Neue elektronischer Helfer: interaktiver Plan des Prager Stadtverkehrs

Foto: praha.planydopravy.cz

Sie haben es sicher auch schon erlebt. Kaum in einer fremden Stadt angekommen, stellt sich die Frage: Wie komme ich am schnellsten von A nach B. In vielen Autos gehört mittlerweile ein elektronisches Navigationssystem zur Ausstattung. Für Benützer öffentlicher Verkehrsmittel blieb hingegen bisher oft nur der gute alte Papier-Stadtplan. In vielen tschechischen Städten gibt es mittlerweile eine moderne Alternative: interaktive Verkehrskarten. Nun hat auch die Hauptstadt Prag so einen schlauen Plan bekommen.

Die Prager sind zufrieden mit dem öffentlichen Nahverkehr: 80 Prozent der Bürger haben sich Anfang des Jahres in einer Umfrage positiv zum Verkehrsangebot geäußert und ein kürzlich veröffentlichten Test der Autofahrerklubs reiht Prag im Europavergleich auf Platz vier. Um so weit zu kommen, habe es einiger Anstrengungen bedurft, sagt der Prager Verkehrsstadtrat Radovan Šteiner:

„Die Stadt Prag hat in den vergangenen zehn Jahren mehrere Milliarden Euro in den öffentlichen Verkehr investiert. Und zwar einerseits in den Ausbau des U-Bahn- und des Straßenbahnnetzes und andererseits in die Erneuerung des Fahrzeugparks. Bereits im vergangenen Herbst haben wir uns von den letzten Metro-Wagen aus sowjetischer Produktion verabschiedet und es sind nur mehr neue oder modernisierte Züge im Einsatz. Auch am weiteren Ausbau des U-Bahn-Netzes arbeiten wir. In wenigen Wochen beginnen die Bauarbeiten zur Verlängerung der Linie A. Die Erneuerung der Straßenbahn-Wagenparks ist bereits heute für jeden in den Prager Straßen sichtbar. Und wir machen mit 250 Niederflurstraßenbahnen weiter, die wir schon bestellt haben. Die Verjüngung der Autobusflotte haben wir im vergangenen Jahr begonnen. 750 neue Niederflurbusse haben wir geordert.“

Neben dem Ausbau des Streckennetzes und der Erneuerung von Bahnen und Bussen sei allerdings die Fahrgastinformation ein wenig zu kurz gekommen, mein Stadtrat Šteiner:

Wir merken alle, dass die Kommunikation mit den Fahrgästen nicht so gut klappt. Viele Leute wissen überhaupt nicht über die Möglichkeiten Bescheid, die der öffentliche Nahverkehr bietet. Das zu verbessern ist natürlich eine komplizierte Angelegenheit, die nicht mit drei bis fünf Maßnahmen erledigt werden kann. Wir müssen kontinuierlich am Ausbau des Informationsangebotes arbeiten. Ich denke, unsere Bemühungen werden von der Öffentlichkeit auch wahrgenommen. Ein Meilenstein auf diesem Weg ist sicher die Inbetriebnahme des interaktiven Verkehrsplans.“

Noch ein Online-Stadtplan von Prag? Das Angebot an Karten der von Tschechien und der größeren Städte im Land ist schon sehr umfangreich. Zahlreiche einheimische und internationale Firmen buhlen um die Gunst der Internetnutzer. Doch ein umfassender Plan des öffentlichen Nahverkehrs hat bisher gefehlt.

praha.planydopravy.cz - unter dieser Internetadresse ist der schlaue Prager Plan zu finden.

Foto: praha.planydopravy.cz

Mit bunten Strichen sind die einzelnen Verkehrslinien auf dem Stadtplan markiert. Als Hintergrund kann man sich wahlweise den klassischen Stadtplan mit Straßen und Gebäuden anzeigen lassen oder ein Luftbild von Prag.

Doch der Plan ist nicht nur eine bloße Skizze. Klickt man zum Beispiel auf eine bestimmte Haltestelle, öffnet sich nicht nur die elektronische Fahrplanauskunft. Auch der aktuelle Fahrplanaushang, so wie er auch an der Haltestellentafel hängt, wird angezeigt.

