Erster BSE-Fall ist nun auch in Tschechien festgestellt worden

Erster BSE-Fall in Tschechien

Die Rinderseuche BSE hat nun auch Tschechien erreicht. Der Verdacht auf Rinderwahnsinn bei einem fünf Jahre und acht Monate alten Tier aus dem südmährischen Dusejov habe sich bei Tests bestätigt, erklärte der tschechische Landwirtschaftsminister Jan Fencl am Freitag. Damit ist die Tschechische Republik das erste Land des früheren "Ostblocks" und nach der Schweiz das zweite Nicht-EU-Land, bei der diese Tierkrankheit aufgetreten ist. Über die Reaktionen und Folgen des ersten BSE-Falls in Tschechien informiert Sie Lothar Martin.

"Er kam, der Schicksalsschlag. Der Rinderwahnsinn ist da. Die Scheiterhaufen mit den Leibern des Viehs. Es entflammte auch die Diskussion darüber, wo wir einen Fehler gemacht haben. Und auch darüber, ob auf uns letztlich nicht nur der menschliche Hochmut gegenüber den Naturgesetzen zurückschlägt." Mit diesen Zeilen wartete die auflagenstärkste tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" in ihrer Samstagausgabe auf, nachdem tags zuvor auch die zweite vom Staatlichen Veterinärinstitut in Jihlava/Iglau vorgenommene Probe an dem fast sechsjährigen Tier positiv ausgefallen war. Eine dritte Gewebeprobe wurde zu weiteren Tests an das Referenzzentrum im baden-württembergischen Tübingen geschickt. Mit der Veröffentlichung des dritten Befunds ist aber nicht vor Donnerstag zu rechnen.

Erster BSE-Fall ist in Tschechien festgestellt worden
Daher wurde noch am Freitag als erste Sofortmaßnahme das Verbrennen aller Tiere des betroffenen Hofs in Südmähren angeordnet. Die Einsatzleute der Feuerwehr hatten keine leichte Arbeit zu verrichten, bis sie in die späten Sonntag-Nachmittagstunden hinein insgesamt sieben Tonnen Fleisch verbrannt hatten. Derweil hatte der übers Wochenende im Kosovo weilende tschechische Ministerpräsident Milos Zeman alle tschechischen Bürger aufgefordert, keine Panikmache aufkommen zu lassen. In der Schweiz zum Beispiel - so Zeman - seien schon 360 BSE-Fälle registriert worden und niemand sei in "Panik oder Hysterie" verfallen. Diesem Beispiel gelte es zu folgen, sagte Zeman.

Auch der Direktor des Staatlichen Veterinäramtes, Josef Holejsovsky, versicherte gegenüber dem Tschechischen Rundfunk, dass kein Grund zu allzu großer Besorgnis bestehe: "Ich bin danach schon befragt worden, ob dieser BSE-Fall nicht nur die Spitze des Eisbergs ist. Das ist er ganz entschieden nicht. Die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens eventuell weiterer erkrankter Rinder ist sehr gering. Sie liegt meiner Meinung nach bei einem Tier auf sieben- bis zehntausend Rindern, möglicherweise wird kein einziger Fall mehr auftreten."

Um das aber herauszufinden, wurde beschlossen, mit den BSE-Tests fortzufahren und sie auf alle 170 000 Schlachtrinder auszudehnen. Bisher seien etwa 10 700 Proben negativ getestet worden. Und auch nur solche getesteten Tiere werden seit Montag von Ungarn importiert. Österreich, Polen, die Slowakei und Litauen hingegen haben ein sofortiges Einfuhrstopp gegen alle Rindfleischlieferungen aus Tschechien verhängt. Bulgarien und die Bundesrepublik Deutschland wiederum wollen noch das Testergebnis des dritten Befundes aus Tübingen abwarten, um auf das erste BSE-Vorkommen in Tschechien zu reagieren. Ähnliches kündigte der tschechische Landwirtschaftsminister Jan Fencl an, der sagte, dass die Tschechische Republik weitere Schritte erst dann unternehmen werde, wenn auch das dritte Testergebnis vorliege. Die Europäische Union wiederum fühlt sich in ihrer Einschätzung bestätigt, die Tschechische Republik in die dritte BSE-Risikogruppe einzuordnen. Tschechien war erst im April dieses Jahres in diese Gruppe, die ein sehr wahrscheinliches BSE-Vorkommen kategorisiert, eingestuft worden. Damals, als noch kein BSE-Fall in Tschechien bekannt war, hatte diese Einstufung geharnischten Protest unter den hiesigen Politikern und Landwirten ausgelöst. Nunmehr aber wäre man froh, wenn sich die Folgeschäden aus dem Nichtverkauf und der Vernichtung von gezüchteten Rindfleischs in überschaubaren Grenzen halten würden.