Neuer Vorsitzender des Fußballverbandes setzt eisernen Besen an
Seit vergangenem Wochenende hat der tschechische Fußball einen neuen Chef. Der ehemalige Nationalspieler Ivan Hašek wurde von rund Dreiviertel der Delegierten auf der Vollversammlung des Böhmisch-mährischen Fußballverbandes zum Vorsitzenden gewählt. Mit der Amtsübernahme durch den 45-Jährigen sind viele Hoffnungen verbunden. Er soll endlich Schluss machen mit Vetternwirtschaft und Bestechung in Tschechiens zweitem Nationalsport.
„Das ist ein logischer Schritt und auch der richtige Schritt. Es ist zudem ein klares Signal, dass neue Leute gefragt sind. In dieser Minute glaube ich, dass es die richtige Richtung ist.“
Der Schritt in die richtige Richtung kommt allerdings mit fünfjähriger Verspätung. 2004 erschütterte eine Schiedsrichterbestechungsaffäre den tschechischen Fußball. Vor der Öffentlichkeit tat sich ein Sumpf der Korruption auf. Bei der folgenden Wahl des Verbandsvorstandes kandidierte Ivan Hašek zum Vorsitzenden. Doch den harten Schnitt wagten die Verbandsmitglieder damals nicht. Pavel Mokrý wurde Chef, ein reiner Funktionär - und vieles blieb beim Alten.
Weiterhin stellte für die Fußballergemeinde daher einzig Ivan Hašek die große Hoffnung dar. Nach seiner Wahl herrscht nun Erleichterung. Der Alt-Internationale Antonín Panenka:
„Ich halte Ivan für fähig, den tschechischen Fußball auf die richtigen Gleise zu führen und sein Renommee wiederherzustellen, das in den vergangenen Jahren stark ramponiert wurde“, so Panenka in einem Interview für Radio Prag.
Wichtig für Ivan Hašek ist dabei auch, dass ihm seine Mitarbeiter im Vorstand wohl gesonnenen sind. Das ist der Fall. Hašek konnte fast alle seine Kandidaten für das 13-köpfige Gremium durchsetzen. Das wiederum stützt ihn dabei, weiter den Eisernen Besen zu schwingen. So mussten am Dienstag alle bisherigen Angestellten des Fußballverbandes ihre Hüte nehmen. Der Verband soll neu strukturiert und verschlankt werden.Und es sollen neue Leute kommen – dazu gehört auch ein neuer Nationaltrainer. Hašek rechnet nicht weiter mit dem Ex-Bundesligaspieler František Straka. Dieser hatte die tschechische Fußball-Nationalmannschaft nur für ein einziges Spiel übernommen. Straka hoffte indes insgeheim, auch noch bei den restlichen Spielen der WM-Qualifikation auf der Trainerbank zu sitzen. Doch Hašeks hatte bereits ein Auge auf Karel Jarolím geworfen, den Trainer von Meister Slavia Prag.
„Karel Jarolím ist die ideale Lösung, er ist die erste Variante“, so Hašek am vergangenen Wochenende.
Am Donnerstag kam aber der Dämpfer: Karel Jarolím sagte ab.
„Ich will mich voll und ganz der Arbeit bei Slavia widmen. Wir möchten schließlich versuchen, erneut uns für die Champions-League zu qualifizieren“, so der Slavia-Coach.
Am kommenden Dienstag möchte Verbandschef Hašek eine Alternativlösung präsentieren. Auf den neuen Trainer kommt in jedem Fall eine schwierige Aufgabe zu: Denn nur wenn das Nationalteam alle vier noch ausstehenden Qualifikationsspiele gewinnt und der eine oder andere unmittelbare Konkurrent Federn lässt, kann es sich noch für die WM in Südafrika qualifizieren.