Russisch-ukrainischer Erdgas-Streit ohne Auswirkungen für Tschechien
Im Streit um höhere Erdgaspreise hat Russland der Ukraine zu Neujahr buchstäblich den Gashahn zugedreht. Ein nicht ganz unproblematisches Unterfangen, wie sich gezeigt hat - schließlich ist die Ukraine für die russischen Erdgasexporte nach Westeuropa das wichtigste Transitland. Während es in vielen europäischen Staaten vorübergehend zu massiven Ausfällen bei den Gaslieferungen kam, war Tschechien nicht betroffen. Thomas Kirschner berichtet.
"Die Tschechische Republik befindet sich an dem Hauptast der Gas-Pipeline, die von Russland über die Slowakei nach Deutschland führt. Grundlegend ist für uns also der Druck, der aus der Slowakei ankommt. Und trotz erheblichen Druckabfalls bei unseren östlichen Nachbarn haben diese weiterhin die vertraglich zugesicherte Menge weitergeleitet und die Lieferungen stabil gehalten."
Der russisch-ukrainische Streit ist noch nicht beigelegt, inzwischen hat die russische Gasprom aber die Einspeisungen wieder erhöht: Zweifel an der Zuverlässigkeit kann sich der Rohstoffexporteur Russland nicht leisten. Der tschechische Industrie- und Handelsminister Milan Urban befürchtet daher auch keine langfristigen Verwerfungen bei den Lieferungen nach Westeuropa:"Diese Gefahr würde nur drohen, wenn die Ukraine dauerhaft illegal Gas abzweigen würde, das für Tschechien und die westeuropäischen Länder bestimmt ist. Ich meine, so einen großen Konflikt kann sich die Ukraine nicht erlauben, denn das wäre ein Konflikt mit der ganzen Europäischen Union."
Gelassenheit demonstrierte auch Regierungschef Jiri Paroubek. Er wies darauf hin, dass Tschechien neben der Pipeline aus Russland noch über andere Erdgas-Quellen verfügt:
"Im Falle von Problemen decken wir den Bedarf aus Norwegen und aus unterirdischen Reserven, die für 60 Tage ausreichen. Die Situation ist unter Kontrolle."
Paroubek sagte dies am Rande eines Treffens mit Präsident Vaclav Klaus, bei dem sich die beiden nicht sonderlich befreundeten Spitzenpolitiker darauf verständigt hatten, ihre Streitigkeiten zu begraben. Auf einen kleinen Zusatz legte Klaus dennoch Wert:
"Der Herr Premier sollte doch noch so liebenswürdig sein und hinzufügen, dass die damalige Regierung Klaus zurecht auch auf das norwegische Gas zurückgegriffen hat, damit das Land nicht von einer einzigen Pipeline zu einhundert Prozent abhängig ist."