Das Schloss Velké Losiny
Letzte Woche haben wir es bereits angekündigt: in dieser Woche wollen wir Ihnen jeden Tag einen kleinen Geheimtipp geben und Sie in ein schönes Schloss einladen. Beginnen möchten wir gleich heute und zwar mit dem Schloss Velke Losiny in Nordmähren, welches nicht nur zum Schauplatz mittelalterlicher Hexenprozesse wurde, sondern wo sich auch der österreichische Schriftsteller Franz Grillparzer literarisch inspirierte.
Die Gemeinde Velke Losiny liegt in Nordmähren, 9 km nördlich von Sumperk / Mährischem Schönberg, und gehört dort zu den ältesten Gemeinden.
Im 15. Jahrhundert war das heutige wunderschöne Schloss noch eine kleine gotische Wasserfestung. Als sie im Jahre 1496 Johannes der Ältere von Zerotín bekam, sollte von nun an dieses Adelsgeschlecht der Zerotiner 300 Jahre mit der Festung verbunden bleiben. Die Zerotiner waren übrigens die Hauptvertreter des mährischen Adels. Unter Johannes wurde die Festung im Renaissance-Stil ausgebaut, die damals angebrachten Sgraffiti sieht man heute noch. Doch das neu errichtete Schloss zeugte nicht nur von Johannes' Macht und seinem Reichtum, sondern auch von seiner Härte. Am Bau beteiligten sich zum größten Teil seine Untertanen aus Losiny und vergeblich war ihre Klage wegen der schweren Arbeit beim Landesgericht.
Das schwärzeste Kapitel des Schlosses bilden aber die Hexenprozesse im 17. Jahrhundert. 56 Opfer des Aberglaubens fanden in Losiny auf dem Scheiterhaufen ihren Tod, in der unweiten Stadt umperk noch viele andere.
Doch auf dem Schloss spielten sich nicht nur solche Grausamkeiten ab.
Das mittlerweile durch die neuen Besitzer, das Adelsgeschlecht der Liechtensteiner, barockisierte Schloss besuchte im 19. Jahrhundert der österreichische Schriftsteller Franz Grillparzer. Es heißt, er hätte sich dort von der romantischen Sage von der Weißen Frau bei seiner Tragödie "Die Ahnfrau" inspirieren lassen. Ihr Bildnis kann man heute übrigens im sog. Grillparzer-Zimmer sehen.
Das Schloss Velké Losiny gehört zu den am besten erhaltenen Renaissance-Bauten in Mähren. Der sog. "Rittersaal" ist mit seiner Kassettendecke und dem Kachelofen einer der bemerkenswertesten Innenräume der Spätrenaissance. Außerdem kann man neben der Bildergalerie der Zerotiner auch deren Bibliothek und Waffensammlung sehen. Eine Ausstellung zu den Hexenprozessen dokumentiert die blutrünstigste Epoche des Schlosses.