Das Eigene am Fremden erkennen - ein grenzüberschreitendes Bildungsprojekt in der Euregio Egrensis
In der Euregio Egrensis ist nach dreijähriger Laufzeit ein grenzüberschreitendes, von der EU gefördertes Projekt zuende gegangen, an dem 15 tschechische wie deutsche Schulen beteiligt waren. Unter dem Motto "Das Eigene am Fremden erkennen" verfolgte das Projekt das Grund legende Ziel, das "Fremdverstehen" der Schüler zu fördern. Silja Schultheis hat die Projektleiterin, Dr. Eugenie v. Trützschler, die als Jugendliche aus der Tschechoslowakei emigrierte, bereits an zahlreichen tschechisch-deutschen Projekten und Publikationen beteiligt war und gegenwärtig im Thüringischen Landtag arbeitet, gefragt, was eigentlich das Besondere an diesem Projekt war. Von Silja Schultheis.
"Das Besondere an diesem Projekt war, dass sich mindestens drei Generationen in verschiedenen Bereichen getroffen haben. Das heißt, es war ein Projekt, an dem sowohl Schüler und Schülerinnen als auch Lehrer und Eltern zusammen gearbeitet haben, aber vor allem eben Kinder aus einer Region, die Jahrzehnte lang durch die Grenze getrennt war."
Das ist ja ein sehr anspruchsvolles Vorhaben gewesen - gerade auch, weil es ja nicht nur ein tschechisch-deutsches Projekt war, sondern im Grunde auch ein deutsch-deutsches, es waren ja Thüringen, Sachsen, Bayern und Tschechien beteiligt. Wie sieht ihre Bilanz aus?
"Wir haben am Anfang erwartet, dass es leichter sein wird, die Zusammenarbeit im Erstellen von Unterrichtsmaterialien zu bewerkstelligen, haben aber im Laufe der Zeit gelernt: Für die Lehrer, aber auch für die Kinder und die Eltern war vor allem wichtig, sich kennen zu lernen, also eine emotionale Basis zu finden."
Stichwort Kennen Lernen: Das Projekt heißt ja "Das Eigene am Fremden erkennen". Was, glauben Sie, hat die tschechische Seite am meisten Neues an den Deutschen kennen gelernt und umgekehrt?
"Also vielleicht etwas kurios war für mich, dass die tschechischen Kollegen am meisten davon beeindruckt waren, dass die Deutschen nicht so perfekt und genau sind. Also, das hat dieses Projekt auch gezeigt, dass die tschechischen Kollegen eben gedacht haben, die deutschen Kollegen sind immer überpünktlich und genauest und haben es also als einen positiven Nebeneffekt auch gesehen, dass die deutschen Kollegen dieselben Schwächen haben. Also diese menschliche Seite... Die Kinder nehmen mit Sicherheit die Erkenntnis mit, dass die Kinder auf der anderen Seite der noch bestehenden staatlichen Grenze nicht soviel anders sind, also die gleichen Spiele spielen, dieselben Vorlieben haben. Wir haben im Anschluss Interviews mit Schülern gemacht, und es ging eindeutig daraus hervor, dass die froh waren, dass aus diesem Projekt Freundschaften entstanden sind."