord an den Juden zu richten, sondern auch etwas für die verfolgten Roma und Sinti zu tun. Und wir sind jetzt hier in Brno, um zu sehen, wie das gemacht werden kann. Die Tschechische Republik ist in dieser Beziehung ein Vorbild für Holland."
Das Brünner Museum für Roma-Kultur wurde 1991 auf Initiative von Intellektuellen, Roma wie Nicht-Roma, gegründet. Seit diesem Jahr wird es vom tschechischen Kultusministerium bezuschusst.
Foto: Jana Sustova