Nikola Sudová beendet Weltcup-Saison als beste Europäerin

Nikola Sudová

Im April ist der Winter in Mitteleuropa in der Regel vorüber, und auch die Wintersportler haben bis auf die Eishockeyspieler die Saison 2011/12 mittlerweile beendet. Aus tschechischer Sicht hat dabei ganz besonders eine Athletin überzeugt, deren Sportart ansonsten weniger im Fokus steht: die Skiakrobatin Nikola Sudová. In der abgelaufenen Saison belegte sie im Gesamt-Weltcup ihrer Spezialdisziplin, der Buckelpiste, den hervorragenden dritten Platz.

Zu Beginn einer ausgelassenen Pressekonferenz wurde Nikola Sudová von Milan Cába, dem Marketingchef ihres Sponsors Alpine Pro, gleich aus doppeltem Anlass beglückwünscht: Zu ihrem dritten Rang im Weltcup sowie zu ihrem 30. Geburtstag, den die zierliche Athletin am 17. März beging. Zum Abschluss dieser Weltcup-Saison stand die sympathische „Nikkita“ damit zum zweiten Male in ihrer bisherigen Karriere auf dem Siegerpodest; lediglich vor vier Jahren war sie noch besser, als sie am Ende Weltcup-Zweite wurde. Ihr diesjähriger Erfolg ist jedoch umso höher einzustufen, wenn man weiß, dass ihr vor zwei Jahren ein großes Missgeschick passierte: Ausgerechnet einen Monat vor den Olympischen Winterspielen in Vancouver riss ihr beim Training zum Weltcup-Rennen im amerikanischen Deer Valley das Kreuzband im linken Knie – eine schwere Verletzung, die ihr dann auch in Vancouver alle Chancen auf eine vordere Platzierung zunichte machte. Jetzt aber ist die nur 1,62 Meter große Buckelpisten-Spezialistin wieder voll in ihrem Element. Mit der diesjährigen Saison war sie dann auch mehr als zufrieden:

„Ich schätze die Saison positiv ein, auch wenn sie mich bis zuletzt einige Nerven gekostet hat. Am Ende aber ist es mir gelungen, den dritten Platz zu behaupten. Darüber bin ich sehr froh, denn das ist meine zweitbeste Platzierung, die ich bisher im Weltcup errungen habe. Ich hoffe zudem, dass dies ein gutes Omen für noch bessere Zeiten für mich ist, dass meine Leistungsstärke bis zu den Winterspielen in Sotschi anhält, bei denen ich eines meiner besten Ergebnisse erzielen will.“

Vor Journalisten bestätigte Nikola außerdem, dass sie ihre schwere Verletzung inzwischen ganz gut überwunden hat:

„Die Verletzung spüre ich schon nicht mehr und ich hoffe, dass auch keine neue folgen wird. Seit meiner Knie-OP sind jetzt zwei Jahre vergangen und im Moment habe ich nicht die geringsten Probleme. Ein leichtes Kribbeln im Knie spüre ich nur, wenn das Wetter umschlägt, ansonsten nehme ich das Knie schon nicht mehr besonders wahr.“

Zur Sicherheit – weil auch von ihrem gestrengen Arzt empfohlen – trägt Nikola bei den Wettkämpfen jedoch immer noch eine schützende Knieprothese. Behindert sie das nicht doch ein wenig?

„Das Tragen der Prothese behindert mich nicht, aber es ist trotzdem unangenehm. Daran musste ich mich zunächst erst gewöhnen. In den letzten zwei Jahren aber ist das Tragen der Prothese für mich schon zur Routine geworden, vor jedem Wettkampf muss ich sie instinktiv hochziehen, um zu spüren, dass alles am richtigen Platz ist.“

Apropos Routine. Im Feld der Damen-Weltelite ist Sudová mit ihren 30 Jahren inzwischen schon die älteste Buckelpisten-Läuferin. Hat dieser Umstand ihre Rückkehr nach der Verletzung nicht noch mehr erschwert?

