Neuer Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie Zdenek Macal: harte Arbeit in netter Atmosphäre
Er hat mehr als 160 Orchester auf der ganzen Welt geleitet. Als Chefdirigent bzw. musikalischer Leiter stand er u.a. an der Spitze des Sydney Symphony Orchestra, des New Jersey Symphony Orchestra bzw. der Prager Symphoniker. An diesem Freitag, dem 1. August, wird er den Taktstock des Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie übernehmen: Zdenek Macal.
Macal wurde 1936 im mährischen Brno/Brünn geboren. Er studierte Dirigieren am Konservatorium von Brno und anschließend an der Janacek Musikakademie. Internationale Anerkennung erlangte Zdenek Macal, als er zwei große Wettbewerbe gewann: 1965 in Besancon und 1966 in New York. 1968 ging er ins Exil und war als Musiker und Dirigent zunächst in Holland, dann in der Schweiz und in Deutschland tätig, bevor er 1982 in die USA übersiedelte. An die Arbeit mit tschechischen Musikern, die bereits vor seiner Emigration begann, knüpfte er in den vergangenen zwei Jahren als erster Dirigent der Prager Symphoniker an. Schon Mitte der 90er Jahre war er als möglicher Kandidat für den Posten des Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie im Gespräch. Den Vorrang bekam damals Vladimir Ashkenazy. Als dieser bekannt gab, keine Verlängerung seines Vertrags mit dem Orchester zu planen, fiel die Wahl im Frühling 2002 auf Zdenek Macal, der nun am 1. August diese Funktion für drei Jahre übernimmt.
Nach zwei ausländischen Chefdirigenten, Gerd Albrecht und Vladimir Ashkenazy, die gleichzeitig zahlreiche andere Aufträge und Verpflichtungen hatten, hat Macal vor, an die frühere Tradition einer sorgfältigen Arbeit mit dem Orchester anzuknüpfen. Er bekennt sich zu seinen Vorgängern wie Vaclav Talich, Karel Sejna und Karel Ancerl. Zum Repertoire, das er aufführen will, sagte der Dirigent gegenüber Radio Prag:
"Wir haben als Tschechische Philharmonie gewisse Verpflichtungen gegenüber dem Publikum. Ich würde sagen, dass den Großteil des Repertoires die tschechische Musik bilden wird. Aber ich möchte sie gerne mit dem großen Repertoire der deutschen, französischen, russischen Musik ausbalancieren. Also in jedem Programm bringen wir ein wichtiges Werk der tschechischen Musik und ein wichtiges Werk der Weltmusikliteratur. Das ist in ein paar Worten die Idee."
Die Tschechische Philharmonie soll nach Vorstellung ihres Chefs mit der Zeit alle Symphonien Mozarts, Brahms, Schumanns bzw. Tschaikowskis und Rachmaninows in ihrem ständigen Repertoire haben. Von tschechischen Komponisten will Macal Vitezlav Novak, Josef Suk, Zdenek Fibich, Josef Bohuslav Foerster und Ladislav Vycpalek mehr spielen. Er will sich aber auch den zeitgenössischen Komponisten widmen.
"Meine Programme für die nächsten drei Jahre, also fast in jedem Programm, mindestens in jedem zweiten Programm ist ein gegenwärtiger tschechischer Komponist: Kabelac, Macha, Hanus usw. Wir haben auch zwei Premieren, die eine ist von Otmar Macha, er schreibt für mich und für die Tschechische Philharmonie seine 4. Symphonie. Also die zeitgenössische Musik spielt eine große Rolle."
Von seinem Orchester erwartet Zdenek Macal harte Arbeit in einer netten Atmosphäre, besonders aber ein schöpferisches Engagement.
"Wir werden musizieren, und ich hoffe, wir werden viel Spaß dabei haben. Ich bin als ein hart arbeitender Mensch bekannt, aber ich fühle mich nicht so. Für mich ist es immer Spaß und immer Freude, Musik zu machen. Ich sage, dass ich eigentlich privilegiert bin, dass ich die Musik kreieren, machen darf. Und ich versuche auch intuitiv, dies auf das Orchester zu übertragen. Also ich hoffe, dass es mir gelingt."