RWE Transgas versorgt die Slowakei über Tschechien mit Erdgas aus dem Westen

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Eines der Länder, die vom Ausfall der Gaslieferungen aus Russland unmittelbar betroffen sind, ist die Slowakei. Der Großteil der slowakischen Wirtschaft ist auf die Versorgung mit Erdgas angewiesen. Da bis Mitte Januar nicht abzusehen war, wann Russland wieder liefern wird, hatte der slowakische Ministerpräsident Robert Fico unter anderem mit der Wiederinbetriebnahme eines erst jüngst stillgelegten Atomkraftwerks gedroht. Seit Sonntag aber gibt es eine Alternative: Die Slowakei erhält jetzt Erdgas aus dem Westen, das über die Transitleitung aus Tschechien kommt. Wie und durch wen die Erdgashilfe für die Slowakei getätigt wird, darüber hat Radio Prag mit Martin Chalupský, dem Sprecher des Unternehmens RWE Transgas in Tschechien, gesprochen.

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Herr Chalupský, woher kommt dieses Erdgas? Aus Deutschland, Frankreich oder aus Norwegen?

„Wir beliefern die Slowakei seit Sonntag um 8.31 Uhr mit eigenen Gasmengen. Das Erdgas für die Slowakei kommt also aus dem RWE-Portfolio und von einigen anderen Lieferanten. RWE liefert dabei täglich mehr als 3,7 Millionen Kubikmeter Erdgas für die Kunden in der Slowakei.“

Bisher hat ja die Slowakei ihr Erdgas nur durch die Leitung aus der Ukraine, also aus dem Osten bezogen. Nun aber ist es umgekehrt und die Slowakei erhält ihr Erdgas aus dem Westen durch eine Leitung aus Tschechien. Waren dafür technische Umbaumaßnahmen erforderlich oder gab es eine zusätzliche Leitung?

„Wir haben unsere Transitpipeline schon seit letzter Woche darauf vorbereitet. Nach dem Gaslieferungsstopp aus Russland haben wir verschiedene technische Maßnahmen durchgeführt. Für die Lieferungen in die Slowakei nutzen wir zurzeit jedoch nur eine Leitung. Von daher sind alle anderen Pipelines durch Tschechien für die erneuten Gaslieferungen aus Russland jederzeit vorbereitet.“

Wie viele Transitleitungen gibt es denn in Tschechien?

Bei der Grenzübergabestation in Lanžhot, einer Übergabestation zwischen der Slowakei und Tschechien, stehen fünf Leitungen zur Verfügung. Davon wird derzeit wie gesagt nur eine für die Lieferungen in die Slowakei genutzt.“

Wie lange kann man die Slowakei vorläufig mit Erdgas aus dem Westen beliefern?

„Wir sind bereit, die Lieferungen bis Ende Januar zu organisieren. Wenn der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine dann immer noch nicht beigelegt sein sollte, dann müsste man über weitere Lieferungen nochmals verhandeln.“

Inzwischen erhält Europa wieder Gas aus Russland: Am Dienstagmittag um 12.00 Uhr MEZ bestätigte der slowakische Wirtschaftsminister Lubomír Jahnátek in Bratislava, dass wieder Druck auf den Pipelines sei. Laut Aussage von Martin Chalupský könne RWE Transgas seine Transitleitung in die Slowakei binnen zwei Stunden wieder auf den Gasfluss aus Russland umstellen.