Verleihung des Förderpreises 2001 für tschechische Übersetzer deutschsprachiger Literatur
Von Silja Schultheis.
Zum dritten Mal wurde vergangene Woche im Prager Goethe-Institut der Förderpreis für tschechische Übersetzer deutschsprachiger Literatur verliehen. Der Preis, mit dem hervorragende Übersetzungen deutschsprachiger Belletristik und Essayistik in die tschechische Sprache honoriert werden, ging diesmal an Michaela Jacobsenova. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre Übersetzung von Thomas Bernhards Erzählung "Amras" sowie für ihre systematische, kompetente und einfühlsame Vermittlung des erzählerischen und lyrischen Werkes von Ingeborg Bachmann in die tschechische Kultur. Im Rahmen ihrer Bemühungen um die Verbesserung der tschechisch-deutschen Beziehungen hat die Robert Bosch Stiftung den Preis 1999 erstmals ausgeschrieben. Es handelt sich dabei jedoch nur um einen Teil eines weitreichenderen Konzeptes, wie Joachim Rogall von der Robert Bosch Stiftung im Goethe-Institut verriet:
"Diese deutsch-tschechischen Beziehungen, die die Robert Bosch Stiftung fördert, sind ja Wechselbeziehungen. Und so, wie hier mit dem Übersetzerpreis die Transformation, sozusagen, der deutschen Literatur für die tschechischen Leser gefördert wird, so versuchen wir, mit der Tschechischen Bibliothek, die tschechische Literatur an den deutschen Leser zu bringen. Es ist ein Versuch, einen Grundstock für den deutschen Leser zu bieten, und wie notwendig es ist, hat sich schon bei den Bänden, die wir jetzt herausgegeben haben, gezeigt. Wir haben innerhalb von drei Jahren zwölf Bände herausgebracht - darunter, und das sind die beiden, auf die ich besonders hinweisen will, Karel Hynek Macha, dessen Prosa zum ersten Mal in deutscher Sprache vorliegt. Das ist aus meiner Sicht etwas ganz Unglaubliches, wo wir doch so nah zusammen gelebt haben und zusammen leben. Und das zweite ist Karel Havlicek, dessen Prosa ebenfalls zum ersten Mal in deutscher Sprache vorliegt. Also, da zeigt sich, wie notwendig es ist, dem deutschen Leser die tschechische literarische Tradition zu öffnen. Wir werden im Januar in Berlin im Literarischen Kolloquium eine Übersetzerkonferenz haben, zu der wir - wenn möglich - alle Übersetzer tschechischer Literatur in die deutsche Sprache einladen wollen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir weiter für die tschechische Literatur in Deutschland werben können. Wir haben gerade heute nochmal überlegt, dass wir ein Reclambändchen herausgeben für Schüler und Studenten, das sozusagen locken soll, also einen Band mit tschechischer Kurzprosa. Die Erfahrung ist, dass das Interesse an slawischer Literatur in Deutschland relativ gering ist, verglichen mit dem Interesse an angelsächsischer Literatur."