Präsident Vaclav Havel für eine kompromisslose Bestrafung der Täter
Die Bereitschaft, sich an die Seite der USA im Kampf gegen den Terrorismus zu stellen, hat die hiesige politische Szene zu einer seltsamen Eintracht vereinigt, die nur die Kommunisten stören. Für die kompromisslose Bestrafung der Täter sprach sich auch Präsident Vaclav Havel aus. Das Wochenende brachte aber nicht nur weitere Reaktionen auf die Ereignisse in den USA, sondern auch die von vielen erhoffte Wiederaufnahme des Flugverkehrs zwischen Prag und der "Neuen Welt". Markéta Maurová fasst zusammen.
Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat sich der tschechische Präsident Vaclav Havel für eine kompromisslose Bestrafung der Täter ausgesprochen, die die Terroranschläge in den USA verübt haben. "Einem Verbrechen muss Strafe folgen. Diese Strafe wird und muss hart sein. Dies ist im Interesse der gesamten Menschheit, die zu erkennen geben sollte, dass einige Dinge nicht gehen", sagte Havel in einem Gespräch mit dem tschechischen Fernsehsender CT. Havel betonte in dem Gespräch, dass Tschechien "aus Solidarität" mit den USA seine Verpflichtungen als NATO-Mitglied erfüllen werde. Über die Solidarität Tschechiens versicherte er auch den US-amerikanischen Botschafter in Prag, Craig Stapleton, mit dem er am Samstag zusammentraf.
Am Samstagabend haben mehrere hundert Menschen in der überfüllten Veits-Kathedrale auf der Prager Burg der Opfer der Terroranschläge gedacht. An dem von Erzbischof Miloslav Vlk und dem evangelischen Senior Pavel Smetana geleiteten ökumenischen Gottesdienst nahmen u.a. der tschechische Präsident Vaclav Havel sowie zahlreiche Angehörige des diplomatischen Korps teil. In seiner Predigt wünschte Vlk den Angehörigen der Opfer Kraft, um die Tragödie zu überstehen. Trauer und Schmerz dürften aber nicht in blinde Vergeltung münden, sagte der katholische Primas.
Die Tschechische Fluggesellschaft CSA hat am Wochenende ihre Flüge in die USA wiederaufgenommen. Das erste Flugzeug erfüllte die Hoffnung vieler der wartenden Reisenden am Samstagabend - allerdings begleitet von einem großen Chaos in Folge der Sicherheitsvorkehrungen. Einige Hundert Passagiere mussten mehrere Stunden auf dem Prager Flughafen warten und sich verschärften Personen- und Gepäckkontrollen unterziehen. Der CSA Sprecher, Daniel Plovajko, bat in diesem Zusammenhang die Passagiere, mit einer Wartezeit von mindestens fünf Stunden zu rechnen. Am Montagmorgen sagte er dem Tschechischen Rundfunk:
"Es sind heute zwei Direktflüge von Prag nach New York vorgesehen, der eine zum Flughafen JFK, der andere nach Newark. Ich bitte die Reisenden, dass sie fünf Stunden vor dem geplanten Abflug zur Abfertigung kommen, und zwar wegen der außerordentlichen Sicherheitsvorkehrungen."
Plovajko geht davon aus, dass am Montag auch alle Reisenden nach Prag zurückkehren können, die wegen der Verkehrsunterbrechung in den USA ausharren mussten.