Neuer tschechischer Film erblickte das Licht der Welt

Jiri Machacek

Holterdipolter, so etwa könnte man den Titel des neuen tschechischen Films Horempadem übersetzen, der schon seit einiger Zeit sozusagen in aller Munde war und dieser Tage nun endlich vorgestellt wurde. Mehr dazu von Jitka Mladkova:

Nach einem nicht enden wollenden Informationsstrom über laufende Dreharbeiten und der anschließenden massiven Werbekampagne war es am Mittwochabendabend so weit: In Prag fand die offizielle Premiere von Horempadem statt. Insgesamt etwa 2000 Zuschauer, zum Großteil geladene Gäste, haben in den Sälen des Prager Multikinos Village Cinemas Andel den neuen Film aus der renommierten Künstlerwerkstatt Jan Hrebejk, Regisseur, Petr Jarchovsky, Drehbuchautor und Ondrej Trojan, Produzent gesehen. Alle drei waren zugegen, wie auch einige Filmdarsteller und andere am Projekt Beteiligte. Gekommen ist auch Ex-Präsident Vaclav Havel, der in dem Film eine kleine Nebenrolle übernommen hatte. Den Inhalt des Films bilden mehrere miteinander verknüpfte Geschichten über das Verlieren und Finden von Liebe, Freundschaft, und Familie, oder von Eltern bzw. Kindern. Aufgrund dieser Geschichten machen die Filmschöpfer von Horempadem auf verschiedenste Probleme aufmerksam: Immigration und Emigration, Rowdytum in Fußballstadien, Rassismus u.a. "Wenn sich Filme mit gewichtigen Problemen befassen, werden diese damit nicht gelöst", so zitiert am Donnerstag die Nachrichtenagentur CTK den Regisseur Hrebejk. Mit seinem neuen Film will er aber nach eigenen Worten ausreichend glaubwürdige Geschichten anbieten, die rühren, unterhalten, einerseits pikant und andererseits auch schmerzlich sind.

Jiri Machacek
Jaroslav Dusek, einer der Hauptdarsteller in diesem Film, hat uns seine Meinung zum Thema Sport anvertraut:

"Ich halte den Sport für eines der größten Manipulationsinstrumente auf der Welt, das in hohem Maße vom Staat subventioniert wird. In den Sport fließt viel Geld und alles sieht so edel aus. Der Sport an sich ist natürlich auch etwas Edles. Ich meine die Pflege des Körpers. Aber das System der Manipulierung von Menschenmassen finde ich widerlich. Ganz bestimmt wissen Sie, wo Jackson, der Regisseur des Films "Herr der Ringe", die Stimmen seiner Orks aufgenommen hat. In einem Fußballstadion!"

V.l.n.r: Jan Hrebejk,  Jiri Machacek und Natasa Burger  (Foto: CTK)
Ob der neue tschechische Film auch zur Ankurbelung einer öffentlichen Debatte zum Thema Rassismus beitragen wird, bleibt abzuwarten. Den Filmproduzenten Ondrej Trojan, der zuletzt Regie des im Vorjahr für den Oskar nominierten Films Zelary geführt hatte, fragten wir, ob er die Tschechen als fremdenfeindlich charakterisieren würde:

"Das ist etwas, was man nur schwer pauschalisieren kann. Unsere Nation leidet schon in einem höheren Masse an Xenophobie. Nach dem Krieg hat man hierzulande eigentlich eine Art ethnische Säuberung durchgeführt. Die Deutschen hat man vertrieben, eine ungarische Minderheit gab es in den böhmischen Ländern nicht, und über das Problem der Roma hat sich lange Zeit kaum jemand den Kopf zerbrochen. Nach und nach verwandelt sich Tschechien wieder in ein kosmopolitisches Land, wie auch Prag zunehmend zu einer kosmopolitischen Stadt wird - so wie sie einst in der Zeit von Franz Kafka bzw. vor dem Zweiten Weltkrieg war. Das Problem der Xenophobie betrifft heutzutage ganz Europa und in gewissem Sinne auch Kanada und die USA. Die ersten Zuschauer, mit denen ich unseren Film gesehen haben, haben aber sehr positiv reagiert."

Vaclav Havel besuchte mit seiner Frau die Premiere von Horempadem  (Foto: CTK)
Es sei noch hinzugefügt, dass die Weltpremiere des tschechischen Films Horempadem eigentlich schon vor etwa einer Woche in der Bergstadt Telluride, im US-Bundesstaat Collorado, im Rahmen eines internationalen Filmfestivals stattgefunden hatte. Vor wenigen Tagen wurde der Film auch beim renommierten Filmfestival im kanadischen Toronto gezeigt. Außer in Tschechien, wo Horempadem ab jetzt landesweit mit insgesamt 38 Kopien, eine davon mit englischen Untertiteln, touren wird, soll er auch aufgrund eines bereits existierenden Vertrages in die Filmdistribution in den USA und in Kanada gehen, und zwar unter dem Titel "Up and Down". Von dort sollte er, wie die Autoren hoffen, einen Weg zurück nach Europa finden.