Sportreport
Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßen Sie Jürgen Webermann und Lothar Martin.
Scheiden tut weh. Doch wenn einer die Lebensbühne verlässt, der weit über die Landesgrenzen hinaus populär und allseits beliebt war, dann ist die Trauer zigtausend-, ja millionenfach. Und weil uns mit Emil Zátopek nicht nur irgendein Olympiasieger, sondern ein schon zu Lebzeiten zur Legende gewordener Sportler für immer verlassen hat, möchten wir den ersten Teil unserer heutigen Sportsendung noch einmal diesem Läuferidol und aufrichtigem Menschen widmen. Danach befassen wir uns mit der gegenwärtigen Situation im tschechischen Eishockey, genauer mit der in der Nationalmannschaft kurz vor Anpfiff des dritten Turniers bei der diesjährigen Euro-Hockey-Tour, dem Baltic Cup in Moskau. Wenn Sie mit uns also in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des tschechischen Sports blicken wollen, dann bleiben Sie einfach dran!
er ihn 1952 bei seinem Triumph im olympischen Marathonlauf von Helsinki gesehen und erlebt habe, wie ihn 60.000 Zuschauer im Stadion enthusiastisch feierten, so Samaranch, da habe er erst begriffen, was der olympische Geist bedeute. Für ihn sei Zátopek nicht nur ein großer Sportler, sondern auch ein bescheidener, aufrichtiger Mensch mit großen inneren Werten gewesen, sagte Samaranch in seiner Rede anlässlich der offiziellen Trauerzeremonie, die zu Ehren des im Alter von 78 Jahren am 21. November verstorbenen Laufwunders Emil Zátopek am Mittwoch im Prager Nationaltheater stattfand. Zum Abschluss seiner Ausführungen verneigte sich Samaranch vor dem flaggenumhüllten Sarg, der auf der Bühne inmitten von Trauerkränzen aus aller Welt stand, und verlieh dem vierfachen Olympiasieger und 18-fachen Weltrekordler im Langstreckenlauf posthum die Pierre de Coubertin-Medaille, die höchste Auszeichnung des Internationalen Olympischen Komitees.
Aber auch andere Redner, die wie die zur Trauerfeier im Nationaltheater erschienenen 600 Ehrengäste Emil Zátopek das letzte Geleit gaben, sparten nicht mit Lobeshymnen und Episoden über den großartigen tschechischen Leichtathleten. So erinnerte der Vorsitzende des tschechischen Leichtathletik-Verbandes Karel Pilný in seiner Abschiedsrede vor allem an die Tatsache, dass Emil Zátopek in einer Zeit lief, wo seine Erfolge noch nicht mittels Fernsehübertragung weltweit transportiert und seine Leistungen weder durch Gönner noch durch Sponsoren gefördert und honoriert wurden. Zátopek errang seine Siege für sein Heimatland und seine Ehre, und die Sportwelt wurde über sie durch Radioreportagen, die Presse und Leinwandaufnahmen informiert, sagte Pilný.
Der Vorsitzende des tschechischen Nationalen Olympischen Komitees, Milan Jirásek, wiederum wusste die Bescheidenheit Zátopeks und die ihm besonders zueigene Menschlichkeit mit einer Episode zu würdigen. Jirásek erzählte, dass Zátopek dem späteren Weltrekordler über 5000 und 10.000 Meter, dem Australier Ron Clarke, eine seiner olympischen Goldmedaillen vermachte, als dieser trotz mehrfachen Anlaufs gescheitert war, einen Olympiasieg zu erringen. Zátopek habe sie ihm geschenkt, weil er spürte, dass sich der Australier diese Medaille für all seine Anstrengungen verdient habe, sagte Jirásek.
