Was bewegt Tschechien sechs Jahre nach Terroranschlag auf die USA?
Der 11. September 2001 - die Welt gedenkt bereits zum sechsten Mal der Opfer des terroristischen Anschlags auf die USA. Nach diesem Datum wurde oft gesagt und geschrieben: Die Welt werde nie mehr dieselbe sein wie früher. Wo ist die Welt sechs Jahre danach? Und wo ist Tschechien sechs Jahre danach vor dem Hintergrund des aktuellen Geschehens hierzulande?
"Schuld daran, dass sich die Dinge auch nach sechs Jahren nicht zum besseren entwickelt haben, haben sowohl die USA als auch Europa. Die Regierung von George Bush hat die Sache am falschen Ende angepackt,"
sagte heute der politische Kommentator Jan Petranek gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Die stärkste Waffe, der sich die Terroristen bedienen, ist seiner Meinung nach die Angst, die die zivilisierte Welt zur Kapitulation zwingen soll. So geht das aber nicht, sagt Petranek und fügt hinzu:
"Das Wertvollste für den Menschen war Jahrtausende lang die Freiheit. Die bekommt man aber nicht als Geschenk. Um die Freiheit muss man ringen - überall, jeden Tag, auch in Prag, in Tschechien.Das ist etwas, was kein Ende hat."
Gerungen wird in Tschechien derzeit ganz konkret. Der 11. September 2001, wiederholte Terroranschläge und die Radaranlage des US-amerikanischen Raketenabwehrsystems in Tschechien - da lässt sich durchaus eine Verbindung herstellen. Die Einstellung der Tschechen zum Thema "Radar", das seit geraumer Zeit nicht nur Turbulenzen in der politischen Landschaft auslöst, sondern auch die Emotionen in der ganzen Gesellschaft wogen lässt, kann wiederum als eine Art Lakmuspapier für die Wahrnehmung der Gefahr namens Terrorismus gesehen werden.
Lautstark verlangten im Januar dieses Jahres Radargegner ein Referendum bei einer Demo in Prag. Damals wie heute ist laut Umfragen die überwiegende Mehrheit der Tschechen dagegen. Mal sind sie empört nach dem Motto: "40 Jahre haben uns die Russen unsere Natur zerstört. Und jetzt sollen das die Amerikaner machen?" Mal moderat - nach dem Motto: "Ich mag die Amerikaner ganz gerne, will hier aber weder Amerikaner, noch Russen oder irgendjemanden haben." Zu hören gibt es aber auch Meinungen wie diese: "Ich bin dafür, dass eine Radaranlage hierzulande stationiert wird. Wir leben in einer globalisierten Welt, und wenn wir geschützt werden wollen, müssen wir auch selbst einen Beitrag dazu leisten. Das Radar ist das Geringste, was wir dafür tun können."
Ein recht kontroverses Thema also! Doch zumindest diejenigen, die vor allem negative Auswirkungen des Radars auf ihre Gesundheit fürchten, können ruhig schlafen. Für sie hatte dieser Tage der Sonderkorrespondent des Tschechischen Rundfunks, Miroslav Konvalina, direkt von den Marshallinseln, von wo eine US-amerikanische Radaranlage nach Tschechien verlegt werden sollte, folgende Botschaft:
"Auf dem Strand mit der Aussicht auf die Radaranlage sonnen sich die Ehefrauen der Soldaten. Im kristallklaren Wasser der drei Kilometer entfernten, größten Lagune der Marshallinseln baden auch die Kinder des auf der Militärbasis beschäftigten Personals."