Regierungsentscheid zur Gasprivatisierung
Die tschechische Regierung hat einen Grundsatzentscheid zur Privatisierung der bisher in staatlichen Händen befindlichen Gasindustrie gefällt. Verkauft werden sollen die Staatsanteile an der Import- und Transportgesellschaft Transgas sowie an den einzelnen Distributionsgesellschaften miteinander. Der Staat wird voraussichtlich nur einen minimalen Anteil an Aktien in seinen eigenen Händen zurückbehalten. Mehr dazu von Rudi Hermann.
Etwa in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres soll der Investor bekannt sein, der auf dem tschechischen Erdgasmarkt durch die Übernahme der Mehrheit der staatlichen Anteile an den Gasgesellschaften Transgas sowie den einzelnen regionalen Verteilern eine dominante Position in diesem Sektor einnehmen wird. Bei der Privatisierung der bisher in staatlichen Händen befindlichen tschechischen Gasindustrie folgt die Regierung damit dem Vorschlag des Ministers für Industrie und Handel, Miroslav Gregr. Dieser strebt für die Gasprivatisierung ein ähnliches Modell an, das schon bei der Privatisierung der Elektroindustrie zum Zuge kommt.
Der genaue Fahrplan der Gasprivatisierung ist noch nicht bekannt, denn die zuständigen Behörden möchten diesen zuerst mit dem externen Konsultanten beraten, wobei der Name dieser Beratungsfirma bis Ende November bekannt sein soll. Was im Vorfeld der Entstaatlichung aber in jedem Fall geschehen muss, ist die Umwandlung des derzeitigen Staatsbetriebs Transgas in eine Aktiengesellschaft. Nach einem Regierungsentscheid aus dem Jahr 1993 ist die tschechische Gasindustrie in zwei Hauptzweige aufgeteilt. Das Unternehmen Transgas ist für die Einfuhr und den Transport des Energieträgers verantwortlich und beliefert damit acht regionale Verteilorganisationen. Während der Staat alleiniger Besitzer von Transgas ist, sind bei den Distributoren die Besitzverhältnisse unterschiedlich. In einigen hält der Staat eine Mehrheit, in anderen schon nicht mehr. Nach dem Grundsatzentscheid der Regierung sollen bei der jetzt anlaufenden Gasprivatisierung praktisch alle staatlichen Anteile gemeinsam verkauft werden, ob es sich nun bei den Distributionsgesellschaften um eine Majorität oder eine Minorität handelt. Gleichzeitig hielt Industrie- und Handelsminister Miroslav Gregr gegenüber der Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny fest, dass es sich beim Käufer nicht notwendigerweise um ein einzelnes Unternhemen handeln müsse, sondern auch ein Verkauf an ein Firmenkonsortium in Betracht falle. Offiziell sind noch keine Namen bekannt, doch wird vor allem von Firmen gesprochen, die schon jetzt auf dem tschechischen Gasmarkt tätig sind, beispielsweise Gaz de France oder die deutschen Unternehmen E.ON, Ruhrgas-RWE und Winterhall. Unter den Interessenten werden zweifellos auch der russische Gigant Gasprom und die norwegische Statoil als gegenwärtige Gaslieferanten Tschechiens zu finden sein.