„Man muss natürlich nicht den Namen der jeweiligen Haltestelle kennen oder wissen, welche Linie zum Ziel führt. Man kann die beste Verbindung auch nach der Adresse suchen. Der interaktive Plan zeigt dem User dann automatisch die nächstgelegenen Haltestellen und berechnet die Route“, ergänzt Radovan Šteiner.

Mit einem Klick kann man sich auch einen genauen Umgebungsplan der Start- und der Zielhaltestelle anzeigen lassen. Darauf sind auch Supermärkte, Geldautomaten, Postämter, Polizeiwachen und weitere öffentliche Einrichtungen vermerkt. Besonders detaillierte Pläne kann man sich von Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen, Busterminals und großen U-Bahnhöfen anzeigen lassen. Damit lässt sich die richtige Haltestelle, von der die gewünschte Linie abfährt, leicht finden.

Trasse A der Prager Metro

Planen kann man seine Route übrigens auch, indem man verschiedenfarbige Fähnchen auf dem Plan platziert. Grün für den Startpunkt, rot für das Ziel. Eine orange Flagge markiert eine eventuelle Zwischenstation. Das System berechnet in Sekundenschnelle die beste Route. Am oberen Rand des Plans kann man außerdem die angezeigten Linien auswählen: etwa nur die S-Bahn-Linien, nur den Nachtverkehr oder nur Linien mit barrierefreien Fahrzeugen. Ebenfalls eingezeichnet sind alle Fahrkartenautomaten und Kioske mit Fahrscheinverkauf. Besonderen Wert lege man auf die Aktualität der Informationen, sagt Verkehrsstadtrat Šteiner:

„Der Stadtplan ist ständig online. Jede Unregelmäßigkeit wird schnellstmöglich angezeigt: der Plan verarbeitet die aktuellen Meldungen und zeigt den Fahrgästen eventuelle Umleitungen oder Ersatzverkehre.“

Ein Warndreieck mit einem Bulldozer symbolisiert Bauarbeiten, ein Blitz Unfälle und Betriebsstörungen. Klickt man auf das Symbol, erhält man nähere Informationen zu dem Ereignis und die vorrausichtliche Dauer. Ebenfalls eingespeist werden Verkehrsinformationen aus der Nationalen Verkehrsinformationszentrale, so zum Beispiel Unfälle, Baustellen und Veranstaltungen. Egal, ob sie die den Straßenverkehr oder den öffentlichen Verkehr betreffen. Auch Störungsmeldungen der Tschechischen Bahnen (ČD) verarbeitet das System automatisch. Nicht vergessen hat man auf ausländische Besucher, betont Stadtrat Šteiner:

„Der interaktive Stadtplan ist auch in einer englischen Version verfügbar. Das ist sehr wichtig, denn wir leben in einer Weltstadt und nicht alle unserer Mitbürger und erst recht nicht die vielen Besucher unserer Stadt sprechen Tschechisch. Daher war es uns besonders wichtig, dass der Plan von Anfang an auch auf Englisch zu bedienen ist.“

Doch Vorsicht: Auch in der englischen Version müssen die Straßennamen mit den in der tschechischen Sprache besonders häufig verwendeten diakritischen Zeichen eingegeben werden. Für Benützer, die keine tschechische Tastatur an ihrem Computer haben, kann sich das als beinahe unüberwindliche Hürde erweisen. Bis diese Kinderkrankheit behoben worden ist, hilft wohl nur „Copy and Paste“, also das Kopieren der korrekt geschriebenen Adresse aus einer anderen Internetseite.

Ähnliche interaktive Verkehrspläne bieten übrigens inzwischen die meisten größeren tschechischen Städte an. Und wer für unterwegs nicht auf den klassischen Papier-Stadtplan verzichten will, der kann bei den Verkehrsbetrieben spezielle Ausgaben mit dem öffentlichen Verkehrsnetz kaufen. Der gedruckte Atlas des Prager Stadtverkehrs ist gerade erst in einer neuen, aktualisierten Auflage erschienen.

Die Sammlung aller interaktiven Verkehrspläne finden Sie hier: www.planydopravy.cz Und den Plan für Prag in der englischen Version können Sie hier abrufen: pid.planydopravy.cz/en