„Nach der Verletzung wieder zurückzukommen, ist die eine Sache. Die andere Sache ist die, mir wird mehr und mehr bewusst, dass ich schon die Älteste unter den Frauen bin. Aber gegenwärtig fühle ich mich nicht so, dass ich schon zum alten Eisen gehöre. Und ich hoffe, dass das auch mindestens bis Sotschi so bleibt.“

Wie schon zweimal zu hören war, sind die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi für Nikola Sudová das große Ziel, dem sie alles unterordnet. Deswegen ist sie auch hochzufrieden, diese Saison hinter der siegreichen Amerikanerin Hannah Kearney sowie der Kanadierin Justine Dufour-Lapointe als Drittplatzierte und beste Europäerin abgeschlossen zu haben:

Buckelpiste  (Foto: Mrtrek1701,  Creative Commons 3.0)
„Auch wenn Europa aufgrund der vielen Staaten mit mehreren Teilnehmerinnen beim Weltcup vertreten ist, so sind doch die USA und Kanada so etwas wie die Wiege dieses Sports. Diese beiden Länder können deshalb auch immer aus einem großen Potenzial von sehr guten Läuferinnen schöpfen. In den USA und Kanada gibt es die meisten Teams und auch die besten Voraussetzungen, von daher ist es kein Wunder, dass deren Sportler absolute Weltspitze sind, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.“

Aber was hat eigentlich Nikola aus der kleinen Tschechischen Republik dazu bewogen, gerade diesem Sport nachzugehen?

„Ich habe immer gesagt, das ist kein Sport mit Massencharakter so wie der Skilanglauf, sondern ein interessanter Sport auf den alpinen Skiern. Beim Skilanglauf kennen sich die jeweiligen Sportler kaum untereinander, bei uns ist das jedoch anders. Wir, die Läuferinnen und Läufer von der Buckelpiste, sind eine große internationale Familie, jeder kennt jeden persönlich, auf der Strecke und in den Hotels haben wir viel Spaß miteinander. Diese Zusammengehörigkeit ist auch so eine Art Lebensstil. Mir gefällt an diesem Sport eigentlich alles, auch das ganze Drumherum.“

Gegenüber Radio Prag schildert Nikola, dass sie sich der Skiakrobatik schon von Anfang an verschrieben hat. Zu Beginn ihrer Karriere aber ging es mehr künstlerisch zu, denn sie widmete sich dem so genannten Ballett auf Skiern, einer Disziplin, die allerdings nicht olympisch ist. Diese Tatsache habe sie letztlich dazu bewogen, auf die Buckelpiste umzusatteln, was sie bis heute nicht bereut habe, so Sudová. Sie gehört seit Jahren zur erweiterten Weltspitze in ihrer Disziplin und will sich daher bei den nächsten Winterspielen, die 2014 in Sotschi ausgetragen werden, endlich auch ihren Traum von einer olympischen Medaille erfüllen. Dafür bedarf es aber auch einer optimalen Vorbereitung. Dazu will Nikola bereits den nächsten vorolympischen Winter ausgiebig nutzen:

Norwegisches Voss  (Foto: Archiv Scandinavian Travel)
„Der Höhepunkt der nächsten Saison ist sicher die Weltmeisterschaft im norwegischen Voss. Ansonsten aber steht die nächste Saison ganz klar im Zeichen der Vorbereitung auf die Winterspiele in Sotschi, und so werden wir den kommenden Winter auch angehen.“

Im kommenden Winter will Nikola dann auch den Vorteil einiger ihrer Konkurrentinnen wettmachen, die auf der olympischen Buckelpiste bereits trainiert haben.

„Die Piste in Sotschi kenne ich noch nicht. In dieser Saison fanden dort Europacup-Rennen statt, doch wir haben nicht daran teilgenommen, weil wir zur gleichen Zeit den Weltcup in Schweden bestritten haben. Ich habe aber schon Fotos von der Strecke gesehen, und ich habe auch Informationen darüber, wie die Piste aussieht. Von daher weiß ich, dass es ein relativ einfacher Abfahrtsberg ist, auf denen die Läufe ausgetragen werden. Wir werden also sehen.“

Nikola Sudová  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
In ihrer Erfolgsbilanz kann Nikola Sudová bisher auf zwei WM-Medaillen verweisen – eine silberne und eine bronzene, die sie 2005 beziehungsweise 2009 erkämpft hat. Bei Olympischen Winterspielen war ihr solch ein Glücksmoment leider noch nicht vergönnt. Aufgrund ihrer damaligen Knieverletzung belegte „Nikkita“ vor zwei Jahren in Vancouver nur den enttäuschenden 16. Platz. Umso mehr will sie jetzt all ihre Erfahrungen und alle Energie in die Vorbereitung auf Sotschi 2014 einbringen, um auch in zwei Jahren wieder von einer erfolgreichen Saison sprechen zu können:

„Da ich mich in der olympischen Saison der Spiele von Vancouver mit einer Verletzung herumgeplagt habe, hoffe ich nun, dass mir meine vierte Olympiade endlich mehr Glück beschert. Ich hoffe sehr, dass ich dort ein Resultat erzielen werde, das mich zufrieden stellt.“

Autor: Lothar Martin
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