Unter den Ehrengästen der Trauerfeier befanden sich neben Politikern, Sportlern und Funktionären auch ehemalige Gegner und Bewunderer des Ausnahmeläufers. Zu den Kontrahenten gehörte der Franzose Alain Mimoun, der von Zátopek 1952 auf der 5-km-Strecke bezwungen wurde. Einer von Zátopeks Bewunderern ist der Finne Lasse Viren, der es zwischen 1972 und 1976 auch auf vier Olympiasiege über die Langstrecken - allerdings nicht über die Marathondistanz - gebracht hat. Auf die Frage von Radio Prag, wie nahe sich Zátopek und Viren standen und in welcher Weise Zátopek auf seinen Landsmann eingewirkt habe, antwortete der Korrespondent der finnischen Tageszeitung "Helsingin Sanomat", Heikki Aittokoski:
Neben den 600 Ehrengästen im Prager Nationaltheater ließen auch viele der rund 2000 Menschen vor dem Gebäude vor einer Großbild-Leinwand, auf der die Trauerzeremonie übertragen wurde, ihrem Schmerz freien Lauf. Und wie bei einem Staatsakt gab es Salut, als der Leichenwagen das Areal verließ. Der große Langstreckenläufer, der auch wegen seiner Kritik am Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen 1968 in Prag zu einem Volkshelden geworden war, wurde am Mittwoch verabschiedet wie ein böhmischer König.
Viele der Trauergäste gingen nach dem Festakt in das Cafe Slavia gegenüber. "Nach einem solchen Ereignis muss man reden", sagte der Journalist Karel Kunc, der mit Zátopek beim Armee-Sportklub Dukla Prag gelaufen war. Und nachdem er sich über die Augen gewischt hat, fügte er leise hinzu: "Jemanden wie Emil wird es nie wieder geben."
Auch wir wollen hiermit Abschied nehmen von dem großartigen Sportsmann und wunderbaren Menschen Emil Zátopek. Dazu lassen wir noch einmal einige Töne der Zimbalmusik erklingen, wie sie von einem Ensemble aus seiner mährischen Heimat während der Trauerfeier vorgetragen wurde.
Nach dieser Verabschiedung eines ganz Großen des Weltsports fällt es nicht leicht, wieder den Blick nach vorn zu richten. Doch auch im Sport geht das Leben weiter, stehen immer neue Wettbewerbe und Herausfordeungen ins Haus. Für die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft ist es das traditionelle Turnier um den Baltic Cup in Moskau, das ab kommenden Freitag auf dem Programm steht. Kurz vor der Bekanntgabe des Kaders für das dritte Kräftemessen innerhalb der diesjährigen Euro-Hockey-Tour hatten wir die Gelegenheit, mit dem Cheftrainer des tschechischen Auswahlteams, Josef Augusta, zu sprechen.
Die tschechische Mannschaft konnte bei den bisherigen zwei Turnieren zur Euro-Hockey-Tour im mährischen Zlín und im finnischen Helsinki erst einen Sieg in der Verlängerung landen und liegt mit nur drei Punkten hinter Finnland, Schweden und Russland abgeschlagen auf dem vierten und letzten Platz. Auf unsere Frage, ob der erneute Aderlass im Land des Weltmeisters, bei dem vor Saisonbeginn wieder die Besten die heimischen Gefilde in Richtung Übersee verlassen haben, mitausschlaggebend für das bisher schwache Abschneiden war, sagte Augusta: "Also selbstverständlich, wenn die Mannschaft solche Spieler verlassen haben wie Torwart Roman Cechmánek, Abwehrrecke Frantisek Kucera oder Stürmerstar David Výborný, dann ist klar, dass solche Führungspersönlichkeiten zunächst fehlen. Und in unserer einheimischen Extraliga wachsen Spieler dieses Formats so schnell nicht nach. Deshalb müssen wir neuen, jüngeren Spielern eine Chance geben, sie testen und aufbauen. Und da ist es nicht eine Frage von nur ein, zwei Turnieren, bis sich die jungen Akteure an das internationale Klima gewöhnt haben und sich dort von ihrer besten Seite zeigen."
Trainer Augusta äußerte uns gegenüber seine gute Hoffnung, dass einige Cracks ihre gemachten Fortschritte schon in Moskau unter Beweis stellen werden und die tschechische Vertretung dort zumindest den ersten Sieg in dieser Saison in der regulären Spielzeit landen wird.