Neuer Film „Die Lumpen“ im Kino – gedreht wurde auch in Afghanistan

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Kurz vor den Sommerferien ist ein neuer tschechischer Film in die Kinos hierzulande gekommen. Er heißt Všiváci (auf Deutsch etwa „Die Lauser“ oder besser: „Die Lumpen“). Die Dreharbeiten fanden nicht nur in Tschechien, sondern auch in Afghanistan statt.

Sehr lang haben die tschechischen Kinofans auf die Premiere des Films warten müssen. 2005 begann Regisseur Roman Kašparovský das Drehbuch zu schreiben. Zwei Jahre später war die erste Version fertig. Dann wurde fünf Jahre lang nach Finanziers gesucht. Erst 2012 konnte daher mit Dreharbeiten begonnen werden. Der Streifen ist nun seit mehr als einem Jahr fertig, doch trotzdem kam er erst jetzt in die Kinos. Denn die Macher wollten auf den günstigen Moment warten, in dem die Konkurrenz an weiteren Filmpremieren nicht so stark ist und der Film mehr Chance auf Erfolg hat. Roman Kašparovský ist ein erfahrener Produktionsleiter beim öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen. Mit „Den Lumpen“ hat er als Drehbuchautor und Regisseur debütiert. Er beschreibt das gewählte Genre:

Roman Kašparovský  (rechts). Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik
„Ich habe drei Erzählstränge gehabt. Den einen wollte ich als Drama, den zweiten als Melodrama und den dritten als Komödie darstellen. Zuletzt wurde die Komödie verdrängt, im Vordergrund steht das konfliktgeprägte Verhältnis von zwei Brüdern. Das Drama und das Melodrama passen gut zusammen.“

Der Film erzählt von den beiden Brüdern Mikuláš und Richard Rohan. In Rückblenden wird ihre Lebensgeschichte seit der Kindheit erzählt, über die Jugendjahre, in denen sie sich wegen eines Mädchens verstritten haben, bis zur Gegenwart, in der sich der Kern des Films abspielt. Einer der Brüder war als Soldat beim Auslandseinsatz in Afghanistan. Auch daran erinnert er sich im Film. Roman Kašparovský:

Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik
„Ich wollte nicht, dass zwei Männer in einer Kneipe in Tschechien sitzen und sich erzählen, dass sie in Afghanistan waren und wie hart es war, als man auf sie geschossen hat. Dadurch dass ich Aufnahmen aus Afghanistan in den Film aufgenommen habe und zeige, wie das Land aussieht, wie dort gelebt wird, wie dort geschossen und gekämpft wird, gewinnt die Darstellung an Qualität. Die Filmcharaktere werden damit vollwertig, und der Zuschauer glaubt ihnen.“

Ein fünfköpfiges Filmteam hat daher zwei Wochen lang direkt in Afghanistan verbracht. Die Dreharbeiten dort dauerten aber insgesamt nur acht Stunden, und zwar wegen der strengen Sicherheitsmaßnahmen. Alle paar Minuten musste der Filmstab wegen eines Alarms seine Arbeit unterbrechen und manchmal auch mehrere Stunden in einem Bunker verbringen.

Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik
„Wir waren auf der Militärbasis in der Provinz Logar. Die tschechischen Soldaten, die dort stationiert waren, haben sich wunderbar um uns gekümmert und uns bewacht. Wir haben einige afghanische Dörfer besucht, um Aufnahmen zu machen. Wir waren also auch an Orten außerhalb der Militärbasis unterwegs. Afghanistan war wunderbar. Es ist ein schönes Land, ein Binnenland mit einem einzigartigen Sonnenlicht und einer schönen Natur - ein dramatisches Land.“

Allerdings habe man für den Aufenthalt am Hindukusch viel Mut gebraucht, sagt Kašparovský.



Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik
„Vor der Abreise habe ich dem Filmteam und den Schauspielern gesagt, es liege an ihnen, ob sie dort hinfahren wollen oder nicht. Ich war auch bereit, auf die Szenen aus Afghanistan zu verzichten. Niemand kann sich erlauben, jemandem diese Reise anzuordnen. Glücklicherweise sind alle das Wagnis eingegangen.“

Im Film steht letztlich Afghanistan auch nicht im Vordergrund, sondern der Konflikt der beiden Brüder.