Chefdirigent der Prager Philharmoniker: Leben wie im Märchen
Die Tschechische Philharmonie und ihr Chefdirigent Zdenek Macal haben eine Verlängerung ihrer Zusammenarbeit vereinbart. Macal soll das Spitzenorchester noch in den folgenden zwei Konzertsaisonen, also bis zum Jahr 2008 leiten. So der Wortlaut einer am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung. Für uns ein Anlass, auf Macals Weg zur Tschechischen Philharmonie zurückzublicken. Dazu ein Beitrag von Jitka Mladkova:
Der tschechische Dirigent mit US-amerikanischem Pass Zdenek Macal, geboren vor 70 Jahren im südmährischen Brno/Brünn, verließ die ehemalige Tschechoslowakei mit 32 Jahren, drei Tage nach der Okkupation des Landes im August 1968 durch die Sowjettruppen. In den nachfolgenden Jahren war er Leiter des Rundfunkorchesters in Köln und anschließend Chefdirigent des Milwaukee Orchestra sowie des Symphonieorchesters New Jersey. Eigenen Worten zufolge hat Macal in den zurückliegenden Jahrzehnten bei insgesamt 170 Orchestern gastiert. Heute lebt er abwechselnd in der Schweiz und in Prag. Mit den Prager Philharmonikern, bei denen der Dirigent bereits vor seiner Emigration zusammenarbeitete, kam er nach langjähriger Pause im Jahr 1996 auf dem Musikfestival Prager Frühling wieder zusammen. Wie der Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie deren heutiges Niveau im Vergleich zu dem in den 60er Jahren einschätzt, sagte er in einem Exklusivgespräch für Radio Prag:
"Das Orchester spielte schon damals sehr gut. Meiner Meinung nach haben aber heute die meisten Orchester allgemein ein höheres Niveau als es vor Jahrzehnten der Fall war. Das gilt natürlich auch für die Tschechische Philharmonie. Ihre Qualität ist sehr hoch, und meine Aufgabe ist es, diese Qualität noch weiter zu erhöhen."
Nun steht es also fest: Die Tschechische Philharmonie geht ihrer neuen, bereits 111. Konzertsaison mit Zdenek Macal als Chefdirigent entgegen. Eröffnet wird sie am 23. August mit der 5. Symphonie von Gustav Mahler und Antonin Dvoraks Violinekonzert mit der Starsolistin Hilary Hahn. Macal kann also nicht nur seine bisherigen Erfolge bilanzieren, sondern auch den künftigen mit SEINEM Orchester entgegensehen.
"Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen, dass sich mein Leben wie ein Traum gestaltet hat. Ich lebte mein Leben wie in einem Märchen. Ich habe immer die Musik geliebt, und wenn man etwas lieb hat und sich voll und ganz dafür einsetzt, dann kommt der Erfolg. Im Prinzip habe ich mich nie wie ein Emigrant gefühlt, viel mehr als Musiker, der durch die Welt reist. Für mich hätte es kaum etwas Besseres geben können, als nach Prag und zur Tschechischen Philharmonie zurück zu kehren."
Abschließend noch eine kleine Bilanz: In den zurückliegenden drei Jahren spielten die tschechischen Philharmoniker unter dem Taktstock ihres Chefdirigenten genau 50 Mal im Ausland, spielten sieben CDs ein, den Großteil für den japanischen Markt, und - last but not least - gaben sie auch hierzulande 49 Konzerte. Das 50. Jubiläumskonzert findet am Donnerstagabend im Prager Rudolfinum statt. Auch diesmal steht auf dem Programm Gustav Mahler, und zwar seine 6. Symphonie, die "Tragische".