Alois Jirasek - 150. Geburtstag
Von: Markéta Maurová
Seinen 150. Geburtstag würde am 23. August Alois Jirasek, der Schöpfer des tschechischen historischen Romans, feiern. Er wurde 1851 im ostböhmischen Städtchen Hronov geboren. Nach dem Abschluss des Gymnasiums musste sich Jirasek zwischen seiner Vorliebe für die Malerei und seinem Interesse an der Geschichte entscheiden. Vor allem praktische und existenzielle Gründe bewogen ihn dazu, Geschichte an der philosophischen Fakultät zu studieren und als Gymnasialprofessor zu wirken. Während seines 14jährigen Aufenthalts am Gymnasium im ostböhmischen Litomysl fand er viele Anregungen für sein literarisches Schaffen und hatte wesentliche Verdienste daran, dass aus dieser Stadt ein bedeutendes Kulturzentrum außerhalb von Prag wurde. Danach wirkte er bis 1909 am Gymnasium in Prag.
Jiraseks umfangreiches literarisches Werk erfasst die gesamte nationale Geschichte seit der mythischen Vorzeit bis zum 19. Jahrhundert. Er konzentrierte sich aber vor allem auf drei bedeutende Etappen der tschechischen Nationalgeschichte: die Hussiten-Zeit; die Periode nach der Schlacht am Weißen Berg, die gerade dank Jiraseks im Bewusstsein der Tschechen als die Zeit der Finsternis gilt; und die Ära der nationalen Wiedergeburt. Erfolgreich waren auch seine Dramen, die am Nationaltheater in Prag aufgeführt wurden.
Den Namen Alois Jirasek kennt hierzulande jeder Absolvent der Grundschule. Schlechter sieht es mit der Kenntnis seines Werks aus. Während Jiraseks Bücher früher zur Pflichtlektüre zählten und in vielen Gesamtausgaben publiziert wurden, wird er heute kaum noch gelesen, aber auch nicht mehr herausgegeben. Die einzige Ausnahme bilden seine "Böhmens alte Sagen". Die Polemik über den künstlerischen Wert seiner Schriften wurde schon zu Jiraseks Lebzeiten geführt. Geschätzt wurde hingegen sein Verdienst an der Popularisierung des Geschichtskonzepts von Frantisek Palacky. Der Literaturkritiker Frantisek Xaver Salda prophezeite bereits 1930 im Nekrolog für den verstorbenen Dichter dessen weiteres Schicksal:
"Jiraseks Werk ist der Gefahr ausgesetzt, dass es überschätzt wird, da seine sekundäre, politische und zeitgemäße Wirkung weit, weit größer ist, als die primäre, die rein dichterische Wirkung. Die Popularität ist nicht von Dauer und kann es nicht sein, denn sie steigt und sinkt mit dem zeitgemäßen, durch und durch aktuellen Bedarf."